by Andreas Gauger

Narzisstischer Geschäftspartner: Wenn Zusammenarbeit zum Minenfeld wird

Narzissmus am Arbeitsplatz

Der Anruf vom Steuerberater kommt Freitagnachmittag. "Ihr Geschäftspartner hat einen Kredit aufgenommen. Über die GmbH. 50.000 Euro."

"Moment - ohne meine Zustimmung?"

"Sie sind beide einzelvertretungsberechtigt. Das haben Sie bei der Gründung so vereinbart."

Operative Flexibilität. Damals klang das sinnvoll. Handlungsfähig bleiben. Keine Blockaden. Vertrauen. Jetzt haftest du für 50.000 Euro, von denen du bis eben nichts wusstest.

Du versuchst ihn zu erreichen. "Hey Partner! Bin beim Kunden. Ruf später zurück!"

Er weiß, dass du es weißt. Dieses Später wird nie kommen. Fakten schaffen, abtauchen, warten bis sich der Sturm legt. Seine bewährte Methode.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Warum die 50/50-Falle bei narzisstischen Partnern zum Verhängnis wird
  • Wie er die Finanzkontrolle als Machtwaffe nutzt
  • Was in deinem Nervensystem passiert, wenn alles auf dem Spiel steht
  • Warum du immer wieder nachgibst (es ist nicht Schwäche - es ist Biologie)
  • Wie du die innere Ruhe findest, um klare Entscheidungen zu treffen

Die 50/50-Falle: Wenn Gleichberechtigung zur Pattsituation wird

50% klingt fair. Nach Partnerschaft. Nach Augenhöhe. Mit einem narzisstischen Partner wird es zur perfekten Blockade.

Er kann nichts ohne dich entscheiden. Du nichts ohne ihn. Theoretisch. Praktisch macht er, was er will - siehe Kredit. Und wenn du was willst? "Das müssen wir diskutieren." Diskutieren heißt: Er blockiert, bis du aufgibst.

Die Software-Investition? "Zu teuer." Die Kündigung seines unfähigen Kumpels? "Zu voreilig." Transparenz bei den Finanzen? "Zu kompliziert."

Du könntest klagen. Gesellschafterstreit. Ein Jahr Prozess, 30.000 Euro Anwaltskosten, die Firma liegt brach. Am Ende habt ihr beide verloren. Er weiß das. Du weißt das. Schachmatt.

Gemeinsame Haftung: Du unterschreibst, du haftest

Als Geschäftsführer haftest du. Für alles. Auch für seine Entscheidungen. Auch für die, von denen du nichts weißt.

Die Steuernachzahlung, weil er die Umsatzsteuer "kreativ" abgerechnet hat? Du haftest mit. Der Kunde, der Schadensersatz fordert, weil er unmögliche Zusagen gemacht hat? Du haftest mit. Die Abmahnung wegen seiner Marketing-Experimente? Du haftest mit.

"Aber ich wusste nichts davon!" Interessiert niemanden. Du hättest wissen müssen. Kontrollieren müssen. Verhindern müssen.

Nachts liegst du wach. Was macht er gerade? Welche Verträge unterschreibt er? Mit deinem Namen. Deinem Privatvermögen. Deiner Zukunft.

Die vier Masken eines narzisstischen Geschäftspartners

Du erkennst sie nicht am ersten Tag. Nicht im ersten Monat. Erst wenn du schon zu tief drinsteckst, zeigt sich das wahre Gesicht. Die Verträge sind unterschrieben, das Geld investiert, die Kunden akquiriert. Du sitzt in der Falle.

Der "Big Deal"-Blender

Immer ist das nächste große Ding in Reichweite. Der Millionen-Deal. Der Durchbruch. "Ich hatte gestern ein Gespräch..." Pause für Effekt. "Kann noch nichts sagen, aber wenn das klappt..."

Es klappt nie. Aber es ist immer kurz davor. So kurz, dass ihr jetzt investieren müsst. Expandieren. Personal einstellen. "Wir müssen bereit sein!"

Seine LinkedIn-Posts? "Proud to announce..." Nur dass die Partnerschaften versanden. Die Produkte nie fertig werden. Alles löst sich in Luft auf.

Aber da ist schon der nächste Deal. Noch größer. Und du? Du willst raus, aber was, wenn diesmal...?

Der Blockierer

Dieser Typ macht nichts. Aber er verhindert alles.

Neue Marketingstrategie? "Zu riskant." Prozessoptimierung? "Zu kompliziert." Kundentermin? "Keine Zeit."

Seine Superkraft: Aussitzen. Jede Initiative versandet. Du rennst dich wund an seiner Passivität.

Nach außen ist er der Vernünftige. Der Bedachte. Du bist der Ungeduldige, der "immer alles ändern will". Gleichzeitig kassiert er 50% der Gewinne. Für seine Funktion als Bremse.

Der Informations-Monopolist

"Das musst du nicht wissen. Ist mein Bereich."

Die Finanzen? Sein Bereich. Die wichtigen Kundenkontakte? Sein Bereich. Die Banking-Zugänge? Der Steuerberater? Alles sein Bereich.

Du machst die Arbeit. Er hat die Kontrolle. Wer hat die wirkliche Macht?

Wenn du Transparenz forderst: "Vertraust du mir nicht?" Als wäre Einblick wollen ein Vertrauensbruch.

Er zeigt dir manchmal Zahlen. Screenshots. Ausschnitte. "Läuft gut", sagt er. Oder: "Wird eng." Du musst ihm glauben.

Die Wahrheit erfährst du vom Steuerberater. Von der Bank. Von Lieferanten, die auf Zahlung warten. Immer bist du der Ahnungslose.

Der Schatten-Spieler

Nie da, wenn Entscheidungen anstehen. Aber hinterher war er immer dagegen.

"Den Vertrag hätte ich so nie unterschrieben." Wo war er beim Termin? "Verhindert."

"Die Investition war überstürzt." Beim Meeting? "Du hast mich nicht eingebunden."

Er sammelt deine Fehler. Baut sein Narrativ: Du der Chaot, er hätte es besser gewusst. Immer im Nachhinein. Ohne eigenes Risiko.

Gleichzeitig trifft er Schattenentscheidungen. Nebenabreden mit Kunden. Deals mit Lieferanten. "War eine spontane Gelegenheit."

Du erfährst es zufällig. Der Kunde beruft sich auf Zusagen, die du nie gemacht hast. Dein Partner? "Dachte, ich hätte es erwähnt."

Gefährliche Arbeitsteilung: Dein Blindflug

"Ich mache Finanzen und Vertrieb, du Produktion." Klingt sinnvoll. Ist dein Verhängnis.

Er kontrolliert das Geld. Jeden Cent. Du siehst Zahlen, wenn er sie dir zeigt.

"Wir sind knapp bei Kasse." Stimmt das? "Der Großkunde zahlt nächste Woche." Tut er das? "Die Marge ist zu dünn." Ist sie das?

Du arbeitest im Dunkeln. Triffst Entscheidungen basierend auf gefilterten Informationen.

Wenn du Einblick forderst: "Vertraust du mir nicht?" Als wäre Transparenz Verrat.

Haftungsfallen: Du unterschreibst, du blutest

"Unterschreib mal schnell, ist nur Formsache." Der Stapel Papiere. Der Zeitdruck.

Bürgschaften. Darlehensverträge. Alles mit Privathaftung. "Ist nur pro forma." "Mach ich auch."

Macht er nicht. Oder mit Hintertürchen, die ihn schützen.

Monate später: Der Brief. Die Mahnung. Deine Unterschrift prangt darunter. Seine fehlt. Oder ist beschränkt.

"Das hast du doch gelesen?" Hast du. Aber nicht die Tragweite gesehen. Ihm vertraut.

Gewinnverteilung bei ungleicher Leistung

Er macht 20% der Arbeit. Wenn überhaupt. Du rackerst dich ab. 60-Stunden-Wochen.

Am Monatsende: 50/50.

"Wir sind doch Partner." Auf dem Papier. In der Realität bist du der Packesel.

Du könntest die Verteilung ändern. Bräuchte nur seine Zustimmung. Die er nie geben wird.

Also machst du weiter. Weil die Firma sonst untergeht. Du hältst den Laden am Laufen. Er kassiert die Hälfte fürs Dabeisein.

Warum du immer nachgibst

Beim Steuerberater siehst du die Zahlen. Drei Jahre. 180.000 Euro. Alles reingesteckt.

"Ich kann jetzt nicht aussteigen", sagst du. "Nicht nach allem, was ich investiert habe."

Er nickt. Kennt das. Die Sunk-Cost-Falle - je mehr drin steckt, desto schwerer der Ausstieg. Rational weißt du: Weg ist weg. Emotional hoffst du: Noch ein bisschen, dann kommt der Durchbruch.

Aber da ist mehr. Etwas Körperliches.

Der Mechanismus in deinem Körper

Wenn er droht - "Dann mache ich alleine weiter" - passiert etwas in dir. Keine bewusste Entscheidung. Ein Reflex.

Dein Nervensystem scannt: GEFAHR! Verlust droht! Die Jahre umsonst! Das Geld weg!

Adrenalin flutet deinen Körper. Der präfrontale Cortex - zuständig für rationales Denken - fährt runter. Das Stammhirn übernimmt. Kampf oder Flucht. Aber du kannst beides nicht. Also: Erstarrung. "Okay, versuchen wir es nochmal."

Er hat dich doppelt in der Hand. Finanziell durch deine Haftung. Neurobiologisch durch deinen Überlebensinstinkt. Er muss nur drohen, und dein System springt an. Wie ein dressierter Reflex.

Diese Erkenntnis zeigt dir, warum du nachgibst. Es ist nicht Schwäche. Es ist Biologie. Aber sie ändert nichts an den 50.000 Euro Kredit. Du verstehst jetzt, warum du in der Falle sitzt. Aber du sitzt immer noch drin.

Warum dein Kopf bei Geld aussetzt

Dein Nervensystem kennt keinen Unterschied zwischen einem Säbelzahntiger und einer Insolvenz. Bedrohung ist Bedrohung. Und finanzielle Bedrohung trifft dich direkt im Überlebensinstinkt.

Reiz → Verarbeitung → Reaktion

Der Reiz: "Wenn du jetzt aussteigst, ist die Firma tot. Dein Investment futsch."

Er sagt es ruhig. Sachlich. Aber dein Körper hört: GEFAHR! VERLUST!

Die Verarbeitung: Deine Amygdala schlägt Alarm. Stresshormone fluten deinen Körper. Der präfrontale Cortex - zuständig für rationales Denken - fährt runter. Das Stammhirn übernimmt. Das, was nur eine Frage kennt: Überleben oder sterben?

Die Reaktion: "Okay, machen wir deinen Vorschlag."

Die Worte kommen automatisch. Hauptsache, die Bedrohung verschwindet. Später kommt die Reue. Warum habe ich nachgegeben?

Beim nächsten Mal? Gleicher Ablauf. Ein Teufelskreis, aus dem du mit Willenskraft nicht rauskommst. Weil Willenskraft gegen Biologie auf Dauer immer verliert.

Die Wahrheit: Ohne innere Ruhe bist du verloren

Jede Entscheidung aus Panik macht es schlimmer. Jeder Deal aus Angst bindet dich tiefer. Jede Unterschrift aus Druck kostet dich mehr.

Er droht mit Eskalation. Dein System springt in Panik. Du gibst nach. Dann die Konsequenzen: Neue Verbindlichkeiten. Tiefere Verstrickung. Die nächste Erpressung wird leichter. Dein Spielraum enger.

Diese Daueranspannung macht krank. Messbar krank.

💡 Eine Studie von Kivimäki et al. (2012) im Lancet zeigte: Menschen in toxischen Arbeitssituationen mit hohem Stress und geringer Kontrolle haben ein um 23% erhöhtes Herzinfarktrisiko. Die chronische Cortisolausschüttung schädigt die Blutgefäße, schwächt das Immunsystem und führt zu Entzündungsprozessen im ganzen Körper. Dein narzisstischer Geschäftspartner gefährdet nicht nur dein Vermögen - er gefährdet deine Gesundheit.

Der Blutdruck, der nicht mehr runtergeht. Die Schlafstörungen. Die Magenschmerzen. Dein Körper führt Protokoll über jeden Machtkampf.

Was du bräuchtest: Einen klaren Kopf, wenn er eskaliert. Die Fähigkeit zu sagen: "Ich entscheide das morgen." Und dann wirklich schlafen. Oder: "Dann klären wir es vor Gericht." Ohne dass dein Herz rast. Als wäre es eine Geschäftsentscheidung, keine Lebenskrise.

Dein Nervensystem ist nicht dafür gemacht. Ohne Training reagierst du immer gleich: Stress kommt, Biologie übernimmt, du gibst nach. Das ist keine Schwäche. Das macht dich nur zur perfekten Beute.

Wie du rauskommst

Du kannst weiter hoffen, dass er sich ändert. Weiter nachgeben, wenn er droht. Weiter analysieren, warum er so ist. Jeden Morgen mit diesem Stein im Magen ins Büro. Die nächsten Jahre in dieser Hölle verbringen.

Oder du findest diese innere Ruhe, die dich unerpressbar macht. Nicht durch Kampf. Nicht durch Flucht. Sondern durch die Fähigkeit, ruhig zu bleiben, wenn er eskaliert. Klar zu entscheiden, auch wenn alles auf dem Spiel steht.

"Aber ich bin nicht so gelassen!"

Stell dir vor, ein buddhistischer Mönch wäre in deiner Situation. Würde er nachts wachliegen und sich fragen, was der Partner gerade wieder ausheckt? Würde er aus Panik unterschreiben?

Nein. Er würde ruhig bleiben. Nicht weil er anders geboren wurde. Sondern weil er es trainiert hat. Diese Gelassenheit ist kein Talent - es ist die Arbeit am eigenen Nervensystem. Reiz → Verarbeitung → Reaktion. Genau an dieser Verarbeitung kannst du arbeiten.

Klare Grenzen, Innere Ruhe.
Das Coaching-Programm.

Tiefer eintauchen

Seit über 13 Jahren begleite ich Menschen dabei, sich aus toxischen Beziehungen zu befreien, gesündere Beziehungs-Entscheidungen zu treffen und wieder ganz zu sich selbst zu finden.

Meine Methode verbindet die effektivsten Ansätze aus Coaching, Persönlichkeitsentwicklung, buddhistischer und allgemeiner Psychotherapie, Taoismus, Stoizismus und Resilienzforschung.

Wenn du diesen Weg selbst gehen möchtest, freue ich mich darauf, dich kennenzulernen.

Andreas