Warum wir uns nicht von sinkenden Schiffen retten

Warum wir nicht loslassen können

Auch schon mal erlebt? Du bist jetzt seit Jahren mit diesem einen Menschen zusammen. Die Partnerschaft ist für den Allerwertesten und das ist dir auch vollkommen bewusst. Anfangs hattest du noch Hoffnung, aber du bist schon lange nicht mehr naiv. Und trotzdem bleibt ihr zusammen oder probiert es noch mal miteinander. Zum zehnten Mal.

Warum? Weil ihr doch nun schon so viel versucht habt! Das wäre ja alles umsonst gewesen, wenn ihr jetzt einfach „leichtfertig“ Schluss machen und anerkennen würdet, dass zwar viele ineinander, aber bei weitem nicht alle zueinander passen.

Die Denkfalle mit den versunkenen Kosten

Das ist kein unbekanntes Phänomen, sondern eine typische Denkfalle, in die wir alle tappen. In der Börsenpsychologie kennt man sie als „Sunk Cost Fallacy“ – der Irrtum mit den versunkenen Kosten. Das geht Denkmuster trifft jedoch nicht nur auf finanzielle Investments zu. Kosten können hier nicht nur Geld sondern auch Hoffnung, Liebe, Zeit oder jede andere Ressource sein, die dir einfällt.

Je mehr wir bereits in ein „Unternehmen“ (Beziehung, Idee, Projekt, …) investiert haben, desto größer erscheint uns der Verlust, wenn wir jetzt ohne Erfolg aussteigen würden. Ergo bleiben wir lieber auf dem sinkenden Schiff und verlieren auch noch den Rest. Weil wir immer noch die vollkommen obskure Hoffnung nähren, unseren Verlust am Ende doch noch wieder reinholen zu können.

Aus dem gleichen Grund verzocken Spieler auch noch ihren letzten Cent an einem Tag, an dem Fortuna ihnen einfach nicht hold ist, anstatt auszusteigen, sich den Verlust einzugestehen und ihn damit zu begrenzen. Je mehr sie bereits verloren haben, desto dringender wird das Bedürfnis, mit einem Gewinn den bisherigen Verlust wieder hereinzuholen. Ergebnis in fast allen Fällen: der Verlust wird immer größer.

Das Problem: in dem Moment, in dem wir den Verlust anerkennen und die Notbremse ziehen, steht der Verlust fest. Er kann dann nicht mehr wegdiskutiert oder rückgängig gemacht werden. Das tut weh und das versuchen wir tunlichst zu vermeiden. Bis zu diesem Zeitpunkt können wir noch hoffen und tun es, was das Zeug hält. Oft mit katastrophalen Folgen.

Paradoxerweise werden durch diesen Denkfehler häufig gerade die Wege gestützt, die sich bereits bewiesenermaßen als Irrwege herausgestellt haben.

„Jetzt haben wir schon 10 Millionen Euro in die Entwicklung neuer Plattenspieler gesteckt, da hören wir doch nicht einfach damit auf, nur weil sie keiner mehr kaufen will, wo es jetzt die CD gibt. Ja wo kämen wir denn da hin?“

Wie müsste dieser Satz in Bezug auf deine Beziehung lauten?

Mir ist das auch passiert

Ich selbst bin der Sunk Cost Fallacy auch aufgesessen. Und zwar heftig. Als vor vielen Jahren klar ersichtlich wurde, dass meine erste kleine Firma nicht mehr zu retten war, habe ich doppelt so hart gearbeitet und auch noch mein letztes Geld investiert (eigentlich war es da schon gar nicht mehr meins), um die drohende Pleite doch noch abzuwenden.

Ergebnis: Ich habe nicht nur meiner Gesundheit erheblich geschadet, sondern auch einen ganzen Batzen Geld mehr verloren, als nötig gewesen wäre. Aber habe erstmal die Traute, rechtzeitig auszusteigen und deine Verluste zu begrenzen. Da kann dir noch so sehr klar sein, wohin die Reise geht. Und das wusste ich schon Monate vorher. Besonders würzig wird’s, wenn du keine Alternativen oder Perspektiven zum Dranbleiben siehst.

Natürlich gibt es auch die Fälle, in denen sich das Dranbleiben lohnt. Teil der Kunst im Alltag ist es, hier unterscheiden zu lernen. Leider tendieren die meisten von uns heftig dazu, sich selbst zu verarschen. Wenn du hier unterscheiden lernen möchtest, um zukünftig bessere Entscheidungen zu treffen, dann bitte mit gesundem Menschenverstand UND Intuition. Aber bitte nicht ausschließlich nach dem Prinzip Hoffnung. Hoffnung ist nämlich ein zweischneidiges Schwert. Ein teuflisch scharfes noch dazu.

Gesunde und maligne Hoffnung

Versteh mich bitte richtig: Hoffnung ist toll. Wenn sie durch vernünftiges Denken geerdet und – sofern du Wunschdenken und Angst von Intuition unterscheiden kannst – mit dem eigenen Bauchgefühl abgeglichen wird. Ansonsten rate ich dir dringend von Hoffnung ab. Sie führt dazu, dass wir in schädlichen Situationen verharren oder auch noch unsere letzten Reserven unnötig verbrennen, weil wir uns davor fürchten, dem bereits erlittenen Verlust in die toten Augen zu sehen.

Was du investiert hast, ist in den meisten Fällen ohnehin futsch. Es liegt an dir, deine Verluste zu begrenzen und rechtzeitig laut Stopp! zu rufen. In vielen Fällen ist es sinnvoller, mit einem blauen Auge davon zu gehen, anstatt sich auch noch die Rippen und den Kiefer brechen zu lassen. Metaphorisch gesprochen.

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