by Andreas Gauger

Narzisstischer Geschäftspartner: Wenn Zusammenarbeit zum Minenfeld wird

Narzissmus am Arbeitsplatz

Der Anruf deines Steuerberaters kommt Freitagnachmittag. "Ihr Geschäftspartner hat einen Kredit aufgenommen. Über die GmbH. 50.000 Euro."

"Moment - ohne meine Zustimmung?"

"Sie sind beide einzelvertretungsberechtigt, erinnern Sie sich? Das haben Sie bei der Gründung so vereinbart. Für die operative Flexibilität."

Operative Flexibilität. Damals klang das sinnvoll. Ihr wolltet handlungsfähig sein. Keine Blockaden. Gegenseitiges Vertrauen. Jetzt haftest du für eine Viertelmillion, von der du bis eben nichts wusstest.

Du versuchst ihn zu erreichen. Seine Stimme am Telefon, geschäftsmäßig heiter: "Hey Partner! Bin beim Kunden. Ruf später zurück!"

Er weiß, dass du weißt. Dieses Später wird nie kommen. Das ist seine Art. Fakten schaffen, abtauchen, warten bis sich der Sturm legt.

Willkommen in der Hölle der narzisstischen Geschäftspartnerschaft. Wo 50/50 nur auf dem Papier existiert. Wo deine Mit-Haftung für seine Alleingänge rechtlich bombenfest ist. Wo "Partner" das zynischste Wort im ganzen Gesellschaftsvertrag ist.

Was du in diesem Artikel erfährst:

  • Warum die 50/50-Falle bei narzisstischen Partnern zum Verhängnis wird
  • Wie die Arbeitsteilung zur Machtwaffe wird (besonders wenn er die Finanzen kontrolliert)
  • Weshalb du für seine Alleingänge mit haftest - rechtlich völlig legal
  • Warum dein Nervensystem bei finanzieller Bedrohung aussetzt
  • Wie du die Kontrolle behältst, wenn alles auf dem Spiel steht

Wenn "gemeinsam" zur Farce wird

Bei einem narzisstischen Geschäftspartner ist nichts, wie es im Gesellschaftsvertrag steht.

Die schöne Theorie von gleichberechtigter Partnerschaft trifft auf die hässliche Realität von Machtspielchen, Alleingängen und finanzieller Geiselnahme. Du dachtest, ihr seid ein Team. Er wusste von Anfang an: Es gibt nur einen Gewinner.

Die 50/50-Falle: Gleichberechtigung als Geiselnahme

50% klingt fair. Klingt gerecht. Klingt nach Augenhöhe. In der Realität mit einem narzisstischen Partner ist es die perfekte Pattsituation.

Er kann nichts ohne dich entscheiden. Du nichts ohne ihn. Theoretisch. Praktisch macht er, was er will - siehe Kredit. Und wenn du was willst? "Das müssen wir diskutieren." Diskutieren heißt: Er blockiert. So lange, bis du aufgibst.

Die wichtige Investition in neue Software? "Zu teuer." Die Kündigung des unfähigen Mitarbeiters (sein Kumpel)? "Zu voreilig." Die Transparenz bei den Finanzen? "Zu kompliziert." Alles wird zur Grundsatzdebatte. Alles wird personal. Alles wird zum Machtkampf.

Du könntest vor Gericht gehen. Gesellschafterstreit. Mindestens ein Jahr. Mindestens 30.000 Euro Anwaltskosten. Währenddessen liegt die Firma brach. Die Kunden springen ab. Am Ende habt ihr beide verloren. Er weiß das. Du weißt das. Schachmatt.

Gemeinsame Haftung: Russisch Roulette mit deiner Existenz

Als Geschäftsführer haftest du. Für alles. Auch für seine Entscheidungen. Auch für die, von denen du nichts weißt.

  • Die Steuernachzahlung, weil er die Umsatzsteuer "kreativ" abgerechnet hat? Du haftest mit.
  • Der Kunde, der Schadensersatz fordert, weil er unmögliche Zusagen gemacht hat? Du haftest mit.
  • Die Abmahnung wegen seiner "genialen" Marketing-Aktion? Du haftest mit.

"Aber ich wusste nichts davon!" Interessiert keinen. Geschäftsführerhaftung ist Geschäftsführerhaftung. Du hättest wissen müssen. Kontrollieren müssen. Verhindern müssen.

Nachts liegst du wach und fragst dich: Was macht er gerade? Welche Verträge unterschreibt er? Welche Risiken geht er ein? Mit deinem Namen. Deinem Privatvermögen. Deiner Zukunft.

Die vier Masken eines narzisstischen Geschäftspartners - mindestens

Du erkennst sie nicht am ersten Tag. Nicht im ersten Monat. Narzisstische Geschäftspartner sind Meister der Tarnung. Erst wenn du schon zu tief drinsteckst, fällt die Maske. Aber dann ist es meist zu spät. Die Verträge sind unterschrieben, das Geld investiert, die Kunden akquiriert. Du sitzt in der Falle.

Die folgenden Kategorien sind vereinfachte Darstellungen, die dir erste Hinweise geben können - sie dienen aber nicht dazu, jemandem eine "Narzisstische Persönlichkeitsstörung" zu diagnostizieren.

Der "Big Deal"-Blender

Immer ist das nächste große Ding in Reichweite. Der Millionen-Deal. Der Game-Changer. Der Durchbruch. "Ich hatte gestern ein Gespräch..." Pause für Effekt. "Kann noch nichts sagen, aber wenn das klappt..."

Es klappt nie. Aber es ist immer kurz davor. So kurz, dass ihr jetzt investieren müsst. Expandieren. Personal einstellen. Kredite aufnehmen. "Wir müssen bereit sein, wenn es losgeht!"

Seine LinkedIn-Posts lesen sich wie Erfolgsgeschichten. "Proud to announce..." "Excited to share..." Nur dass die angekündigten Partnerschaften im Sand verlaufen. Die revolutionären Produkte nie marktreif werden. Die bahnbrechenden Kooperationen sich in Luft auflösen.

Aber da ist schon der nächste Deal am Horizont. Noch größer. Noch vielversprechender. Und du? Du willst aussteigen, aber was, wenn diesmal...? Was, wenn du kurz vor dem Durchbruch aufgibst?

Der Blockierer

Dieser Typ macht nichts. Wirklich nichts. Aber er verhindert alles.

Neue Marketingstrategie? "Zu riskant." Prozessoptimierung? "Zu kompliziert." Kundentermin? "Keine Zeit."

Seine Superkraft ist das Aussitzen. Jede Initiative versandet. Jede Energie verpufft. Du rennst dich wund an seiner Passivität.

Das Perfide: Nach außen ist er der Vernünftige. Der Bedachte. Der, der "die Risiken sieht". Du bist der Ungeduldige. Der Übermotivierte. Der, der "immer alles ändern will".

Gleichzeitig kassiert er 50% der Gewinne. Für seine wertvolle Funktion als Bremse. Als Verhinderer. Als der, der die Firma vor deinen "überstürzten Entscheidungen" bewahrt.

Der Informations-Monopolist

"Das musst du nicht wissen. Ist mein Bereich."

Die Finanzen? Sein Bereich. Die wichtigen Kundenkontakte? Sein Bereich. Die Zugänge zu den Online-Banking? Die Passwörter zu den wichtigen Accounts? Der Kontakt zum Steuerberater? Alles sein Bereich.

Du machst die Arbeit. Er hat die Kontrolle. Du kennst jeden Arbeitsschritt im Projekt. Er kennt jeden Cent auf dem Konto. Wer hat hier die wirkliche Macht?

Wenn du nach Transparenz fragst: "Vertraust du mir nicht?" Die emotionale Erpressung. Als wäre Kontrolle wollen ein Vertrauensbruch. Als wäre Einblick fordern eine Beleidigung.

Manchmal zeigt er dir Zahlen. Ausdrucke. Screenshots. Immer nur Ausschnitte. Nie das ganze Bild. "Läuft gut", sagt er. Oder: "Wird eng diesen Monat." Du musst ihm glauben. Was bleibt dir anderes übrig?

Die Wahrheit erfährst du häppchenweise. Vom Steuerberater. Von der Bank. Von Lieferanten, die auf Zahlung warten. Immer bist du der Ahnungslose. Der, der von nichts wusste. Der Trottel in seiner Inszenierung.

Der Schatten-Spieler

Dieser Typ ist nie da, wenn Entscheidungen anstehen. Aber hinterher war er immer dagegen.

"Den Vertrag hätte ich so nie unterschrieben." Aber wo war er beim Verhandlungstermin? "Verhindert."

"Die Investition war überstürzt." Aber beim Entscheidungsmeeting? "Du hast mich nicht richtig eingebunden."

Er dokumentiert deine Fehler. Sammelt Beweise. Baut sein Narrativ: Du bist der Chaot, er der Retter. Du machst Fehler, er hätte es besser gewusst. Immer im Nachhinein. Immer ohne eigenes Risiko.

Gleichzeitig trifft er Entscheidungen im Schatten. Nebenabreden mit Kunden. Deals mit Lieferanten. Immer knapp an der Grenze dessen, was er darf. Immer mit der Ausrede: "War eine spontane Gelegenheit."

Diese Alleingänge erfährst du zufällig. Der Kunde, der sich auf Zusagen beruft, die du nie gemacht hast. Der Lieferant, der Konditionen nennt, von denen du nichts weißt. Dein Partner? Achselzucken. "Dachte, ich hätte es erwähnt."

Die Zange, in der du feststeckst

Die Methoden narzisstischer Geschäftspartner sind subtiler als rohe Gewalt, aber nicht weniger zerstörerisch.

Sie nutzen die Strukturen, die ihr gemeinsam geschaffen habt, als Waffen gegen dich. Das Perfide: Alles ist legal. Alles ist im Rahmen des Gesellschaftsvertrags. Und trotzdem fühlst du dich wie in einem Würgegriff.

50/50-Lähmung: Wenn nichts mehr geht

Jede wichtige Entscheidung braucht zwei Unterschriften. Seine und deine. Klingt demokratisch. Ist die Hölle.

Du willst den unfähigen Entwickler kündigen? "Der braucht nur mehr Zeit." Du willst in neue Technik investieren? "Jetzt nicht." Du willst die Preise anpassen? "Zu riskant."

Immer ist er dagegen. Nicht laut. Nicht aggressiv. Einfach nur: "Lass uns nochmal drüber reden." Reden heißt: Das Thema totquatschen. Bis du aufgibst. Bis die Gelegenheit vorbei ist. Bis es zu spät ist.

Aber wenn er was will? Dann ist plötzlich Eile geboten. "Das müssen wir JETZT entscheiden!" Der Druck. Die Deadline. Die einmalige Chance. Und wenn du zögerst: "Du blockierst die Firma!"

Gefährliche Arbeitsteilung: Dein Blindflug

"Ich mache Finanzen und Vertrieb, du machst Produktion und Entwicklung." Klingt nach sinnvoller Aufgabenteilung. Ist dein Todesurteil.

Er kontrolliert das Geld. Sieht jeden Cent, der reinkommt. Jeden, der rausgeht. Du siehst Zahlen, wenn er sie dir zeigt. Excel-Sheets, die alles und nichts bedeuten können.

"Wir sind knapp bei Kasse." Stimmt das? Keine Ahnung. "Der Großkunde zahlt nächste Woche." Tut er das? Du hoffst es. "Die Marge ist zu dünn." Ist sie das? Du musst ihm glauben.

Du bist blind. Arbeitest im Dunkeln. Triffst Entscheidungen basierend auf Informationen, die er filtert. Die er färbt. Die er zurückhält.

Wenn du Einblick forderst: "Das ist mein Bereich. Vertraust du mir nicht?" Die emotionale Erpressung. Als wäre Transparenz ein Vertrauensbruch. Als wäre Kontrolle eine Beleidigung.

Informationsasymmetrie als Machtmittel

Er weiß alles. Du weißt, was er dich wissen lässt.

Die wichtige Mail vom Großkunden? "Ach, die kam gestern. Vergessen weiterzuleiten." Der Anruf vom Investor? "War nichts Wichtiges." Das Meeting mit dem Steuerberater? "Nur Routine."

Immer bist du einen Schritt hinterher. Immer fehlt dir ein Puzzleteil. Du triffst Entscheidungen im Nebel, während er die komplette Landkarte hat.

Wenn später was schiefgeht: "Hättest du mich gefragt..." Aber du wusstest ja nicht mal, dass es etwas zu fragen gibt. Du wusstest nicht, was du nicht weißt.

Diese Macht nutzt er chirurgisch. Lässt dich auflaufen. Lässt dich Fehler machen. Um dann der Retter zu sein. Der, der "den Überblick behält". Der, ohne den die Firma nicht funktioniert.

Haftungsfallen: Du unterschreibst, du blutest

"Unterschreib mal schnell, ist nur Formsache." Der Stapel Papiere. Der Zeitdruck. Das Vertrauen, das du noch hast. Oder hatte.

Bürgschaften. Darlehensverträge. Lieferantenvereinbarungen. Alles mit deiner Privatehaftung. "Brauchen wir für die Bank." "Ist nur pro forma." "Mach ich auch."

Macht er nicht. Oder anders. Mit Hintertürchen. Mit Klauseln, die ihn schützen. Während du voll im Risiko stehst.

Monate später kommt der Brief. Die Forderung. Die Mahnung. Deine Unterschrift prangt darunter. Seine? Fehlt. Oder ist anders formuliert. Beschränkt. Abgesichert.

"Das hast du doch gelesen vor dem Unterschreiben?" Hast du. Aber nicht verstanden. Nicht die Tragweite gesehen. Ihm vertraut, als er sagte: "Ist Standard."

Gewinnverteilung bei ungleicher Leistung

Er macht 20% der Arbeit. Wenn überhaupt. Du rackerst dich ab. 60-Stunden-Wochen. Wochenenden. Nächte.

Am Monatsende: 50/50. Gleichverteilung.

"Wir sind doch Partner." Ja, auf dem Papier. In der Realität bist du der Packesel und er der Passagier.

Du könntest die Verteilung ändern. Theoretisch. Bräuchte nur seine Zustimmung. Die er nie geben wird. Warum sollte er?

Also machst du weiter. Weil einer muss es ja machen. Weil die Firma sonst untergeht. Weil die Kunden sonst abspringen. Du hältst den Laden am Laufen. Er kassiert die Hälfte fürs Dabeisein.

Warum du immer nachgibst: Sunk-Cost-Fallacy trifft auf Nervensystem

Die Erkenntnis trifft dich beim Steuerberater. Er zeigt dir die Zahlen. Was du investiert hast. Zeit. Geld. Drei Jahre deines Lebens. 180.000 Euro Privatvermögen. Unzählige Wochenenden. Beziehungen, die daran zerbrochen sind.

"Ich kann jetzt nicht aussteigen", sagst du. "Nicht nach allem, was ich reingesteckt habe."

Er nickt. Kennt das. Sieht es ständig. Die Sunk-Cost-Falle - je mehr du investiert hast, desto schwerer wird der Ausstieg. Rational weißt du: Was weg ist, ist weg. Emotional fühlst du: Noch ein bisschen, dann kommt der Durchbruch.

Aber da ist noch mehr. Etwas Tieferes. Körperlicheres.

Der Mechanismus in deinem Körper

Wenn dein Partner droht - "Dann mache ich alleine weiter" - passiert etwas in dir. Keine bewusste Entscheidung. Ein Reflex.

Dein Nervensystem scannt: GEFAHR! Verlust droht! Die Jahre umsonst! Das Geld weg! Der Ruf ruiniert!

Adrenalin flutet deinen Körper. Der Puls rast. Die Kehle schnürt sich zu. Dein präfrontaler Cortex - zuständig für rationale Entscheidungen - fährt runter. Das Stammhirn übernimmt.

Kampf oder Flucht. Aber du kannst weder kämpfen noch fliehen. Also: Erstarrung. Nachgeben. "Okay, versuchen wir es nochmal."

Die doppelte Geiselnahme

Er hat dich zweifach in der Hand:

  • Finanziell: Dein Geld steckt drin. Deine Bürgschaften. Deine Haftung. Ein Ausstieg würde dich ruinieren.
  • Neurobiologisch: Dein Körper ist auf Überleben programmiert. Verluste wiegen schwerer als Gewinne. Die Angst vor dem, was du verlierst, ist größer als die Hoffnung auf das, was du gewinnen könntest.

Diese Kombination macht dich steuerbar. Berechenbar. Er muss nur mit dem Verlust drohen, und dein System springt an. Jedes Mal. Wie ein dressierten Reflex.

Und die vielleicht bitterste Erkenntnis

Diese Erkenntnis ist wichtig. Sie zeigt dir, warum du immer wieder nachgibst. Warum du bleibst, obwohl du gehen solltest. Es ist nicht Schwäche. Es ist Biologie.

Aber sie ändert nichts an der rechtlichen Realität. An den Verträgen. An der Haftung. An den 50.000 Euro Kredit.

Du kannst jetzt verstehen, warum du in der Falle sitzt. Aber du sitzt immer noch drin.

Warum dein Kopf bei Geld aussetzt

Dein Nervensystem kennt keinen Unterschied zwischen einem Säbelzahntiger und einer Insolvenz. Bedrohung ist Bedrohung. Und finanzielle Bedrohung? Die trifft dich direkt im Überlebensinstinkt.

Reiz → Verarbeitung → Reaktion

Warum dein Kopf bei Geld aussetzt

Dein Nervensystem kennt keinen Unterschied zwischen einem Säbelzahntiger und einer Insolvenz. Bedrohung ist Bedrohung. Und finanzielle Bedrohung? Die trifft dich direkt im Überlebensinstinkt.

Reiz: Die finanzielle Pistole an deinem Kopf

"Wenn du jetzt aussteigst, ist die Firma tot. Die Kunden weg. Dein Investment futsch."

Er sagt es ruhig. Sachlich. Keine Drohung. Nur eine Tatsachenfeststellung. Aber dein Körper hört: GEFAHR! VERLUST! EXISTENZBEDROHUNG!

Oder subtiler: Die Excel-Tabelle mit den roten Zahlen. "Wird eng diesen Monat." Der Anruf von der Bank. "Wir müssen über die Kreditlinie sprechen." Jeder dieser Reize ist ein Trigger. Ein Alarmsignal für dein System.

Verarbeitung: Panik übernimmt das Steuer

In Millisekunden passiert Folgendes:

Deine Amygdala schlägt Alarm. Die HPA-Achse springt an. Stresshormone fluten deinen Körper. Cortisol. Adrenalin.

Gleichzeitig fährt dein präfrontaler Cortex runter. Der Teil, der rechnen kann. Der Optionen abwägt. Der langfristig denkt. Weg. Ausgeschaltet.

Was übernimmt? Das Stammhirn. Der älteste Teil. Der, der nur eine Frage kennt: Überleben oder sterben?

In diesem Zustand kannst du nicht klar denken. Kannst keine komplexen Entscheidungen treffen. Kannst nur reagieren. Kampf, Flucht oder Erstarrung.

Reaktion: Du gibst nach. Immer wieder.

"Okay, machen wir deinen Vorschlag."

Die Worte kommen automatisch. Dein Mund sagt sie, bevor dein Verstand mitbekommt, was passiert. Hauptsache, die Bedrohung verschwindet. Hauptsache, die Firma überlebt. Hauptsache, nicht alles verlieren.

Später, wenn der Adrenalinspiegel sinkt, kommt die Reue. War das die richtige Entscheidung? Warum habe ich nachgegeben? Warum immer ich?

Aber beim nächsten Mal? Gleicher Reiz. Gleiche Verarbeitung. Gleiche Reaktion. Ein Teufelskreis, aus dem du mit Willenskraft nicht rauskommst. Weil Willenskraft gegen Biologie auf Dauer immer verliert.

Die echt "echte" Wahrheit: Ohne innere Ruhe bist du verloren

Die Wahrheit ist brutal: In dieser Konstellation mit einem narzisstischen Geschäftspartner hast du nur verloren, wenn du nicht bei dir bleiben kannst. Jede Entscheidung aus Panik macht es schlimmer. Jeder Deal aus Angst bindet dich tiefer. Jede Unterschrift aus Druck kostet dich mehr.

Der Teufelskreis der Angst-Entscheidungen

Du kennst das Muster:

Er droht mit Eskalation. Dein System springt in den Panikmodus. Du gibst nach, unterschreibst, stimmst zu. Kurzfristige Erleichterung.

Dann die Konsequenzen. Neue Verbindlichkeiten. Tiefere Verstrickung. Mehr Abhängigkeit. Die nächste Erpressung wird leichter für ihn. Dein Spielraum wird enger.

Jede Angst-Entscheidung macht die nächste wahrscheinlicher. Du gräbst dein eigenes Grab. Schaufel für Schaufel. Unterschrift für Unterschrift.

Der körperliche Preis der Daueranspannung

Diese permanente Alarmbereitschaft ist kein Psychokram. Es ist messbare Biologie, die dich krank macht.

💡 Eine Studie von Kivimäki et al. (2012) im Lancet zeigte: Menschen in toxischen Arbeitssituationen mit hohem Stress und geringer Kontrolle haben ein um 23% erhöhtes Herzinfarktrisiko. Die chronische Cortisolausschüttung schädigt die Blutgefäße, schwächt das Immunsystem und führt zu Entzündungsprozessen im ganzen Körper. Dein narzisstischer Geschäftspartner gefährdet nicht nur dein Vermögen - er gefährdet deine Gesundheit.

Die Symptome kennst du schon: Der Blutdruck, der nicht mehr runtergeht. Die Schlafstörungen. Die Magenschmerzen. Der Tinnitus, der nach stressigen Meetings anfängt. Dein Körper führt Protokoll. Jede Erpressung, jede Drohung, jeder Machtkampf hinterlässt Spuren. Nicht nur in deinem Kontostand. In deinen Zellen.

Was du wirklich bräuchtest

Einen klaren Kopf, wenn er eskaliert. Ruhe, wenn er droht. Überblick, wenn er Druck macht.

Die Fähigkeit zu sagen: "Ich entscheide das morgen." Und dann wirklich bis morgen zu warten. Nicht die Nacht durchwälzen. Sondern schlafen. Aufwachen. Mit klarem Kopf entscheiden.

Die Souveränität zu sagen: "Dann lass es uns vor Gericht klären." Ohne dass dein Herz rast. Ohne dass deine Hände zittern. Als wäre es eine Geschäftsentscheidung, keine Lebenskrise.

Die innere Freiheit zu akzeptieren: "Ja, ich verliere Geld. Ja, es wird wehtun. Aber es ist der Preis für meine Freiheit."

Warum du das (noch) nicht kannst

Dein Nervensystem ist nicht dafür gemacht. Es ist auf Überleben programmiert, nicht auf strategische Geschäftsentscheidungen unter Druck.

Ohne Training reagierst du immer gleich. Der Stress kommt, die Biologie übernimmt, du gibst nach. Das ist keine Schwäche. Das ist Menschsein.

Aber es macht dich zur perfekten Beute. Für jeden, der deine Knöpfe kennt. Der weiß, wie er dich triggern kann. Der deine Ängste als Hebel nutzt.

In dieser Situation - rechtlich gefangen, finanziell verstrickt, emotional erpressbar - bist du ohne innere Stabilität komplett ausgeliefert. Seinem Gutdünken. Seinen Launen. Seiner Gnade.

Wenn du endlich draußen bist

Zeitsprung: Ein Jahr später. Wieder beim Anwalt.

"Er fordert 200.000 Euro Abfindung", sagt er. "Das ist Wucher."

"Ich zahle."

"Wir können das anfechten..."

"Ich will nicht anfechten. Ich will raus."

Der Unterschied zu früher? Dein Puls bleibt bei 70. Deine Hände sind ruhig. Die 200.000 siehst du nicht als Verlust. Du siehst sie als Preis. Den Preis deiner Freiheit.

Du unterschreibst. Nicht aus Panik. Aus Klarheit.

Was ist passiert? Du hast gelernt, dein Nervensystem zu regulieren. Wenn er eskaliert, bleibst du ruhig. Nicht gespielt ruhig - wirklich ruhig. Wenn er droht, erkennst du das Spiel, aber spielst nicht mit.

Diese Souveränität kam nicht über Nacht. Monate des Trainings. Des Übens. Des Scheiterns und Wieder-Aufstehens. Aber jetzt ist sie da.

Draußen vor der Kanzlei atmest du tief durch. Ja, du bist 200.000 Euro ärmer. Aber du bist frei. Und diese Fähigkeit - souverän zu bleiben, wenn andere eskalieren - die nimmt dir keiner mehr.

Genau diese innere Souveränität macht den Unterschied zwischen Gefangensein und Freiheit. Nicht Tipps und Tricks, die nach drei Tagen verpuffen. Sondern die tiefe Umprogrammierung deines Nervensystems. Die Arbeit an den automatischen Reaktionen, die dich bisher steuerbar gemacht haben.

Nach über 10.000 Coachingstunden mit Menschen in jeder Art von toxischer Beziehung kann ich dir versichern: Das ist keine Theorie. Das ist ein trainierbarer, neurologischer Prozess. Reiz → Verarbeitung → Reaktion. Und genau an dieser Verarbeitung setzen wir im Coaching an:

Klare Grenzen, Innere Ruhe.
Das Coaching-Programm.

Tiefer eintauchen

Seit über 13 Jahren begleite ich Menschen dabei, sich aus toxischen Beziehungen zu befreien, gesündere Beziehungs-Entscheidungen zu treffen und wieder ganz zu sich selbst zu finden.

Meine Methode verbindet die effektivsten Ansätze aus Coaching, Persönlichkeitsentwicklung, buddhistischer und allgemeiner Psychotherapie, Taoismus, Stoizismus und Resilienzforschung.

Wenn du diesen Weg selbst gehen möchtest, freue ich mich darauf, dich kennenzulernen.

Andreas