Die sogenannte Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen fallen besonders durch dramatische, impulsive und emotional instabile Verhaltensweisen auf.
Menschen mit diesen Störungen neigen zu extremen Stimmungsschwankungen, intensiven Beziehungsmustern und einem schwarz-weißen Weltbild.
Besonders in zwischenmenschlichen Beziehungen zeigt sich, dass sie andere entweder idealisieren oder abwerten – ein Mittelmaß existiert meist nicht. Die emotionale Intensität, mit der sie ihre Umgebung beeinflussen, kann für ihr Umfeld enorm belastend sein.
Zu den Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen gehören:
- Narzisstische Persönlichkeitsstörung – geprägt von Überlegenheit, Manipulation und fehlender Empathie.
- Borderline-Persönlichkeitsstörung – starke emotionale Instabilität, Angst vor Verlassenwerden und selbstschädigendes Verhalten.
- Histrionische Persönlichkeitsstörung – übermäßiges Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und dramatische Selbstdarstellung.
- Dissoziale Persönlichkeitsstörung (Psychopathie) – skrupelloses, manipulierendes Verhalten ohne Schuldgefühl oder Reue.
💡 Viele toxische Menschen zeigen Merkmale einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung – doch nicht jeder, der emotional herausfordernd ist, leidet automatisch an einer Störung.
Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen: Nähe, Distanz und der Kampf um den Selbstwert
Menschen mit einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung haben Schwierigkeiten, stabile und gesunde Beziehungen zu führen.
Die Regulation von Nähe und Distanz fällt ihnen schwer – sie schwanken zwischen intensiver Anziehung und plötzlicher Abwertung. Je länger die Beziehung andauert, desto mehr kommt die emotionale Dysregulation zum Vorschein.
Diese Instabilität kann sich nicht nur auf andere, sondern auch auf sie selbst zerstörerisch auswirken.
Selbstschädigendes Verhalten, emotionale Ausbrüche oder Aggressionen gegen das Umfeld sind keine Seltenheit. Besonders bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind die Suizidraten alarmierend hoch.
Doch was alle Cluster-B-Störungen verbindet, ist eine tief sitzende Unsicherheit im eigenen Selbstwertgefühl.
Jede dieser Störungen hat ihre eigenen Bewältigungsmechanismen entwickelt, doch in einem Punkt sind sie sich ähnlich:
Sie können nicht mit Kritik oder dem Fehlen von Anerkennung umgehen.
Die Betroffenen brauchen das Gefühl, in irgendeiner Form bedeutsam, bewundert oder überlegen zu sein. Wird dieses Selbstbild erschüttert – sei es durch Kritik, Zurückweisung oder fehlende Bestätigung – gerät ihr inneres Gleichgewicht ins Wanken.
Wenn das geschieht, reagieren sie mit Wut, Abwertung, Manipulation oder Selbstzerstörung. Diese Wut wird oft direkt ausagiert und gegen andere oder gegen sich selbst.
💡 Für ihr Umfeld kann das zutiefst verstörend und emotional belastend sein – denn das, was gestern noch als Liebe erschien, kann morgen in Hass oder Gleichgültigkeit umschlagen.
Manipulation statt Mitgefühl – Warum echte Empathie fehlt
Menschen mit einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung sind kaum in der Lage, echte Empathie zu empfinden. Sie können sich zwar kognitiv in die Erlebensweise ihres Gegenübers versetzen, aber sie schwingen emotional kaum mit.
Besonders bei Narzissten und Psychopathen fehlt jegliches aufrichtiges Mitgefühl. Sie erleben andere Menschen nicht als gleichwertige Individuen, sondern als mehr Mittel zum Zweck – Figuren in einem Spiel, das sie selbst kontrollieren.
Doch das macht sie nicht blind für die Emotionen anderer. Im Gegenteil.
👉 Viele Cluster-B-Persönlichkeiten besitzen ein erschreckend präzises Gespür für Ängste, Sorgen und Unsicherheiten. Sie nehmen feinste emotionale Regungen wahr und erkennen Schwachstellen mit traumwandlerischer Sicherheit.
Viele sind gute Zuhörer, stellen die richtigen Fragen und lassen dich glauben, dass sie dich wirklich verstehen. Doch während sie interessiert nicken, sammeln sie Informationen.
Informationen, die sie später gezielt nutzen können, um dich zu manipulieren.
💡 Was zunächst wie Einfühlungsvermögen wirkt, ist in Wahrheit emotionale Strategie.
Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen kommen selten allein
Persönlichkeitsstörungen sind oft nicht klar voneinander abzugrenzen. Besonders innerhalb des Cluster-B-Spektrums gibt es starke Überschneidungen.
- Borderlinerinnen zeigen häufig auch narzisstische Züge.
- Narzissten können sich unter bestimmten Bedingungen wie Borderliner verhalten.
- Psychopathinnen weisen oft Merkmale des Narzissmus auf.
Die Grenzen sind fließend. Obwohl Diagnosen klare Kategorien vorgeben, spiegelt die Realität oft eine komplexe Mischung unterschiedlicher Persönlichkeitsmerkmale wider.
Ein neuer Ansatz: Das Ende der starren Diagnosen?
Bisher wurden Persönlichkeitsstörungen in starre Schubladen gepackt. Doch die ICD-11, das in Deutschland noch nicht vollständig etabliert ist, geht einen neuen Weg.
Statt einzelner Diagnosen setzt man nun auf ein Achsenmodell mit verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen und Ausprägungsgraden.
Das Ziel ist eine präzisere, flexiblere und weniger stigmatisierende Diagnostik.
Ob sich dieser Ansatz in der Praxis bewährt, wird sich zeigen – doch er trägt der Realität Rechnung, dass Persönlichkeitsstörungen selten eindimensional sind.
Dynamik zwischen Persönlichkeitsstörungen – Warum sie sich oft anziehen
Manche Persönlichkeitsmuster verhalten sich zueinander wie Negativ zu Positiv bei einem Foto.
Was der eine zu viel hat, fehlt dem anderen – und umgekehrt. Besonders auffällig ist das Zusammenspiel zwischen Cluster-B- und Cluster-C-Persönlichkeiten.
Deshalb gehen sie oft toxische Beziehungen miteinander ein.
Ein klassisches Beispiel:
- Die histrionische oder narzisstische Persönlichkeit braucht Bewunderung und Kontrolle.
- Die ängstlich-vermeidende oder abhängige Persönlichkeit fügt sich und stellt sich selbst zurück.
Das Ergebnis ist eine dynamische, aber hochgradig ungesunde Beziehung, in der sich beide unbewusst gegenseitig bestätigen – auf eine Weise, die langfristig destruktiv ist.
💡 Diese Muster zu erkennen, ist der erste Schritt, um sich aus toxischen Dynamiken zu lösen.
Allgemeine Persönlichkeitsstörungen – Die Grundvoraussetzung für eine Diagnose
Bevor eine Cluster-B-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert werden kann, muss zunächst festgestellt werden, ob die grundlegenden Kriterien für eine allgemeine Persönlichkeitsstörung erfüllt sind.
Erst wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, wird weiter differenziert – beispielsweise, ob es sich um eine narzisstische, borderline-, histrionische oder dissoziale Persönlichkeitsstörung handelt.
Doch nicht jede auffällige Persönlichkeit ist gleich eine Störung.
Ob bestimmte Eigenschaften als Persönlichkeitsstil oder bereits als Störung gelten, hängt vor allem davon ab, wie stark sie das Leben der Betroffenen und ihres Umfelds beeinträchtigen.
💡 Das entscheidende Kriterium ist nicht das Vorhandensein bestimmter Merkmale – sondern ob sie zu Leid, Konflikten oder massiven Einschränkungen im Alltag führen.
Bitte keine Selbst- oder Fremddiagnosen
Eine kurze Bitte an dich: Die Informationen auf dieser Seite sind nicht dazu gedacht, dich selbst oder andere zu "diagnostizieren". Das bleibt speziell ausgebildeten Fachkräften wie klinischen Psychologen und Psychiatern vorbehalten und hätte auch wenig Nutzen für den Alltag. Die hier angebotenen Informationen können dir als Hinweise dienen und helfen, dich im Zweifelsfall angemessen zu verhalten und Schaden abzuwenden. Kommst du aufgrund dessen, was du hier oder anderswo gelesen und gelernt hast zu dem Schluss, dass jemand in deinem Umfeld beispielsweise von einer der Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen oder einer anderen psychischen Erkrankung betroffen sein könnte, dann sieh es bitte nicht als Diagnose sondern als "Arbeitshypothese" an. Vielen Dank!
Wie häufig sind Persönlichkeitsstörungen?
Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 10 Prozent der Bevölkerung von einer Persönlichkeitsstörung betroffen.
Diese Zahl basiert auf Untersuchungen, berücksichtigt jedoch nicht, ob es sich dabei um eine Cluster-B-Persönlichkeitsstörung oder eine andere Form handelt.
Diagnosekriterien laut DSM-5
Laut DSM-5, dem diagnostischen Handbuch für psychische Störungen, müssen für die Diagnose einer allgemeinen Persönlichkeitsstörung folgende Bedingungen erfüllt sein:
Cluster-A- und Cluster-C-Persönlichkeitsstörungen – Die anderen beiden Gruppen
Neben den Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen unterscheidet man zwei weitere Cluster, die jeweils durch ganz eigene Merkmale geprägt sind:
Cluster-A-Persönlichkeitsstörungen – Die „exzentrischen“ Typen
Menschen mit Cluster-A-Persönlichkeitsstörungen wirken auf ihr Umfeld oft sonderbar, misstrauisch oder distanziert.
Sie leben in ihrer eigenen Gedankenwelt und haben häufig Schwierigkeiten mit sozialen Beziehungen.
Zu diesem Cluster gehören:
- Paranoide Persönlichkeitsstörung – tiefes Misstrauen, ständige Wachsamkeit und die Tendenz, überall Feinde zu sehen.
- Schizoide Persönlichkeitsstörung – emotionale Distanziertheit, wenig Interesse an zwischenmenschlichen Beziehungen.
- Schizotypische Persönlichkeitsstörung – exzentrisches Verhalten, ungewöhnliche Denkweisen und oft paranoide Tendenzen.
Cluster-C-Persönlichkeitsstörungen – Die „ängstlichen“ Typen
Cluster-C-Störungen zeigen sich durch ausgeprägte Unsicherheit, Angst und starke Abhängigkeit von anderen.
Menschen mit diesen Störungen kämpfen oft mit sozialer Vermeidung, Perfektionismus oder einem extremen Bedürfnis nach Schutz.
Zu diesem Cluster gehören:
- Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung – extreme soziale Unsicherheit, Angst vor Ablehnung, Rückzug aus Angst vor Kritik.
- Asthenische (abhängige) Persönlichkeitsstörung – übermäßige Bedürftigkeit, Angst vor Alleinsein, starke Unterordnung unter andere.
- Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung – Perfektionismus, starres Bedürfnis nach Kontrolle, Angst vor Fehlern.
💡 Während Cluster-B-Persönlichkeiten oft dominant und impulsiv auftreten, zeichnen sich Cluster-C-Persönlichkeiten eher durch Unsicherheit und Ängstlichkeit aus.
Fazit: Persönlichkeitsstörungen verstehen – aber richtig!
Persönlichkeitsstörungen sind komplex. Sie entstehen aus einem Zusammenspiel von Genetik, Erziehung, Umwelt und individuellen Erfahrungen.
Besonders die Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen können für das Umfeld extrem herausfordernd sein – denn sie gehen oft mit Manipulation, emotionaler Instabilität oder mangelnder Empathie einher.
Doch egal, ob jemand narzisstisch, Borderliner, histrionisch oder dissozial geprägt ist – die entscheidende Frage ist nicht, warum der andere so ist, sondern wie du dich schützen kann.
- Wer toxische Dynamiken entlarvt, kann sich rechtzeitig daraus lösen.
- Wenn du die Muster verstehst, fällst du nicht wieder auf dieselben Typen herein.
- Wer sich selbst priorisiert, lässt sich nicht länger emotional ausnutzen.
💡 Du kannst nicht ändern, wie andere sind – aber du kannst entscheiden, welche Rolle du sie in deinem Leben spielen lässt.
👉 Die Welt wird immer dysregulierter - Setze ein Gegengewicht!
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Tiefer eintauchen
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du dich schützen kannst, lies hier weiter:
➡ Red Flags: 35 Warnsignale, die du nicht ignorieren darfst
➡ Toxische Beziehung erkennen – 12 Anzeichen, die du nicht ignorieren solltest
➡ Gaslighting: Perfide Manipulation, die dich an deiner eigenen Wahrnehmung zweifeln lässt
Raus aus toxischen Beziehungsmustern - zurück zu dir!
Du hast mehr Einfluss, als du glaubst. Wenn du spürst, dass es so nicht weitergehen kann und dich danach sehnst, wieder ganz bei dir selbst anzukommen, lass uns reden.
Literatur:
*1 Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM-5, Deutsche Ausgabe herausgegeben von Peter Falkai und Hans-Ulrich Wittchen, S. 885f., Hogrefe GmbH & Co. KG, 2. korrigierte Auflage 2018