by Andreas Gauger

Trauma Bonding: Wenn loslassen unmöglich scheint – und wie es doch gelingt

Formen, Narzisstischer Missbrauch: Formen, Folgen & Heilung

Trauma Bonding kann sich anfühlen wie eine unsichtbare Kette, die dich in einer toxischen Beziehung festhält. Du weißt, dass du gehen solltest. Vielleicht hast du es sogar schon versucht. Doch irgendetwas zieht dich immer wieder zurück.

Warum ist das so? Warum kannst du nicht einfach loslassen, obwohl du genau weißt, dass diese Beziehung dir schadet?

Vielleicht hast du dir gesagt, dass du nur endlich stark genug sein musst – dass du dich einfach zusammenreißen und loslassen solltest. Doch je mehr du es versuchst, desto stärker zieht es dich zurück.

Vielleicht hast du den Kontakt abgebrochen – nur um dich kurze Zeit später wieder zurückzusehnen. Es ist nicht deine Schuld. Trauma Bonding folgt Mechanismen, die dich immer wieder in die gleiche Dynamik ziehen.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Was Trauma Bonding wirklich ist – und warum es dich so festhält.
  • Wie dein Gehirn & deine Emotionen gegen dich arbeiten.
  • Warum viele Lösungsansätze nicht ausreichen – und was wirklich hilft.

Inhalt

Was ist Trauma Bonding?

Trauma Bonding ist eine tiefe emotionale Abhängigkeit, die in toxischen Beziehungen entsteht. Sie hält dich an eine Person gebunden, die dir schadet – nicht, weil du es willst, sondern weil dein Gehirn die Verbindung fälschlicherweise mit 'Liebe' verwechselt.

Es entsteht durch ein Wechselspiel aus Schmerz und Zuwendung: Die Person, die dich verletzt, ist auch diejenige, die dir Erleichterung gibt. Das macht die Bindung so stark: fast wie eine Sucht - manchmal sogar stärker!

  • Trauma Bonding ist nicht dasselbe wie Co-Abhängigkeit. Co-Abhängigkeit basiert oft auf dem Drang, den anderen zu 'retten'. Trauma Bonding hingegen ist ein Überlebensmechanismus, der dich an genau die Person kettet, die dir schadet.
  • Auch Co-Narzissmus ist nicht gleich Trauma Bonding. Co-Narzissten geraten in eine "narzisstische Kollusion": Sie passen sich unbewusst an einen narzisstischen Partner an und definieren sich über das „Geben“. Sie fühlen sich wertvoll, solange sie dem anderen geben – ihr Selbstwert ist damit an die Anerkennung durch den Narzissten gebunden. Beim Trauma Bonding hingegen geht es weniger um eine Rolle als um emotionale Sucht – selbst dann, wenn die Beziehung eindeutig destruktiv ist.
  • Es ist auch nicht einfach nur emotionale Abhängigkeit. Eine toxische Beziehung ohne Trauma Bonding kann sich belastend anfühlen – doch mit Trauma Bonding fühlt sie sich existenziell notwendig an.
  • Sind Stockholm-Syndrom und Trauma Bonding das Gleiche? Nein! Trauma Bonding kann ähnliche Mechanismen haben, aber es geschieht nicht nur in extremen Geisel-Situationen. Es passiert überall – in Beziehungen, Familien und Freundschaften.

❗ Wichtig zu verstehen: Trauma Bonding ist kein Zeichen von Schwäche oder mangelndem Willen. Es ist ein tiefgreifender Mechanismus, der sich in deinem Nervensystem verankert hat.

Wie entsteht Trauma Bonding?

Trauma Bonding entsteht durch einen wiederholten Kreislauf aus Schmerz und Belohnung. In toxischen Beziehungen bedeutet das: Die Person, die dich verletzt, ist dieselbe, die dir Erleichterung gibt.

Manipulation durch emotionale Achterbahnfahrten

Täter oder Täterinnen wechseln zwischen Zuwendung („Ich liebe dich!“, Entschuldigungen, idealisierenden Phasen) und Zurückweisung (Schweigen, Kälte, Abwertung). Dein Gehirn wartet ständig auf die nächste 'Belohnung' – und genau das verstärkt die emotionale Abhängigkeit.

Erzeugung hormoneller Abhängigkeiten

Trauma Bonding ist nicht nur eine emotionale, sondern auch eine biochemische Falle. Dein Körper reagiert auf die Beziehung wie auf eine Sucht – angetrieben von einem ständigen Wechsel zwischen Stress und Erleichterung.

  • Cortisol: Bei Streit, Missbrauch oder Abwertung steigt der Stresspegel stark an.
  • Oxytocin & Dopamin: Sobald der toxische Partner wieder freundlich ist, wird eine Welle von „Bindungshormonen“ ausgeschüttet – was wie eine Belohnung wirkt.
  • Das Ergebnis: Ein süchtig machender Kreislauf, in dem Schmerz & Belohnung immer enger verknüpft werden.
  • Frühe Bindungsverletzungen können Trauma Bonding verstärken

    Menschen, die als Kinder emotionale Unsicherheit erlebt haben – durch inkonsistente Eltern, Vernachlässigung oder narzisstische Bezugspersonen – sind anfälliger für Trauma Bonding.

    Wenn dein Nervensystem diese Muster bereits kennt, besteht die Gefahr, dass es sie heute mit 'normaler' Bindung verwechselt.

    💡 Deshalb fühlt sich Trauma Bonding so stark an:
    Es ist nicht einfach „schlechte Gewohnheit“ oder „fehlende Willenskraft“. Es ist eine tiefe, neurologisch verankerte Reaktion, die mit jeder toxischen Interaktion weiter verstärkt wird.

    Wie Oxytocin dich an toxische Partner fesselt

    Eine Studie von Carter (2014) zeigt, dass Oxytocin – das sogenannte „Bindungshormon“ – nicht nur positive soziale Verbindungen stärkt, sondern auch toxische Bindungen verstärken kann.

    Das Problem? In toxischen Beziehungen wird Oxytocin immer dann ausgeschüttet, wenn auf Schmerz wieder Zuwendung folgt. Das Gehirn speichert die toxische Person als 'sichere Quelle' für Erleichterung – selbst wenn sie zuvor den Schmerz verursacht hat. So entsteht eine starke emotionale Abhängigkeit.

    Das Ergebnis: Eine starke emotionale Abhängigkeit, die sich fast wie eine Sucht anfühlt – selbst wenn der Verstand längst erkannt hat, dass die Beziehung schadet.

    Quelle: Carter, C. S. (2014). Oxytocin Pathways and the Evolution of Human Behavior.

    10 Typische Anzeichen für Trauma Bonding

    Vielleicht spürst du es tief in dir – dass etwas nicht stimmt. Vielleicht hast du es dir selbst schon einmal gesagt: „Das kann doch keine gesunde Liebe sein.“ Und doch hält dich etwas fest, selbst wenn dein Verstand längst verstanden hat, dass diese Beziehung dir nicht guttut.

    Trauma Bonding folgt oft wiederkehrenden Mustern, die dich in der Beziehung gefangen halten. Erkennst du dich in mehreren dieser Anzeichen wieder, könnte das der Grund sein, warum du nicht loslassen kannst.

    1. Du entschuldigst das verletzende Verhalten immer wieder.
      Egal, was passiert – du findest einen Grund, warum es „eigentlich nicht so schlimm“ ist. „Er hatte nur einen schlechten Tag.“ oder „Sie ist nur so, weil sie selbst so viel durchgemacht hat.“ Du verteidigst diese Person sogar vor anderen, selbst wenn du innerlich weißt, dass etwas nicht stimmt.
    2. Du fühlst dich abhängig – emotional oder sogar körperlich.
      Ohne ihn oder sie fühlst du dich nicht nur traurig – du fühlst dich leer, verloren, wie ein Schatten deiner selbst. Dein ganzer Körper rebelliert gegen die Trennung, als wäre sie lebensbedrohlich.
    3. Du idealisierst die wenigen schönen Momente.
      Es gab Zeiten, in denen er oder sie liebevoll war – und an diesen wenigen Momenten hältst du fest. Du blendest das Schlechte aus und klammerst dich an das Bild von der Person, die du liebst – nicht die Person, die dir weh tut.
    4. Du glaubst, dass nur diese Person dich „wirklich versteht“.
      Trotz all des Schmerzes hast du das Gefühl, dass niemand sonst dich so kennt wie er oder sie. Selbst wenn dein Umfeld dich warnt, bist du überzeugt, dass nur diese eine Person dich wirklich „sieht“.
    5. Du spürst Angst, Unruhe oder Schuldgefühle, wenn du an eine Trennung denkst.
      Trennungen fühlen sich an wie Entzug von einer Droge. Dein Herz rast, du kannst nicht schlafen, du checkst dein Handy hundertmal – in der Hoffnung, dass er oder sie sich meldet.
    6. Du versuchst ständig, es „richtig“ zu machen.
      Du analysierst jede Nachricht, jedes Wort, jede Reaktion. Du änderst dein Verhalten, sprichst vorsichtiger, gibst dir mehr Mühe – in der Hoffnung, dass du endlich die richtige Formel findest, damit es funktioniert.
    7. Dein Selbstwert hängt von der Laune deines Partners ab.
      An Tagen, an denen er oder sie liebevoll ist, fühlst du dich wertvoll und geliebt. An schlechten Tagen bricht dein Selbstwertgefühl zusammen – du fühlst dich unbedeutend, falsch, nicht genug.
    8. Du verdrängst dein Bauchgefühl.
      Ein Teil von dir weiß, dass diese Beziehung toxisch ist. Doch du redest dir ein, dass du übertreibst, dass du einfach mehr Geduld haben musst – oder dass du ohne ihn oder sie nicht klarkommst.
    9. Du hast Trennungsgedanken – aber ziehst es nicht durch.
      Du hast oft überlegt, zu gehen. Vielleicht hast du sogar Pläne gemacht. Doch wenn es ernst wird, überkommt dich eine Welle aus Angst, Hoffnung oder Schuld – und du bleibst.
    10. Du kommst immer wieder zurück.
      Selbst wenn du dich trennst, hältst du es nicht durch. Ein einziger Anruf, eine liebevolle Nachricht – und du bist wieder da. Jedes Mal sagst du dir: „Diesmal wird es anders.“ Und doch wiederholt sich der Kreislauf.

    Warum ist es so schwer, zu gehen?

    Vielleicht hast du es schon versucht. Vielleicht hast du dir gesagt: „Ich muss loslassen.“ Vielleicht hast du sogar den Kontakt abgebrochen – nur um dich kurze Zeit später wieder zurückzusehnen.

    Warum ist das so? Warum fühlt es sich an, als würdest du einen Teil von dir selbst verlieren, wenn du gehst?

    Kognitive Dissonanz: Dein Herz und dein Verstand sind im Krieg.

    Dein Verstand weiß, dass diese Beziehung toxisch ist. Doch dein Herz hält an der Hoffnung fest, dass sich alles noch ändern könnte. Dieser innere Widerspruch führt zu einem enormen emotionalen Druck – und oft entscheidet sich das Nervensystem für den „sichereren“ Weg: bleiben.

    Die emotionale Achterbahn macht süchtig.

    Trauma Bonding ist wie ein psychologischer Entzug. Die ständigen Wechsel zwischen Schmerz und Belohnung aktivieren die gleichen Hirnregionen wie Drogenabhängigkeit. Selbst wenn du die toxische Dynamik verstehst, hält dich dein Nervensystem in der Sucht gefangen.

    Die Angst vor dem Unbekannten lähmt dich.

    Eine toxische Beziehung kann zerstörerisch sein – aber sie ist auch vertraut. Viele Betroffene haben das Gefühl, dass „alles besser ist als das Alleinsein“. Die Unsicherheit, was nach der Trennung kommt, kann erschreckender wirken als der Schmerz der Beziehung selbst.

    Gibt es eine Verbindung zwischen Trauma Bonding und der "abhängigen Persönlichkeitsstörung"?

    Oft wird Trauma Bonding vorschnell mit der 'abhängige Persönlichkeitsstörung' (APS) gleichgesetzt. Zwar kann APS Trauma Bonding verstärken, aber nicht jeder, der in einer toxischen Beziehung steckt, hat automatisch eine Persönlichkeitsstörung.

    Was ist die Abhängige Persönlichkeitsstörung?

    Menschen mit APS neigen dazu, sich stark an andere zu binden, Schwierigkeiten mit Autonomie zu haben und Trennungen als existenzielle Bedrohung zu erleben. Sie fühlen sich oft unfähig, alleine zu handeln oder Entscheidungen zu treffen.

    Abhängige Persönlichkeitsstörung & Trauma Bonding – Was ist der Unterschied?

    • APS ist eine dauerhafte Persönlichkeitsstruktur. Wer davon betroffen ist, zeigt oft auch außerhalb toxischer Beziehungen starke Abhängigkeitsmuster.
    • Trauma Bonding entsteht als Reaktion auf eine bestimmte Beziehung. Viele Menschen, die vorher völlig selbstständig waren, können durch eine toxische Dynamik in eine tiefe emotionale Abhängigkeit geraten.

    💡 Wichtig zu verstehen:

    ➡ Trauma Bonding kann auch ohne APS entstehen. Wer eine toxische Beziehung erlebt, entwickelt oft erlernte Abhängigkeitsmuster – selbst wenn vorher keine Persönlichkeitsstörung vorlag.
    ➡ Die Diagnose „abhängige Persönlichkeitsstörung“ wird manchmal vorschnell gestellt. Besonders Frauen, die sich in toxischen Beziehungen gefangen fühlen, werden oft pathologisiert, statt dass das destruktive Beziehungsgefüge hinterfragt wird.

    Was bedeutet das für dich?

    Falls du dich in Trauma Bonding wiedererkennst, heißt das nicht automatisch, dass mit dir „etwas falsch“ ist oder du zwingend eine abhängige Persönlichkeitsstörung haben musst. Es bedeutet, dass dein Nervensystem in einer toxischen Dynamik feststeckt – und es gibt einen Weg heraus.

    Wie kommt es zum Trauma Bonding?

    Damit es zum Trauma Bonding kommt, müssen verschiedene Faktoren gegeben sein. Einerseits muss das Opfer des Trauma Bonding davon ausgehen, dass vom Täter eine ernsthafte Bedrohung ausgeht. Andererseits muss es eine gewisse Form von Freundlichkeit beim Täter erleben oder vermuten, die neben seinen missbrauchenden Eigenschaften ebenso besteht.

    Darüber hinaus muss das Opfer beim Trauma Bonding sich als machtlos empfinden, die Situation zu verlassen. Trauma Bonding entsteht in der Regel nicht über Nacht sondern ist das Ergebnis einer intensiven und länger dauernden irgendwie gearteten Beziehung zwischen Opfer und Täter.

    Evolutionär bewährte Anpassungsstrategien an bedrohliche Situationen

    Trauma Bonding wird leichter verständlich, wenn wir es als Anpassungsstrategie an eine bedrohliche Situation verstehen, in der wir einer anderen Person ausgeliefert sind und keine Möglichkeit sehen, die Situation zu verlassen. Diese Anpassungsreaktion soll das eigene Überleben sichern.

    Um mit bedrohlichen Situationen umzugehen, haben wir mehrere angeborene Überlebensstrategien. Auf der einen Seite scheinen sie einer natürlichen Hierarchie zu folgen. Auf der anderen Seite reagieren verschiedene Menschen tendenziell mit immer der gleichen Reaktion auf bedrohliche Situationen.

    Zu diesen verschiedenen Überlebensstrategien zählen:

    1. Kampfreaktion (Fight)

    Wenn wir eine Bedrohung als etwas sehen, gegen das wir eine Chance haben, reagieren wir mit Kampf. Wir stellen uns der Konfrontation, versuchen die Situation zu dominieren oder den Angreifer in die Defensive zu drängen. In toxischen Beziehungen kann sich das darin äußern, dass Betroffene sich gegen Manipulation wehren, lautstark für sich einstehen oder immer wieder versuchen, den toxischen Partner zur Vernunft zu bringen – oft ohne Erfolg.

    2. Fluchtreaktion (Flight)

    Ist die Bedrohung zu groß, um sie direkt zu bekämpfen, wird Flucht zur nächsten Option. Wir ziehen uns zurück, distanzieren uns emotional oder körperlich, um der Situation zu entkommen. In toxischen Beziehungen zeigt sich das häufig darin, dass Betroffene versuchen, sich zu trennen – doch durch Trauma Bonding immer wieder zurückgezogen werden.

    3. Totstellreflex (Freezing)

    Wenn Kampf oder Flucht unmöglich erscheinen, reagiert das Nervensystem mit Erstarrung. Der Körper geht in eine Art Schockzustand – Herzschlag und Atmung verlangsamen sich, der Geist fühlt sich wie „eingefroren“. In toxischen Beziehungen kann sich das darin äußern, dass Betroffene sich innerlich abschalten, sich emotional distanzieren oder gar nicht mehr reagieren – eine Schutzreaktion, um den Schmerz zu minimieren.

    4. Unterwerfung / Anpassung (Fawn-Response, Tend-and-Befriend)

    Wenn weder Kampf noch Flucht möglich sind und Erstarrung keine Sicherheit bietet, bleibt eine letzte Überlebensstrategie: sich anpassen, unterwerfen und versuchen, die Bedrohung durch Gehorsam oder Fürsorge zu entschärfen. Menschen in der Fawn-Response versuchen, es dem Aggressor recht zu machen, Konflikte zu vermeiden und durch Anpassung Sicherheit zu gewinnen. In toxischen Beziehungen kann sich das in übermäßiger Nachgiebigkeit, Verlust eigener Grenzen und der Angst äußern, den Partner „zu verärgern“.


    Tend-and-Befriend - Wenn die anderen drei Reaktionen keinen Sinn machen

    Nicht jede Bedrohung kann durch Kampf, Flucht oder Erstarrung bewältigt werden. Manchmal scheint die beste Überlebensstrategie, sich mit der Bedrohung zu arrangieren – oder sogar aktiv Nähe zu suchen.

    Die Tend-and-Befriend-Reaktion ist eine biologische Überlebensstrategie, bei der wir in Gefahrensituationen Schutz in sozialen Bindungen suchen. Statt zu kämpfen oder zu fliehen, versuchen wir, die Bedrohung durch Anpassung, Fürsorge und Beschwichtigung zu entschärfen.

    💡 Tend and Befriend im Alltag:

    • Kinder in dysfunktionalen Familien passen sich oft an die Launen ihrer Eltern an, um Konflikte zu vermeiden.
    • Mitarbeiter:innen mit narzisstischen Chefs entwickeln Strategien, um nicht zur Zielscheibe von Wutausbrüchen zu werden.
    • Menschen in toxischen Beziehungen tun alles, um ihren Partner nicht zu „provozieren“, und übernehmen oft übermäßige Verantwortung für das Wohlergehen des anderen.

    Trauma Bonding und Menschenhandel

    Auch, wenn es nicht Thema dieser Seite ist, soll es hier dennoch nicht unerwähnt bleiben: Trauma Bonding spielt auch eine zentrale Rolle im Menschenhandel.

    Täter nutzen gezielt emotionale Manipulation, um Opfer an sich zu binden. Durch einen Wechsel von Gewalt und scheinbarer Zuneigung entsteht eine Abhängigkeit, die es den Betroffenen erschwert, sich zu lösen.

    Hilfe für Betroffene:

    • Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen": Unter der Nummer 116 016 erhalten Betroffene anonym und kostenfrei Unterstützung in 19 Sprachen.
    • Hilfetelefon: "Gewalt an Männern" erreichst du montags bis donnerstags von 8 bis 20 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr unter der 0800 123 9900.
    • KOK e.V. – Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel: Bietet eine Übersicht spezialisierter Fachberatungsstellen in Deutschland.
    • IRC Schutz vor Menschenhandel - Das International Rescue Committee (IRC) engagiert sich mit verschiedenen Projekten aktiv im Schutz vor Menschenhandel.
    • Weitere Hilfsangebote - z.B. bei häuslicher Gewalt - findest du hier.

    Tend and Befriend & Trauma Bonding: Die unsichtbare Falle

    Trauma Bonding kann als eine extreme Form der Tend-and-Befriend-Reaktion betrachtet werden. Die Betroffenen verbinden sich emotional mit dem Aggressor, um ihr (emotionales) Überleben zu sichern. Statt Widerstand zu leisten, versuchen sie, die Zuneigung oder Anerkennung des Täters zu gewinnen – oft auf Kosten ihrer eigenen Grenzen und Bedürfnisse.

    • Warum passiert das? In einer Situation, in der Kampf oder Flucht unmöglich erscheinen, wird Bindung zur sichersten Option. Selbst schmerzhafte Nähe fühlt sich instinktiv sicherer an als völlige Isolation.
    • Das Problem: Diese Strategie funktioniert kurzfristig, macht aber langfristig abhängig. Das Nervensystem verknüpft Schmerz mit Sicherheit – und genau das hält die toxische Bindung aufrecht.

    Ist Tend and Befriend eine eher „weibliche“ Überlebensstrategie?

    Nach der Forschung von Taylor et al. (2000) zeigen Frauen in Stresssituationen häufiger eine Tend-and-Befriend-Reaktion als Männer. Das könnte evolutionsbiologische Gründe haben:

    • Während Kampf oder Flucht für schwangere Frauen oft riskanter war, war es evolutionär gesehen sinnvoller, sich durch soziale Bindungen zu schützen.
    • Trotzdem nutzen auch Männer diese Strategie – besonders in Situationen, in denen sie sich dem Aggressor unterlegen fühlen.

    Obwohl Studien wie die von Taylor et al. (2000) darauf hindeuten, dass Frauen in Stresssituationen häufiger zu Tend-and-Befriend-Strategien neigen, ist die Forschung zu diesem Thema nicht abgeschlossen. Es gibt Hinweise darauf, dass auch viele Männer – je nach Kontext – ähnliche Bewältigungsmechanismen nutzen. Zukünftige Forschungen werden zeigen, wie stark biologische und soziale Faktoren hierbei eine Rolle spielen.

    Etablierung des Trauma Bonding

    An der so genannten Etablierung des Trauma Bonding sind zwei wesentliche Wirkfaktoren beteiligt. Nur wenn sie gegeben sind, kann es zum Trauma Bonding kommen. Diese Wirkfaktoren sind:

    1. 1
      Ein Machtgefälle vom Täter zum Opfer
    2. 2
      Die intermittierende Verstärkung

    1. Machtgefälle vom Täter zum Opfer

    Damit es überhaupt zum Trauma Bonding kommen kann, muss es ein Machtgefälle vom Täter zum Opfer bestehen. Ohne Machtgefälle kann es kein Trauma Bonding geben. Dabei kann dieses Machtungleichgewicht real bestehen oder nicht. Entscheidend für das Trauma Bonding ist, dass sich das Opfer als unterlegen und ausgeliefert empfindet.

    Der Zirkuselefant: Eine Geschichte von Jorge Bucay1:

    Als ich ein kleiner Junge war, war ich vollkommen vom Zirkus fasziniert, und am meisten gefielen mir die Tiere. Vor allem der Elefant hatte es mir angetan. Wie ich später erfuhr, ist er das Lieblingstier vieler Kinder. Während der Zirkusvorstellung stellte das riesige Tier sein ungeheures Gewicht, seine eindrucksvolle Größe und seine Kraft zur Schau. Nach der Vorstellung aber und auch in der Zeit bis kurz vor seinem Auftritt blieb der Elefant immer am Fuß an einen kleinen Pflock angekettet. Der Pflock war allerdings nichts weiter als ein winziges Stück Holz, das kaum ein paar Zentimeter tief in der Erde steckte. Und obwohl die Kette mächtig und schwer war, stand für mich ganz außer Zweifel, dass ein Tier, das die Kraft hatte, einen Baum mitsamt der Wurzel auszureißen, sich mit Leichtigkeit von einem solchen Pflock befreien und fliehen konnte. Dieses Rätsel beschäftigt mich bis heute. Was hält ihn zurück? Warum macht er sich nicht auf und davon? Als Sechs- oder Siebenjähriger vertraute ich noch auf die Weisheit der Erwachsenen. Also fragte ich einen Lehrer, einen Vater oder Onkel nach dem Rätsel des Elefanten. Einer von ihnen erklärte mir, der Elefant mache sich nicht aus dem Staub, weil er dressiert sei. Meine nächste Frage lag auf der Hand: »Und wenn er dressiert ist, warum muss er dann noch angekettet werden?« Ich erinnere mich nicht, je eine schlüssige Antwort darauf bekommen zu haben. Mit der Zeit vergaß ich das Rätsel um den angeketteten Elefanten und erinnerte mich nur dann wieder daran, wenn ich auf andere Menschen traf, die sich dieselbe Frage irgendwann auch schon einmal gestellt hatten. Vor einigen Jahren fand ich heraus, dass zu meinem Glück doch schon jemand weise genug gewesen war, die Antwort auf die Frage zu finden: Der Zirkuselefant flieht nicht, weil er schon seit frühester Kindheit an einen solchen Pflock gekettet ist. Ich schloss die Augen und stellte mir den wehrlosen neugeborenen Elefanten am Pflock vor. Ich war mir sicher, dass er in diesem Moment schubst, zieht und schwitzt und sich zu befreien versucht. Und trotz aller Anstrengung gelingt es ihm nicht, weil dieser Pflock zu fest in der Erde steckt. Ich stellte mir vor, dass er erschöpft einschläft und es am nächsten Tag gleich wieder probiert, und am nächsten Tag wieder, und am nächsten … Bis eines Tages, eines für seine Zukunft verhängnisvollen Tages, das Tier seine Ohnmacht akzeptiert und sich in sein Schicksal fügt. Dieser riesige, mächtige Elefant, den wir aus dem Zirkus kennen, flieht nicht, weil der Ärmste glaubt, dass er es nicht kann. Allzu tief hat sich die Erinnerung daran, wie ohnmächtig er sich kurz nach seiner Geburt gefühlt hat, in sein Gedächtnis eingebrannt. Und das Schlimme dabei ist, dass er diese Erinnerung nie wieder ernsthaft hinterfragt hat. Nie wieder hat er versucht, seine Kraft auf die Probe zu stellen.

    2. Intermittierende (partielle) Verstärkung

    Partielle bzw. intermittierende Verstärkung ist ein wesentlicher Wirkfaktor des Trauma Bonding. Der Begriff stammt aus der Lernpsychologie. Gemeint ist das nur gelegentliche Verstärken (Belohnen) eines gezeigten Verhaltens nach dem Zufallsprinzip.

    Durch diese Art der Belohnung lernen wir zwar langsamer, dafür sind die so erlernten Verhaltensweisen hinterher kaum mehr auszurotten. Dieser Effekt entsteht auch beim Trauma Bonding.

    Dabei spielt das Hormon Dopamin eine wichtige Rolle. Es ist ebenso an jedem Lernvorgang beteiligt, wie an unserem Suchtverhalten. Die nur gelegentliche Verstärkung erzeugt in unserem Gehirn eine Dopamin basierte Reaktion, die absolut süchtig macht.

    Erstmalig fiel dieser Zusammenhang in Tierversuchen auf. In verschiedenen Versuchsanordnungen wurde Katzen, Ratten, Tauben oder Affen trainiert. Ihnen wurde zum Beispiel beigebracht, einen Hebel zu betätigen, durch den sich eine Klappe öffnete. Hinter der Klappe lag manchmal Futter, manchmal nicht. Diese Versuchsanordnung machte die Tiere regelrecht abhängig davon, den Hebel zu betätigen.

    Sie konnten kaum damit aufhören. Ganz anders war es, wenn hinter der Klappe jedes Mal Futter lag. Dann hörten die Tiere schnell wieder damit auf, wenn längere Zeit kein Futter mehr hinter der Klappe lag (Löschung / Extinktion). In einem ähnlichen Experiment (Ferster & Skinner, 1957) pickte eine Taube weitere 18.000 Mal! nach Aussetzen der Belohnung.

    Alleine in den ersten 4 Stunden, nachdem sie dafür kein Futter mehr bekam. Sie benötigte weitere 168 Stunden vergeblichen Pickens, bis sie das zuvor durch partielle Verstärkung erlernte Verhalten aufgab. Leider unterscheiden wir uns hier kaum von Tauben.

    Weitere Faktoren beim Trauma Bonding

    Trauma Bonding ist ein komplexes Geschehen, bei dem verschiedene psychische Dynamiken wie Zahnräder ineinander greifen müssen, damit es zum Trauma Bonding kommt. Wenn du sie kennst, wird das Trauma Bonding für dich leichter verständlich.

    Neben dem Machtgefälle vom Täter zum Opfer und der intermittierenden Verstärkung, die an der Etablierung eines Trauma Bonding beteiligt sind, gibt es noch weitere Zusammenhänge, die dein Verständnis vom Trauma Bonding erweitern können.


    Selbstwirksamkeitserwartung im Trauma Bonding

    In den meisten Fällen, in denen es zum Trauma Bonding kommt, dürfte das Machtgefälle zwischen Täter und Opfer jedoch nicht bloß im Kopf sondern durchaus real bestehen. Im Rahmen von toxischen Beziehungen ist es allerdings in einigen Fällen geringer, als es vom Opfer des Trauma Bonding empfunden wird.

    Manchmal wirkt der Täter übermächtig, ohne es in Wahrheit zu sein. Daneben spielt die Selbstwirksamkeitserwartung eine wichtige Rolle. Dabei handelt es sich um einen wichtigen Resilienz-Faktor. Unsere Selbstwirksamkeitserwartung beschreibt, wie wir unsere Fähigkeiten und Kräfte einschätzen, mit einer herausfordernden und bedrohlichen Situation klarzukommen.

    Unabhängig davon, wie groß das Machtgefälle zwischen Täter und Opfer in Wahrheit ist, spielt es beim Trauma Bonding eine große Rolle, wie übermächtig wir den Täter einschätzen und wie hoch unsere Selbstwirksamkeitserwartung ist.

    Je mächtiger wir den Täter einschätzen und je geringer unsere Selbstwirksamkeitserwartung ist, desto besser ist der Boden für ein mögliches Trauma Bonding bereitet. Oft verinnerlicht das Opfer dabei die Selbstwahrnehmung des Täters. Hier kann es zur Bildung so genannter Täter-Introjekte kommen, die auch das Selbstkonzept des Opfers verändern können.


    Täter-Introjekte und Selbstkonzept im Trauma Bonding

    Trauma Bonding lässt sich leichter verstehen, wenn du mit dem Begriff "Täter-Introjekte" vertraut bist. Ein Täter-Introjekt ist ein Teil von dir, der sich gegen dich selbst wendet. Es ist fast so, als hättest du eine kleine Kopie des Täters in dir, die sich genauso verhält, wie der Täter selbst es tut oder getan hat.

    Diese innere Kopie verhält sich nicht nur so, wie der Täter, sie benutzt auch 1:1 dieselben Worte. Ein Täter-Introjekt ist ein Täter loyaler Anteil in deiner eigenen Psyche. Es ist im Grunde ein psychischer Fremdkörper, der sich als Teil von dir ausgibt und dein Selbstbild verändert.

    Je früher der psychischer und / oder körperliche Missbrauch durch den Täter stattgefunden hat und je enger die Beziehung zu ihm oder ihr war, desto wahrscheinlicher ist es, dass deine Selbstwahrnehmung heute dem entspricht, wie der Täter dich wahrgenommen hat. So entstehen Selbstablehnung, Selbstvorwürfe und oft auch Selbsthass.

    Genau genommen handelt es sich bei einem Täter-Introjekt um eine Identifikation. Ein Teil von dir hat sich mit dem identifiziert, was der Täter über dich gesagt und dir in seinem Verhalten gespiegelt hat. Du hast dir dabei unfreiwillig angeeignet, was ursprünglich nicht zu dir gehört hat.

    Täter-Introjekte erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Wiederholungsschleifen

    Da ein Täter-Introjekt deine Selbstwahrnehmung so verändert, dass du glaubst, selbst schuld und nicht in Ordnung zu sein, kannst du andere Menschen nicht so sehen, wie sie wirklich sind.

    Begegnest du einem Menschen, der dich schlecht behandelt, wirkt es für dich, als wäre der andere okay und es läge an dir, dass er dich so behandelt. Dadurch wird Widerholungsschleifen des missbrauchenden Verhaltens Tür und Tor geöffnet.

    Um das Trauma Bonding zu durchbrechen ist es unbedingt nötig, das Täter-Introjekt als etwas anzuerkennen, das zwar derzeit noch in dir ist, aber zu keinem Zeitpunkt zu dir gehört hat. Es gehörte von Anfang an zum Täter. Du hast es dir lediglich im Rahmen eines psychischen Überlebensmechanismus zu eigen gemacht, weil du damals kaum eine andere Wahl hattest.

    Stockholm-Syndrom: Wie Trauma Bonding, nur anders

    Meist wird das Stockholm Syndrom als bekanntestes Beispiel für Trauma Bonding angeführt. Obwohl es große Schnittmengen mit dem Trauma Bonding gibt, unterscheidet es sich davon in mindestens einem wichtigen Punkt.

    Beim Stockholm Syndrom ist die Bindung beidseitig (bidirektional). Das bedeutet, dass sowohl die Opfer zu den Tätern eine intensive emotionale Bindung aufbauen, als auch die Täter zu den Opfern. Beim regulären Trauma Bonding ist die Bindung dagegen nur einseitig (unidirektional). Hier entsteht eine emotionale Bindung vom Opfer zum Täter, aber nicht umgekehrt.

    Das Stockholm Syndrom hat seinen Namen von einem Phänomen, das zum ersten Mal bei einem Bankraub mit fünftägiger Geiselnahme in Schweden aufgefallen ist. Er dauerte vom 23. - 28. August 1973 und gab allen Beobachtern Rätsel auf.

    Dabei bauten die Geiseln ein besonderes Verhältnis zu ihren Geiselnehmern auf. Man würde erwarten, dass sie mit Wut, Angst und Abscheu reagieren würden, nachdem sie einem mehrtägigen Martyrium ausgesetzt waren. Zumal bis zum Ende nicht sicher war, ob sie es überleben würden. Doch es geschah genau das Gegenteil.

    Die Opfer des Missbrauchs solidarisierten sich mit ihren Geiselnehmern und ergriffen Partei für diese. Sie versuchten sie sogar vor Polizei und Gericht in Schutz zu nehmen.

    Dabei gaben sie vor, die Täter viel besser zu kennen und zu verstehen, als die Beamten. Sie waren sicher, dass diese keine so bösen Menschen waren, wie es der Öffentlichkeit erschien. Die Geiseln besuchten im Anschluss an das Gerichtsverfahren sogar die Täter regelmäßig im Gefängnis Eine Geisel fing eine Beziehung mit einem der Täter an.

    Langfristige Folgen von Trauma Bonding – warum du handeln musst

    Trauma Bonding ist nicht nur eine toxische Dynamik, die dich emotional gefangen hält – es hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf deine psychische und körperliche Gesundheit. Je länger du in diesem Zustand bleibst, desto stärker wird das Muster in deinem Nervensystem verankert.

    Viele Betroffene glauben, dass sie die Situation "irgendwann" lösen, doch genau das ist die größte Falle: Die Zeit arbeitet nicht für dich – sie arbeitet gegen dich.

    Denn während du hoffst, dass es von selbst besser wird, leidet dein Körper, dein Geist und letztlich auch deine Zukunft. Hier sind einige der schwerwiegenden Folgen, die Trauma Bonding mit sich bringt:

    Chronischer Stress & Erschöpfung

    Dein Nervensystem ist ständig im Ausnahmezustand – immer auf der Hut, immer auf die nächste emotionale Achterbahnfahrt vorbereitet. Das kann zu dauerhafter Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und sogar zu Panikattacken führen.

    Vielleicht kennst du das Gefühl, nie wirklich zur Ruhe zu kommen oder tief durchatmen zu können. Das liegt daran, dass dein Körper in einem Überlebensmodus gefangen ist, den er ohne bewusste Veränderung nicht von allein verlässt.

    Gesundheitliche Risiken – wenn toxische Beziehungen den Körper angreifen

    Was viele unterschätzen: Emotionale Belastung bleibt nicht nur im Kopf, sondern hinterlässt auch körperliche Spuren. Langfristiger Stress kann dein Immunsystem schwächen, den Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen und das Risiko für Depressionen, Angststörungen oder sogar Autoimmunerkrankungen erhöhen.

    Studien zeigen, dass anhaltender emotionaler Stress genauso gesundheitsschädlich sein kann wie Rauchen oder Schlafmangel. Dazu zählen unter anderem Magen-Darm-Beschwerden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzinfarkt, psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Typ 2.

    Zudem weist zum Beispiel das Bundesministerium für Gesundheit darauf hin, dass andauernder Stress den Körper in eine ständige Alarmbereitschaft versetzt und somit negative Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit hat. Zu den Folgen zählen unter anderem Kopfschmerzen, Verspannungen und Schlafstörungen.

    Wenn du hier noch tiefer einsteigen möchtest, findest du weitere wertvolle Aspekte in diesem Artikel: Toxische Beziehung Symptome: Die unterschätzten Folgen für deine Gesundheit

    Selbstwertverlust & Identitätskrise

    Jeder Tag in einer toxischen Bindung nagt an deinem Selbstbild. Du beginnst, an dir selbst zu zweifeln, machst vielleicht sogar dich für das Verhalten der anderen Person verantwortlich. Langsam verlierst du den Kontakt zu deinen eigenen Bedürfnissen – und wenn du zu lange in dieser Dynamik bleibst, vergisst du vielleicht sogar, wer du ohne diese Beziehung eigentlich bist.

    Unwiederbringlich verlorene Zeit & verpasste Chancen

    Trauma Bonding hält dich in einer Vergangenheit gefangen, die du längst hinter dir lassen solltest. Während du hoffst, dass sich die Dynamik irgendwie von selbst ändert, vergeht wertvolle Zeit – Zeit, die du damit verbringen könntest, dich selbst zurückzugewinnen und dein Leben so zu gestalten, wie du es wirklich willst. Jede Woche, die du zögerst, ist eine Woche, in der du nicht dein volles Potenzial lebst.

    Fazit: Es wird nicht besser sondern schlimmer, wenn du nichts tust

    Der wichtigste Punkt: Trauma Bonding löst sich nicht von selbst auf. Es braucht einen bewussten Schritt, um den Kreislauf zu durchbrechen – und je früher du diesen Schritt gehst, desto schneller kannst du die Kontrolle über dein Leben zurückgewinnen.

    Du hast es verdient, dich von dieser Last zu befreien. Und du kannst es schaffen – aber nur, wenn du aktiv wirst.

    Toxische Beziehung

    Was du tun kannst  - Dein Gleichgewicht wiederfinden

    Vielleicht fühlst du dich nach all dem noch genauso gefangen wie vorher. Das ist okay. Es gibt einen Weg heraus – aber er beginnt nicht mit einem radikalen Schnitt. Er beginnt mit einem einzigen Schritt: Bewusstsein.

    1. Erkenne das Muster – gib dem Ganzen einen Namen.

    Du bist nicht „einfach zu schwach“, um zu gehen. Es gibt einen Grund, warum es dir so schwerfällt – und dieser Grund heißt Trauma Bonding. Sobald du erkennst, dass dein Schmerz keine „fehlende Willenskraft“, sondern eine erlernte Abhängigkeit ist, kannst du beginnen, dich davon zu lösen.

    2. Höre auf, nach Beweisen für „die gute Seite“ zu suchen.

    Vielleicht hältst du dich an den wenigen schönen Momenten fest. Vielleicht suchst du nach Anzeichen, dass „diesmal alles anders ist“. Doch Trauma Bonding löst sich nicht auf, indem du darauf wartest, dass sich der andere verändert – es löst sich auf, wenn du erkennst, dass du immer wieder in denselben Kreislauf gezogen wirst.

    3. Finde deine Anker – außerhalb der Beziehung.

    Wenn du dich emotional entwurzelt fühlst, ist es schwer, alleine zu stehen. Finde Dinge, die dich stärken: Freunde, die dich wirklich unterstützen. Ein Tagebuch, um deine Gedanken zu ordnen. Ein Ort, an dem du dich sicher fühlst. Je mehr du dich außerhalb dieser Beziehung stabilisierst, desto weniger wird sie dein Zentrum sein.

    4. Spüre den Schmerz – ohne dich darin zu verlieren.

    Ja, es wird wehtun. Aber Schmerz vergeht. Er kommt in Wellen – und jede Welle, die du überstehst, ohne zurückzugehen, macht dich freier. Erkenne: Der Schmerz ist nicht das Zeichen, dass du zurückgehen solltest. Er ist das Zeichen, dass du heilst.

    5. Beginne, die Beziehung zu dir selbst aufzubauen.

    Solange du innerlich entwurzelt bist, wird es sich anfühlen, als würde ein Teil von dir fehlen. Doch was dir fehlt, ist nicht dein Partner – es ist die Verbindung zu dir selbst. Jeder kleine Schritt, den du gehst, um dich wieder mit dir selbst zu verbinden, löst eine Fessel dieser toxischen Bindung.

    Es gibt einen Weg hinaus – und er beginnt mit einem einzigen Schritt.

    Dynamiken wie das Trauma Bonding können den Absprung extrem schwer machen. Falls du selbst betroffen bist, findest du hier einige hilfreiche Tipps: Toxische Beziehung beenden: 21 goldene Regeln für die Trennung von einem Narzissten.

    Mehr über typische Dynamiken in einer toxischen Beziehung findest du in diesem Artikel: Der toxische Kreislauf: Warum du immer wieder zurückgehst.

    👉 Die Welt wird immer dysregulierter - Setze ein Gegengewicht!

    Hat dir der Beitrag gefallen? Dann teile ihn. Emotionale Souveränität ist heute kein Luxus mehr – sie ist essenziell. Je mehr Menschen innere Klarheit und Stabilität entwickeln, desto weniger Konflikte, Missverständnisse und unnötiges Drama gibt es in der Welt.

    Raus aus toxischen Beziehungsmustern - zurück zu dir!

    Du hast mehr Einfluss, als du glaubst. Wenn du spürst, dass es so nicht weitergehen kann und dich danach sehnst, wieder ganz bei dir selbst anzukommen, lass uns reden.


    Literatur:

    *1 Komm, ich erzähl dir eine Geschichte, Jorge Bucay, (German Edition) (S.7-9). FISCHER E-Books. Kindle-Version.
    - Innere Kritiker, Verfolger und Zerstörer - Ein Praxishandbuch für die Arbeit mit Täterintrojekten, Jochen Peichl, Klett-Cotta Verlag, 3. Auflage 2013
    - Trauma, Bindung und Familienstellen - Seelische Verletzungen verstehen und heilen, Franz Ruppert, Klett-Cotta Verlag, 5. Auflage 2012

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