by Andreas Gauger

Narzisstische Kollegen: Die tägliche Büroschlacht

Narzissmus am Arbeitsplatz

Die Küchentür schwingt auf. Das Gespräch verstummt. Drei Kolleginnen, eben noch in angeregtem Austausch, widmen sich plötzlich intensiv ihrem Kaffee.

"Morgen", sagst du. Ein gemurmeltes Echo. Niemand schaut dich an. Die eine tippt hastig auf ihrem Handy. Die andere muss dringend zurück an den Platz. Die dritte - Sandra - lächelt. Dieses Lächeln, das nie die Augen erreicht.

"Wir haben gerade über das Projekt gesprochen", sagt sie. Welches Projekt? Du arbeitest an drei gemeinsamen. "Du weißt schon." Pause. "Das mit den Problemen."

Du weißt nicht. Aber du weißt, dass sie weiß, dass du nicht weißt. Das ist der Punkt. Du sollst nachfragen. Unsicher werden. Dir den Kopf zerbrechen.

Später erfährst du: Es ging um deinen Geburtstag nächste Woche. Die Überraschung, die das Team geplant hatte. Hatte. Sandra fand, "bei der aktuellen Stimmung" wäre es unpassend. Welche Stimmung? "Na, du weißt schon. Nach der Sache."

Welche Sache? Du weißt es nicht. Wirst es nie erfahren. Aber alle anderen scheinen es zu wissen. Oder tun zumindest so.

Willkommen in der Hölle der narzisstischen Kollegen. Wo der Feind nicht über dir in der Hierarchie thront, sondern neben dir sitzt. Lächelt. Dir Kaffee anbietet. Und gleichzeitig dein berufliches Leben zur Hölle macht.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Wie du narzisstische Kollegen erkennst - vom charmanten Blender bis zum verdeckten Saboteur
  • Warum die Gerüchteküche ihre gefährlichste Waffe ist
  • Wie Credit-Stealing und Blame-Shifting zum System werden
  • Warum besonders narzisstische Kolleginnen oft unter dem Radar bleiben
  • Was diese permanente Vergiftung mit deinem Nervensystem macht
  • Wie du dich schützt, ohne selbst zum Spieler zu werden

Narzisstische Kolleginnen und Kollegen - wenn die Stimmung langsam kippt

Es fängt unmerklich an. Ein Kommentar hier. Ein vergessenes CC dort. Du denkst: Kann passieren.

Aber dann häufen sich die Versäumnisse. Die wichtige Info, die dich nicht erreicht. Das Meeting, zu dem du zu spät eingeladen wirst. Die Teams-Gruppe, von der du nichts weißt. Immer bist du einen Schritt hinterher.

Du sprichst es an. "Oh, hab ich vergessen? Sorry!" Zu schnell. Zu glatt. "Ich dachte, du wüsstest Bescheid." Das kleine Lächeln dabei. Die anderen schauen weg.

Die Dynamik hat sich verschoben. Du merkst es an kleinen Dingen. Gespräche, die verstummen. Blicke, die sich treffen. Inside-Jokes, die du nicht verstehst. Du bist noch im Team. Aber nicht mehr dabei.

Hierarchisch betrachtet: horizontal ist oft schlimmer als vertikal

Bei Vorgesetzten ist die Hierarchie klar. Die Macht ungleich verteilt. Man weiß, wo man steht.

Auf Kollegenebene? Da sollte Augenhöhe herrschen. Teamgeist. Gemeinsame Ziele. Wenn hier jemand nach Dominanz strebt, ist das perfider. Weil es unter dem Deckmantel der Kollegialität passiert.

Du kannst dich nicht auf die Hierarchie berufen. Nicht nach oben eskalieren - "Petzen" ist verpönt. Du sollst es "unter euch klären". Aber wie klärst du etwas mit jemandem, der jedes Gespräch verdreht? Der sich als Opfer inszeniert, sobald du Grenzen setzt?

Die Erschöpfung kommt von dieser Dauerwachsamkeit. Wem kannst du vertrauen? Wer spielt welches Spiel? Jede Interaktion wird zum Schachzug. Jede Kaffeepause zur strategischen Entscheidung.

Kleine "Typologie" narzisstischer Kollegen

Manche Verhaltensweisen im Büro erschweren die Zusammenarbeit erheblich. Diese Muster zu erkennen hilft dir, professionell damit umzugehen. Nicht jeder schwierige Kollege ist narzisstisch - aber bestimmte Verhaltensweisen tauchen immer wieder auf und vergiften das Arbeitsklima.

Was diese Kollegen gemeinsam haben: Sie brauchen übermäßig viel Aufmerksamkeit und Anerkennung - oft auf Kosten anderer. Die folgenden Typen sind keine Diagnosen, sondern Beschreibungen von Verhaltensmustern, die dir im Arbeitsalltag begegnen können.

Blender: Verpackung statt Inhalt

Diese Menschen sind Naturtalente im Selbstmarketing. Redegewandt, charmant, immer die neuesten Fachbegriffe parat. Ihre Präsentationen sind makellos. Hochglanz-Folien, perfekte Rhetorik, beeindruckende Zahlen.

Der Inhalt? Dünn. Aber das fällt erst mal nicht auf. Alle sind beeindruckt. Deine gründliche Arbeit wirkt daneben fast langweilig. Deine Substanz gegen deren Show.

Wenn Projekte scheitern - und sie scheitern öfter, weil Schein allein nicht trägt - liegt es nie an ihnen. Die Umstände, das Team, die Ressourcen. Sie selbst? Über jeden Zweifel erhaben.

Das Nervige: Es funktioniert. Jahrelang. Bis irgendwann auffällt, dass hinter dem Feuerwerk wenig Substanz steckt. Aber bis dahin haben sie oft schon die nächste Position.

Verdeckte Saboteure: Hilfsbereitschaft als Waffe

Diese Kolleginnen und Kollegen sind schwerer zu durchschauen. Nach außen hilfsbereit, kollegial, immer zur Stelle. "Ich unterstütze dich gerne!" "Lass mich das übernehmen!"

Aber ihre Unterstützung hat Nebenwirkungen. Die wichtige Info kommt verstümmelt an. Die Deadline wird "missverstanden". Deine Zuarbeit "vergessen". Immer so, dass du schlecht dastehst. Immer mit plausibler Ausrede.

"Das tut mir so leid!" Öffentlich. Betroffen. Alle hören: Du hast ein Problem verursacht. Sie hat versucht zu helfen. Die Rollen sind klar verteilt.

Diese Menschen sammeln. Informationen, Schwächen, private Details. Nicht aus Interesse. Als Munition. Für den Moment, wo sie es brauchen können.

Die Königsbiene: Keine andere neben sich

Diese Person - oft, aber nicht nur weiblich - duldet keine Konkurrenz auf ihrer Ebene. Nach oben buckelt sie, nach unten tritt sie, aber zur Seite? Da wird eliminiert.

Neue Kollegin im Team? Wird erst mal gescannt. Potenzielle Bedrohung? Dann beginnt das Spiel. Erst übertrieben freundlich. "Wenn du Hilfe brauchst!" Dann kommen die kleinen Stiche. "Das ist hier anders als in deiner alten Firma." "Wir haben da unsere Abläufe."

Die Message: Du bist hier nur geduldet. Dies ist mein Revier. Vor allem bei gleichgeschlechtlichen Kollegen wird es subtil. Ein abschätziger Blick auf die Kleidung. Ein "interessant" nach deinem Vorschlag. Das demonstrative Insider-Gespräch mit anderen, während du daneben stehst.

Diese Menschen haben ihr Netzwerk. Ihre Allianzen. Wer neu kommt, muss sich unterordnen oder wird isoliert. Es gibt nur eine Queen Bee. Die anderen sind Arbeiterinnen.

Der Dauerperformer: Immer auf Sendung

Jede Interaktion ist eine Bühne. Jedes Meeting eine Show. Diese Menschen können nicht einfach arbeiten. Sie müssen performen. Und du sollst Publikum sein - oder besser noch die Chefin.

Ihre Erfolge werden zelebriert. Laut. Öffentlich. "Rat mal, was mir der Kunde gesagt hat!" Ihre Probleme werden dramatisiert. "Ihr glaubt nicht, was ich durchmache!" Alles ist größer, wichtiger, bedeutsamer als bei anderen.

Deine ruhige Kompetenz? Unsichtbar neben diesem Feuerwerk. Du erledigst die Arbeit, während sie die Schlagzeilen macht. Du löst Probleme, während sie ihre inszeniert.

Das Erschöpfende: Die konstante Lautstärke. Emotional. Mental. Du kannst nicht in Ruhe arbeiten. Immer ist Drama. Immer ist Aufregung. Immer musst du reagieren, applaudieren, teilnehmen an der Show.

Die Mechanismen: So läuft die Manipulation

Diese Verhaltensweisen sind keine Einzelfälle. Sie sind Muster, die sich wiederholen. Wenn du sie kennst, erkennst du sie schneller - und kannst dich besser schützen.

Credit-Stealing: Der Ideenklau im System

Du entwickelst ein Konzept. Teilst es im kleinen Kreis. "Interessant", sagt jemand. Macht sich Notizen. Stellt schlaue Fragen.

Zwei Wochen später, Abteilungsmeeting. Diese Person präsentiert "ihre" Idee. Es ist deine. Mit minimalen Variationen. Gerade genug verändert, dass du schlecht sagen kannst: "Das war meins."

Die Mechanik dahinter: Oft läuft es über Stufen. "Wie Andrea schon andeutete..." - kurze Erwähnung. Dann die große Ausführung. Du bekommst die Fußnote. Die andere Person die Hauptrolle.

Das Dokumentieren hilft nur bedingt. "Ich habe das weiterentwickelt." "Das war ein Team-Brainstorming." Die Ausreden sind endlos. Und wer will schon als kleinlich gelten?

Blame-Shifting: Verantwortung delegieren

Das Projekt läuft schief. Plötzlich warst du federführend. "Das basierte auf deinem Ansatz." Komisch, beim Erfolg letztes Mal war es ein Teamerfolg.

Die Technik: Vage Formulierungen in Emails. "Wir sollten..." (du sollst). "Man könnte..." (du musst). Später wird daraus: "Du hattest dich doch bereit erklärt."

Mündliche Absprachen, die später anders erinnert werden. "Wir hatten doch besprochen..." Hatten ihr nicht. Aber wer kann das beweisen?

Du fängst an, alles zu dokumentieren. Aber das macht dich zum Bürokraten. "So misstrauisch." Die anderen verdrehen die Augen. Du wirkst paranoid. Genau das ist gewollt.

Flüsterkampagnen: Rufmord auf Raten

"Ich mache mir Sorgen um sie." Beiläufig in der Küche. "Sie wirkt überfordert." Ein mitleidiger Blick.

Der Mechanismus ist perfide: Aus Sorge wird Gerücht. "Hast du auch gemerkt, dass..." "Mir ist aufgefallen..." Nach drei Wochen "weiß" jeder: Du bist am Limit. Nicht mehr belastbar.

Du merkst es an veränderten Reaktionen. Plötzlich fragt jeder: "Schaffst du das?" Zu besorgt. Zu vorsichtig. Als wärst du aus Glas.

Wenn du nachfragst: "Was? Nichts!" Aber dieses Nichts hat es in sich. Es nagt. Was erzählen sie? Was denken sie?

Triangulation: Alle gegen einen

"Die anderen finden auch..." "Mir wurde zugetragen..." "Mehrere Kollegen haben sich beschwert..."

Wer sind diese anderen? Das erfährst du nie. Aber die Botschaft ist klar: Du stehst allein. Alle sind gegen dich.

Gleichzeitig erzählt dieselbe Person anderen: "Sie hat sich über dich beschwert." Plötzlich ist Spannung zwischen dir und Kollegen, mit denen du nie ein Problem hattest.

Divide et impera - teile und herrsche. Misstrauen säen. Allianzen verhindern. Jeden isolieren. So bleibt man selbst der einzige Fixpunkt.

Meeting-Hijacking: Die gestohlene Bühne

Du präsentierst. Jemand unterbricht: "Darf ich da kurz..." Und übernimmt. Reformuliert deine Punkte. "Was du eigentlich sagen willst..."

Am Ende war es deren Präsentation. Deine Vorbereitung? Irrelevant. Deine Expertise? Überschrieben.

Oder subtiler: Ständige Zwischenfragen. "Verstehe ich richtig, dass..." Nicht um zu verstehen. Um zu stören. Den Flow zu brechen. Dich aus dem Konzept zu bringen.

Die False-Friend-Falle

Erst sind sie deine besten Freunde im Büro. Interessiert. Aufmerksam. "Erzähl mal!" Das Vertrauen wächst. Du öffnest dich.

Dann kommt der Verrat. Deine privaten Details werden Bürogespräch. Deine Schwächen werden ausgenutzt. Deine Ängste gegen dich verwendet.

"Ich dachte, das wüssten alle." "Das war doch kein Geheimnis." Die Unschuldsmiene. Als wärst du naiv gewesen zu vertrauen.

Warum es besonders Frauen (be)trifft

Die Forschung zeigt: Relationale Aggression - also Angriffe auf Beziehungen und sozialen Status - tritt besonders häufig zwischen Frauen am Arbeitsplatz auf. Nicht weil Frauen "von Natur aus" so sind. Sondern weil ihnen oft andere Machtmittel fehlen.

In männlich dominierten Branchen wird es besonders brutal. Wenn nur wenige Frauen in Führungspositionen sind, entsteht ein Gefühl von künstlicher Knappheit. Als gäbe es nur Platz für eine. Die etablierte Frau sieht jede neue als Bedrohung.

"Ich musste da auch durch", sagt sie. Und meint: Du sollst genauso leiden. Die erfahrene Mobbing-Opfer wird zur Täterin. Der Kreislauf perpetuiert sich.

Das Perfide: Nach außen predigen diese Frauen oft Solidarität. "Frauen müssen zusammenhalten!" Während sie gleichzeitig andere Frauen systematisch kleinhalten. Besonders die jungen, die talentierten, die bedrohlichen.

Die Waffen sind subtil. Der abschätzige Blick. Das "nette" Kompliment, das keins ist. "Mutig, das so zu tragen." Die Ausgrenzung aus informellen Netzwerken. "Das ist eher was für die Mütter unter uns."

💡 Derks et al. (2016) zeigten in ihrer Studie zum "Queen Bee Phänomen": Frauen in männerdominierten Umgebungen distanzieren sich oft von anderen Frauen, um ihre eigene Position zu sichern. Sie übernehmen männliche Verhaltensweisen und sind härter zu weiblichen Untergebenen als zu männlichen. Ein Überlebensmechanismus, der das System aufrecht erhält.

Die Kosten: Was das mit Teams macht

Ein einziger toxischer Kollege kann ein ganzes Team lahmlegen. Das ist keine Übertreibung. Das ist messbar.

Die Produktivität sinkt. Nicht nur bei den Betroffenen. Bei allen. Weil Energie in Absicherung fließt statt in Arbeit. Weil Meetings zu Schlachtfeldern werden. Weil keiner mehr Ideen teilt - sie könnten ja gestohlen werden.

Der Krankenstand steigt. Erst die mysteriösen Kopfschmerzen. Dann die Magenschmerzen. Dann der Burnout. Die Krankenkasse zahlt. Die Firma verliert Know-how.

Die Fluktuation explodiert. Aber nicht die Problemverursacher gehen. Die Guten gehen. Die mit Optionen. Die, die sich das nicht antun müssen. Übrig bleiben die Mitläufer und die, die nicht weg können.

💡 Housman & Minor (2015) berechneten: Ein toxischer Mitarbeiter kostet Unternehmen durchschnittlich 12.500 Dollar (>10.000€) - nur durch die Fluktuation, die er verursacht. Dabei sind Produktivitätsverluste und Krankheitskosten noch nicht eingerechnet. Ein einziger Star-Performer bringt dagegen nur etwa 5.300 Dollar (ca. 4.500€) Mehrwert. Toxisches Verhalten zu dulden ist teurer, als auf Top-Performer zu verzichten.

Die Innovationskraft stirbt. Wer ständig auf der Hut ist, denkt nicht kreativ. Wer Angst hat, dass Ideen geklaut werden, behält sie für sich. Das Team wird zur Verwaltung des Status quo.

Warum die HR oft nicht hilft

Du gehst zur Personalabteilung. "Ich habe ein Problem mit einer Kollegin." Die HR-Mitarbeiterin nickt verständnisvoll. Macht sich Notizen. Und dann?

"Das klingt nach einem Persönlichkeitskonflikt." Der Todesstoß jeder Beschwerde. Persönlichkeitskonflikt heißt: beide Schuld. Heißt: klärt das unter euch. Heißt: nicht unser Problem.

Die Beweislage ist dünn. Manipulation hinterlässt keine Spuren. Gaslighting keine Emails. Die subtilen Stiche, die täglichen Nadelstiche - wie willst du die dokumentieren?

"Haben Sie mal das Gespräch gesucht?" Hast du. Es wurde verdreht. "Vielleicht ein Mediationsgespräch?" Bei dem sie sich als Opfer inszeniert. "Ein Teamworkshop?" Wo du als die Schwierige dastehst.

HR hat Angst. Vor Eskalation. Vor Klagen. Vor der Störung des Betriebsfriedens. Lieber den Deckel draufhalten. Lieber die Leisen verlieren als Ärger mit den Lauten.

Oft sind die Täter auch die Performer. Die mit den guten Zahlen. Den wichtigen Kontakten. Dem Draht nach oben. Wen wird die Firma wohl schützen?

Die bittere Wahrheit: HR ist nicht dein Freund. HR schützt die Firma. Und manchmal bedeutet das, das Problem zu vertuschen statt zu lösen.

Die Energie-Schutz-Strategie: Überleben im toxischen Team

Jeden Tag mit narzisstischen Kollegen zu arbeiten ist wie Dauerlauf mit Gewichten. Es geht, aber es erschöpft. Diese Strategie hilft dir, deine Energie zu schützen - ohne dich komplett zurückzuziehen.

Morgens: Der mentale Check-in

Bevor du das Büro betrittst: Zwei Minuten im Auto sitzen bleiben. Oder an der Ecke vor dem Gebäude. Spüre kurz in dich: Wie geht es mir gerade? Was brauche ich heute?

Dann die Intention: "Heute lasse ich mich nicht provozieren." Oder: "Ihre Spielchen sind nicht meine." Ein Satz. Dein Anker für den Tag. Nicht als Kampfansage. Als Erinnerung an dich selbst.

Drei-Kontakt-Regel

Nach jedem intensiven Kontakt mit der toxischen Person: Drei bewusste Kontakte mit etwas anderem.

  • Füße fest auf den Boden stellen
  • Hände auf den Schreibtisch legen, Temperatur spüren
  • Einen Schluck Wasser trinken, bewusst schmecken

Dauert 20 Sekunden. Holt dich aus dem Stressmodus. Erdet dich. Ohne dass jemand es merkt.

Die Mittagspause-Firewall

Die Mittagspause ist heilig. Keine Arbeits-Gespräche. Kein Drama. Kein Büroklatsch.

Rausgehen, wenn möglich. Allein oder mit sicheren Menschen. Nicht um zu flüchten - um aufzutanken. Dein Nervensystem braucht diese Reset-Phase. Sonst läufst du den ganzen Tag auf Hochtouren.

Der Feierabend-Übergang

Das Gift klebt an dir. Du nimmst es mit nach Hause. In deinen Kopf. In deine Träume.

Der Übergang: Eine Handlung, die signalisiert: Arbeit ist vorbei. Jacke ausziehen und bewusst aufhängen. Hände waschen - nicht nur hygienisch, auch symbolisch. Handy in den Flugmodus. Was auch immer für dich funktioniert.

Dann fünf Minuten nichts. Keine Ablenkung. Kein Netflix. Nur dasitzen. Atmen. Ankommen. Dein System braucht Zeit zu verstehen: Die Gefahr ist vorbei. Für heute.

Erste Hilfe, nicht Heilung: Warum das hilft - und vermutlich dennoch nicht reicht

Diese Strategie funktioniert. Sie schützt deine Energie. Verhindert den totalen Verschleiß. Lässt dich durchhalten.

Aber sie ist wie Schmerzmittel bei einem gebrochenen Bein. Sie lindert die Symptome, heilt aber nicht die Ursache. Du managst die Situation, statt sie zu lösen.

Dein Nervensystem bleibt im Alarmmodus. Du wirst besser darin, damit umzugehen. Aber der Stress ist immer noch da. Jeden Tag. Das kostet. Langfristig zahlst du mit deiner Gesundheit.

Das eigentliche Problem: Du kämpfst mit Willenskraft gegen ein automatisches System. Dein Körper scannt: Gefahr! Du sagst: Ignorieren! Dieser innere Kampf erschöpft dich. Auch wenn du äußerlich ruhig bleibst.

Was wirklich passiert - mit dir und dem System

Nach Monaten in dieser Atmosphäre merkst du: Du bist nicht mehr du selbst. Du bist vorsichtiger geworden. Misstrauischer. Erschöpfter.

Du funktionierst noch. Nach außen. Aber innerlich? Da läuft ein Programm, das du nicht mehr abstellen kannst. Der Scanner, der jede Interaktion auf Gefahr prüft. Die Alarmglocken, die bei harmlosen Gesprächen anspringen.

Reiz → Verarbeitung → Reaktion

Der Reiz: Eine Kollegin kommt auf dich zu. Lächelt. Will "kurz was besprechen".

Die Verarbeitung: Dein System scannt blitzschnell. Ist das echt? Will sie was? Sammelt sie Informationen? Dein Körper erinnert sich an jedes Mal, wo ein harmloses Gespräch zur Falle wurde.

Die Reaktion: Du lächelst zurück. Bleibst vage. Gibst nichts preis. Selbst wenn sie es diesmal ernst meint. Selbst wenn sie keine bösen Absichten hat. Du kannst nicht mehr anders.

Dieses Muster nimmst du mit. In den nächsten Job. In private Beziehungen. Das Misstrauen ist zu deinem Betriebssystem geworden.

Der Ausweg - der einzig sinnvolle

Die harte Wahrheit: In einem wirklich toxischen Team gibt es nur begrenzte Optionen.

Du kannst dich schützen. Energie managen. Dokumentieren. Grenzen setzen. Das hilft zu überleben. Aber leben? Wirklich leben? Das ist was anderes.

Du kannst gehen. Oft die klügste Option. Aber manchmal nicht möglich. Finanzen. Familie. Arbeitsmarkt. Und die Gefahr: Im nächsten Team wartet der nächste narzisstische Kollege.

Oder du lernst etwas Fundamentales: Dein Nervensystem neu zu programmieren. Nicht mit Tricks und Techniken. Sondern an der Wurzel. Da, wo die automatischen Reaktionen sitzen.

Self-Leadership bedeutet hier: So souverän in dir ruhen, dass die Spielchen dich nicht mehr erreichen. Nicht weil du dich abhärtest. Sondern weil dein System lernt: Das ist deren Drama, nicht meins.

Mit dieser inneren Stabilität kannst du dann wirklich entscheiden. Bleiben? Gehen? Konfrontieren? Aber aus einer Position der Stärke. Nicht aus der Opferrolle.

Was sich verändert, wenn du das verstehst

Stell dir vor: Du sitzt im Meeting. Die üblichen Spielchen laufen. Credit wird gestohlen. Blame wird verschoben. Die Gerüchteküche brodelt.

Aber du sitzt da wie in einem Film. Interessiert, aber nicht involviert. Du siehst die Muster. Die Trigger. Die verzweifelten Versuche, Macht zu demonstrieren.

Dein Puls bleibt ruhig. Nicht aus Anstrengung - aus Gewohnheit. Dein System hat gelernt: Das ist Lärm. Hintergrundgeräusch. Nicht meine Baustelle.

Du machst deine Arbeit. Gut, weil du es kannst. Nicht um zu gewinnen. Nicht um zu beweisen. Einfach weil es dein Job ist.

Die narzisstischen Kollegen? Werden langweilig. Ihre Dramen vorhersehbar. Ihre Intrigen durchschaubar. Sie verlieren ihre Macht über dich, weil du nicht mehr mitspielst.

Manche werden aggressiver. Versuchen, eine Reaktion zu provozieren. Andere suchen sich neue Opfer. Wieder andere - und das ist das Verrückte - fangen an, dich zu respektieren. Weil du unbeeindruckt bist von ihrem Theater.

Von diesem Ort der inneren Ruhe triffst du die richtigen Entscheidungen. Nicht aus Panik. Nicht aus Verzweiflung. Aus Klarheit.

Und egal, ob du bleibst oder gehst: Du nimmst das Wichtigste mit. Die Fähigkeit, mit schwierigen Menschen zu arbeiten, ohne dich selbst zu verlieren. Die Souveränität, die dich immun macht gegen toxische Dynamiken. Die Freiheit, die von innen kommt.

Das ist die wichtigste Kompetenz unserer Zeit. Weil schwierige Menschen überall sind. Weil du ihnen nicht immer ausweichen kannst. Aber du kannst lernen, ihnen ihre Macht über dich zu nehmen. Ein Kollege nach dem anderen. Ein Tag nach dem anderen. Bis du merkst: Ihr Gift prallt ab. Nicht aus Härte. Aus Klarheit.

Klare Grenzen, Innere Ruhe.
Das Coaching-Programm.

Tiefer eintauchen

Seit über 13 Jahren begleite ich Menschen dabei, sich aus toxischen Beziehungen zu befreien, gesündere Beziehungs-Entscheidungen zu treffen und wieder ganz zu sich selbst zu finden.

Meine Methode verbindet die effektivsten Ansätze aus Coaching, Persönlichkeitsentwicklung, buddhistischer und allgemeiner Psychotherapie, Taoismus, Stoizismus und Resilienzforschung.

Wenn du diesen Weg selbst gehen möchtest, freue ich mich darauf, dich kennenzulernen.

Andreas