Narzisstische Mutter: Wie du dich aus ihrem Bann löst

Narzisstische Mutter

Die narzisstische Mutter ist anders. Während andere Mütter ihre Kinder lieben und an die erste Stelle setzen, betrachten narzisstische Mütter ihre Kinder als natürliche Verlängerung ihrer Selbst. Die Kinder haben für sie da zu sein, nicht umgekehrt.

Kinder narzisstischer Mütter haben es schwer, ein eigenes Selbst zu entwickeln, das auf ihrer Individualität basiert und nicht auf den Anforderungen der Mutter. Dies gilt besonders für Töchter narzisstischer Mütter, da sie von der Mutter häufig als Projektionsfläche für deren unerfüllte Träume missbraucht werden.

Wenn die Tochter in die Pubertät kommt, erlebt sich eine narzisstische Mutter in Konkurrenz zu ihr, was in großem Neid und starker Missgunst gipfelt. Häufig merken die Töchter erst spät, dass etwas mit ihrer Mutter nicht stimmt. Meist dann, wenn sie erleben, dass die Mütter der Schulkameraden ganz anders mit ihren Kindern umgehen.

Mit einer narzisstischen Mutter aufzuwachsen, kann das ganze Leben prägen und gibt zu einem gewissen Teil vor, wie spätere Beziehungen verlaufen. Das gilt besonders, wenn die Narzisstische Persönlichkeitsstörung der Mutter stark ausgeprägt war.

In diesem Artikel erhältst du erstes Handwerkszeug, um die Situation mit deiner Mutter besser einordnen zu können und den Weg zu dir selbst und deinem eigenen Leben mit innerer Stärke und Gewissheit anzutreten.

Narzisstische Mutter: Was stimmt mit meiner Mutter nicht?

Den meisten Kindern narzisstischer Mütter wird erst im Laufe des Heranwachsens bewusst, dass mit ihrer Mutter etwas nicht stimmt. Bis dahin kommt ihnen die merkwürdige und belastende Situation im Elternhaus relativ normal vor und sie suchen die Schuld für die Stimmungen ihrer Mutter hauptsächlich in ihrem eigenen Verhalten, während die narzisstische Mutter ihre Kinder in erster Linie gebraucht, um ihr Selbstbild zu stützen.

Wer mit einer narzisstischen Mutter aufgewachsen ist, kann sich selten an liebevolle Umarmungen, nette Worte oder Zärtlichkeiten der Mutter erinnern. Höchstens in Anwesenheit anderer, vor denen sie sich als gute Mutter inszenieren wollte.

Stattdessen waren Abwertungen, Leistungsdruck, induzierte Schuldgefühle und Manipulation seitens der narzisstischen Mutter an der Tagesordnung.

Ein emotionaler Missbrauch, der noch Jahrzehnte im Leben der bereits erwachsenen Kinder nachhallt und deren Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und vor allem auch das Verhalten in heutigen Beziehungen stark geprägt hat. Wenn du diesen Beitrag als Betroffene(r) liest, kennst du das sicher auch.

Sich der Wahrheit bewusst werden: den emotionalen Missbrauch erkennen

Je mehr du dich mit deiner Kindheit unter deiner narzisstischen Mutter auseinandersetzt, desto mehr denkwürdige Situationen kommen dir in den Blick und bestätigen das traurige Bild einer Kindheit, die ganz anders war, als sie hätte sein sollen.

Mit der Zeit wird aus der gewohnten Frage "Was stimmt mit mir nicht, dass meine Mutter sich so verhält?" dann "Was stimmt mit meiner Mutter nicht, dass sie sich so verhält und was hat das mit mir gemacht?".

Diese neue Frage kann zum Wendepunkt werden und den erste Schritt auf einem langen Weg zu einem Leben in emotionaler Freiheit markieren. Von hier aus startet deine Zukunft in ein selbst bestimmtes Leben nach deinen Werten und Bedürfnissen.

An welchen Verhaltensweisen erkennst du eine narzisstische Mutter?

Falls du noch nicht ganz sicher bist, ob deine Mutter wirklich narzisstisch ist, findest du hier 25 destruktive Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften, die typisch für narzisstische Mütter sind. Es müssen nicht alle bei deiner Mutter vorkommen.

Vieles hängt vom Schweregrad des Narzissmus der Mutter und vom Subtyp ab. Eine narzisstische Mutter vom Subtyp "kommunale Narzisstin" verhält sich anders, als eine die eher in die Kategorie "verdeckte Narzisstin" passt. Manchmal ist die narzisstische Mutter auch eine Psychopathin. Das ist dann ein ganz anderes Kaliber.

Eine Übersicht der verschiedenen Narzissmus-Typen und woran du sie erkennst, findet du hier.

25 typische Eigenschaften und Verhaltensweisen narzisstischer Mütter

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    Empathielosigkeit: Du kennst wenig bis keine Zärtlichkeiten seitens deiner Mutter. Ihre Gegenwart fühlt sich kalt an, eurer Beziehung fehlt es an Wärme. Deine narzisstische Mutter ist nicht fähig oder willens, sich in deine Lage zu versetzen.
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    Egozentrismus: Die Welt deiner Mutter dreht sich nur um sie selbst. Alles existiert nur in Bezug auf sie. Selbst wenn du dich ihr mit deinen Problemen anvertraust, biegt deine narzisstische Mutter das Gespräch in kurzer Zeit so um, dass es am Ende doch wieder um sie und ihre "Probleme" geht.
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    Empfindsamkeit: Deine narzisstische Mutter ist extrem leicht kränkbar und fühlt sich sehr schnell angegriffen. Nimmt sie dir etwas übel, kann sie es dir für sehr lange Zeit nachtragen und dich beispielsweise einer Schweigebehandlung unterziehen. Sie ist absolut nicht in der Lage, mit Kritik umzugehen.
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    Eigensucht: Deine narzisstische Mutter ist fasziniert von sich selbst. Sie interessiert sich nicht nur ausschließlich für sich selbst (obwohl sie gut schauspielern kann, wenn es ihren Bedürfnissen dient), die ist regelrecht süchtig nach sich selbst. Auf einem Gruppenfoto nimmt sie ausschließlich sich selbst wahr, andere interessieren sie nur insofern wie sie ihr dienen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen und ihr Aufmerksamkeit zu schenken.
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    Entwertung: Die Entwertung der eigenen Kinder (und anderer) ist eines der typischsten Merkmale einer narzisstischen Mutter. Um selbst besser dazustehen und sich überlegen zu fühlen, entwertet sie dich bei jeder Gelegenheit. Deine Niederlagen bauscht sie auf, deine Erfolge redet sie klein oder schreibt sie sich selbst und ihrer guten Erziehung zu. Sie erträgt es nicht, wenn andere neben ihr glänzen.
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    Neid: Der Neid auf das eigene Kind ist ebenso typisch für narzisstische Mütter. Sie erträgt es nicht, wenn du etwas Schönes erlebst oder einen Erfolg erzielst. Besonders schlimm ist es für sie, wenn du als ihre Tochter hübscher wirst, als sie selbst. Dann kann es passieren, dass sie in Konkurrenz zu dir tritt. Sie wertet dich noch mehr ab oder flirtet vor deinen Augen und für alle offensichtlich mit deinem Freund, was zu bizarren Situationen führen kann.
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    Drama: Wenn sie nicht weiter weiß, inszeniert eine narzisstische Mutter gerne Drama. Sie übertreibt maßlos, beschuldigt andere, bekommt einen hysterischen Anfall oder zieht anderweitig die Aufmerksamkeit auf sich. Hier kann sie große Ähnlichkeiten mit einem Menschen mit histrionischer Persönlichkeitsstörung aufweisen. Sie stellt sich selbst als Opfer dar und versucht so, die Situation in ihrem Sinne zu kontrollieren.
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    Kontrollwahn: Narzissten müssen alles in ihrem Umfeld kontrollieren. Eine narzisstische Mutter ist da keine Ausnahme. Das kann verschiedenste Züge annehmen. Manche Mütter fordern von ihren Kindern detailgenaue Berichte über deren Leben, andere zwingen ihre Minderjährigen Kinder, einen GPS-Tracker zu tragen, um jederzeit ihren Standort überwachen zu können (natürlich zum Wohl des Kindes). Gleiches gilt für Situationen. Hat eine narzisstische Mutter das Gefühl, dass ihr die Aufmerksamkeit ihres Umfeldes entgleitet, nutzt sie verschiedene taktische Manöver, um wieder im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen.
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    Spiegelung: Narzissten spiegeln die Wünsche, Interessen und Eigenschaften anderer, um so sympathischer zu erscheinen und schnell eine Verbindung zum anderen aufzubauen. Natürlich ist das nicht echt und die narzisstische Mutter interessiert sich nicht wirklich für die Themen, für die sie im Zusammensein mit neuen Personen, deren Aufmerksamkeit sie für sich gewinnen will, vorgibt sich zu interessieren. Es ist eine Taktik. Die eigenen Kinder wird die narzisstische Mutter hingegen eher selten spiegeln. Hier hat sie es schlichtweg nicht nötig, da ihre Kinder ohnehin an sie gebunden sind und ihre anderen Manipulationstechniken hier meist bessere Ergebnisse erzielen. Dennoch kann sie dich spiegeln, wenn sie einmal mit ihren anderen Manövern nicht weiterkommt.
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    Schuldgefühle: Das Erzeugen von Schuldgefühlen ist eine bevorzugte Masche bei narzisstischen Müttern. Sie wird keine Gelegenheit auslassen, um dich so in eine abhängige Position von sich zu bringen, um dich besser kontrollieren und steuern zu können. Dazu wird sie dir ständig vorhalten, was sie alles für dich getan oder geopfert hat und dich als undankbares Kind darstellen, wenn du nicht ihren Erwartungen nachkommen willst. Hier zeigt sich noch eine weitere typische Verhaltensweise narzisstischer Mütter (siehe Punkt 11):
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    Umetikettierung von Eigeninteressen: Typisch für narzisstische Mütter ist es, auch nur die kleinsten Anzeichen von Eigeninteressen bei ihren Kindern als egoistisch, undankbar und selbstsüchtig umzuetikettieren. So versucht sie dich vollständig zu ihrer Marionette zu machen und nach ihrem Bilde zu formen. Als Kind einer solchen narzisstischen Mutter hast du später im Leben oft Probleme zu unterscheiden, ob du wirklich egoistisch bist, sobald du ein eigenes Bedürfnis anmeldest. In so einem familiären Milieu entstehen bei den Kindern typische co-narzisstische Prägungen, die dazu führen, dass die Kinder ihren eigenen Wert in erster Linie darüber definieren, wie angenehm und nützlich sie für andere sind. Was das für spätere eigene Beziehungen bedeutet und warum man mit diesen Prägungen nur allzu leicht später in die Arme narzisstisch geprägter Partner gerät, kannst du dir sicher denken.
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    Verfügbarkeit der Kinder: Wenn du mit einer narzisstischen Mutter aufgewachsen bist, dann kennst du es vermutlich, dass deine Mutter zu jeder Zeit von dir erwartet hat, dass du für sie verfügbar bist und zwar unabhängig davon, wo du gerade bist, mit wem und was du machst. Bei vielen narzisstischen Müttern ändert sich an dieser Erwartungshaltung auch nicht viel, wenn die eigenen Kinder schließlich erwachsen sind, denn für sie existieren ihre Kinder nur als natürliche Verlängerung ihrer Selbst.
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    Verdrehungen und Missverständnisse: Eine narzisstische Mutter ist sehr gut darin, Dinge absichtlich falsch zu verstehen oder das, was du gesagt hast, zu  verdrehen oder vollkommen anders zu interpretieren, als du es gemeint und rübergebracht hast. Hierzu gehört auch das Vergessen von Dingen, die sie einmal gesagt oder getan hat. Alles, was ihre Position schwächen wird, wird auf diese Weise verzerrt. So dominiert sie jedes Gespräch und bringt dich schnell in eine Rechtfertigungsposition, in der du dich für Dinge entschuldigen sollst, die du so nie gesagt geschweige denn gemeint hast.
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    Grenzüberschreitung: Narzisstische Mütter kennen und akzeptieren keine Grenzen. Erst recht nicht die, ihrer eigenen Kinder. So mischt sie sich in dein ganzes Leben ein, gibt dir vor, was du zu denken, fühlen und tun hast. Sie hilft dir ungefragt und erwartet hinterher Dank dafür. Schließlich meint sie es ja nur gut. Und wehe, der Dank bleibt aus. Auch dies ist eine Methode, um dich und dein Verhalten zu kontrollieren.
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    Entwertende Vergleiche: Um dich herunterzumachen, vergleicht sie dich permanent mit anderen Kindern. Natürlich nicht mit denen, die in etwas schlechter sind, als du. Im Gegenteil. Sie will dir zeigen, wie "unwürdig" du bist, indem sie dir permanent die Erfolge anderer Kinder hervorzuheben und deine Fehler auch in Gegenwart anderer hervorzugehen.
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    Schlecht machen vor anderen: Narzisstische Mütter beschämen ihre Kinder, indem sie vor Dritten und oft im Beisein des Kindes über dessen peinlichste Momente reden und sich über ihr eigenes Kind lustig machen. Viele betroffene Kinder entwickeln darauf starke Schamgefühle, verbunden mit dem Gefühl, nicht richtig oder peinlich zu sein.
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    Überhebliches Gebaren: Je nachdem, welcher Narzissmus-Typ bei deiner Mutter vorherrscht, kann sie sich mitunter sehr überheblich verhalten und andere von oben herab behandeln. Das zeigt sich nicht nur in völlig unpassenden Kommentaren oder respektlosen Gesten sondern wird oft auch nonverbal durch abschätzige Blicke oder zeigen der berühmten kalten Schulter demonstriert.
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    Auf eine Stufe mit dem Kind stellen: Für die narzisstische Mutter existieren weder Grenzen noch Altersunterschiede. Sie meint, sie dürfe alles tun, was ihr Kind auch tun darf.
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    Geltungsdrang: Eine narzisstische Mutter muss um jeden Preis der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sein. Ihr Verhalten hat häufig etwas Unechtes und Überzogenes. Es ist mittelbar. Das bedeutet, es dient einem Zweck und ist nicht authentisch. Um ihr Ziel, im Mittelpunkt zu stehen zu erreichen, intrigiert sie, lacht laut, erzählt schmutzige Witze, provoziert, macht Vorwürfe, oder inszeniert sich auf andere Weise. Viele narzisstische Mütter sind sehr geschickt darin, die rote Knöpfe der Menschen in ihrem Umfeld zu drücken, sodass ihnen deren Aufmerksamkeit gewiss ist.
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    Rumpfuschen in den Beziehungen der Kinder: Narzisstische Mütter triangulieren. Sie mischen sich in die Beziehungen ihrer Kinder ein. Das betrifft Freundschaften wie Partnerschaften gleichermaßen. Egal, ob sie mit dem Freund der Tochter flirtet, versucht, ihr ihre beste Freundin schlecht zu reden oder sich selbst mit den Freundinnen der Tochter anzufreunden, sie mischt sich ein. Das tut sie einerseits aus dem Wunsch heraus, in den Augen der anderen als die Bessere dazustehen, andererseits um auch die Beziehungen ihrer Tochter zu kontrollieren. Häufig entwerten narzisstische Mütter auch ihre Kinder vor deren Freunden und hacken bewusst auf ihren Schwächen rum. Sind die Kinder noch jünger, kann es ebenso vorkommen, dass die narzisstische Mutter ihr den Umgang mit bestimmten Freunden oder Freundinnen verbietet. Meist sind es natürlich diejenigen, die dem Kind am meisten bedeuten.
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    Konkurrenzdenken: Besonders Töchter narzisstischer Mütter haben es schwer. Spätestens ab der Pubertät fühlt sich die Mutter in Konkurrenz zu ihrer Tochter und buhlt auf teilweise groteske Art mit ihr darum, wer von beiden die "Bessere" ist. Das kann sich zum Beispiel darin äußern, dass sie sich bewusst jugendlich verhält oder anzieht, mit den Freunden der Tochter flirtet oder sich Hobbys zulegt, die nicht zu ihrem Alter passen, ihrer Tochter aber wichtig sind. Die narzisstische Mutter versucht ihre Tochter in allem zu schlagen. Schafft sie es nicht, wird sie ihr böse.
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    Ausbeutung der Kinder: Narzisstische Mütter benutzen ihre Kinder zur Erfüllung eigener Interessen. Egal, ob sie sich die Erfolge der Kinder als eigene anrechnen ("War doch klar, dass mein Kind so erfolgreich ist, bei der Mutter!") oder sie vorschieben, um von ihrem Ex mehr Geld herauszuschlagen. Manchmal soll das Kind auch aktiv Dinge für die Mutter tun, die nicht kindgerecht sind und nur der Mutter dienen. In einem mir bekannten Fall wurde das noch nicht straffähige Kind von der narzisstischen Mutter wiederholt dazu angeleitet, die Dinge im Laden für sie zu stehlen, die sie unbedingt haben wollte.
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    Beziehungen der Kinder kaputt machen: Hierzu zählen nicht nur die Freundschaften zwischen den Kindern der narzisstischen Mutter und deren Peers. Vor allem gehören in diese Kategorie die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander. So ist es besonders bezeichnend für narzisstische Mütter, einen Keil zwischen die Geschwister zu treiben. Hier gibt es für sie meist das gute und das böse Kind. Von dieser zerstörten Beziehung erholen sich viele Geschwister ein Leben lang nicht, sodass ihr Verhältnis zur Schwester oder zum Bruder dauerhaft belastet bleibt.
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    Lügen: Das Lügen ist absolut typisch für Narzissten. Sie verdrehen die Wahrheit immer so, dass sie zu ihren Bedürfnissen passt. Narzisstische Mütter sind da keine Ausnahme. Zum Lügen gehört auch das aktive Verschweigen wichtiger Informationen, die eine Sache in einem anderen Licht erscheinen lassen würden. Lügen werden von der narzisstischen Mutter auf vielfältige Weise und zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt. Beispielsweise um Beziehungen zu zerstören, die ihr lästig sind oder bei denen sie einen Verlust ihres Einflusses auf ihr Kind befürchtet. Dann erzählt sie dem einen Part, was der andere angeblich hinter seinem Rücken getan oder gesagt hat und schon herrscht Zwietracht.
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    Leugnen: Versuchst du, deine narzisstische Mutter mit etwas zu konfrontieren, das sie gesagt oder getan hat, wird sie es immer leugnen oder dir weismachen wollen, dass du dir das nur eingebildet oder völlig falsch verstanden hast. Sodann wird sie dir deine Kritik übel nehmen und versuchen, sie dir heimzuzahlen und sie auf dich zurückzuwerfen. Vielleicht entwertet sie dich, macht sich selbst zum Opfer und versteht nicht, wie sie so eine undankbare Tochter haben kann oder sie unterzieht dich einer wochenlangen Schweigebehandlung, damit du ja nie wieder auf die Idee kommst, sie mit ihrem eigenen Verhalten zu konfrontieren.

Warum verhält sich meine Mutter so?

Vielleicht hast du dich auch schon gefragt, warum sich eine narzisstische Mutter so verhält, wie sie es tut. Die Antwort liegt im Kern der narzisstischen Persönlichkeitsstörung verborgen.

Narzisstische Mütter erkennen ihre Kinder nicht als eigenständige Persönlichkeiten an. In ihrer Welt sind ihre Kinder eine Art natürliche Verlängerung von sich selbst. So wie dein Arm die natürliche Verlängerung deiner Schulter darstellt. Man könnte auch sagen, die narzisstische Mutter versucht sich in ihrem Kind zu spiegeln.

Wobei das auch noch nicht ganz präzise wäre. Denn in Wahrheit versucht sie ihr überhöhtes grandioses Selbstbild in ihrem Kind zu spiegeln. So ist sie auch nicht direkt an den Erfolgen und Leistungen ihres Kindes interessiert. Sie freut sich nicht für ihr Kind sondern "durch ihr Kind hindurch".

Das bedeutet, sie macht sich die Bewunderung und die Anerkennung, die ihr Kind bekommt, zu eigen. Hast du beispielsweise ein gutes Abitur gemacht, wird deine narzisstische Mutter das auf ihre gute Förderung und Erziehung zurückführen, um die Bewunderung für sich abzugreifen.

Auch unerfüllte eigene Träume delegiert eine narzisstische Mutter an ihr Kind. Das gilt natürlich besonders für die Töchter narzisstischer Mütter. So werden die Kinder häufig in Aktivitäten "gefördert", die diese gar nicht ausüben möchten, da sie nicht ihren eigenen Interessen und Neigungen sondern denen der Mutter entsprechen.

Eine narzisstische Mutter erkennt ihr Kind nie als autonom oder von ihr getrennt an. Als Tochter aber auch als Sohn einer solchen Mutter lernst du früh und nachhaltig, dass du die Erwartungen deiner Mutter erfüllen musst, um wenigstens ein wenig Zuneigung (oder weniger Verachtung) abzubekommen. Später wird diese Sicht auf andere  Beziehungen übertragen.

Gleichzeitig ist das narzisstisch überhöhte Selbstbild der Mutter ständig einsturzgefährdet. Deshalb erträgt sie auch kein Getrenntsein oder Abweichungen vom Spiegelbild ihres grandiosen Selbst, das sie in ihre Kinder hinein projiziert.

Ihre gut verdrängten Minderwertigkeitsgefühle und ihr tief gestörtes Selbstwertempfinden drohen sonst, an die Oberfläche durchzubrechen. In so einem Fall kann eine narzisstische Mutter durchaus in eine depressive Episode abrutschen.

Vergiftete Kindheit und deren Folgen

Kinder narzisstischer Mütter leiden oft ein Leben lang unter den Folgen ihrer vergifteten Kindheit. Das gilt aufgrund der besonderen Dynamik noch mehr für die Töchter narzisstischer Mütter.

Denn die Töchter werden von der narzisstischen Mutter nicht bloß als Verlängerung ihrer eigenen Identität und Quelle narzisstischer Zufuhr gesehen sondern spätestens ab der Pubertät besonders als Konkurrenz betrachtet.

Hieraus entstehen bizarre und höchst destruktive Verhaltensweisen der Mutter, denen die Töchter meist völlig schutzlos ausgeliefert sind. Um die Situation zu kontrollieren, arbeitet eine narzisstische Mutter häufig permanent daran, die eigene Tochter einerseits nach ihrem Bilde zu formen, um sich in ihren Erfolgen zu sonnen.

Zum anderen lässt sie nichts ungetan, um das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen ihrer Tochter zu schädigen. Sie schreckt auch davor nicht zurück, ihr Kind immer wieder in Situationen zu bringen, in denen es überfordert ist und es dann mit Vorliebe vor anderen vorzuführen.

Für die narzisstische Mutter ist lediglich ausschlaggebend, wie die Tochter von außen wahrgenommen wird. Hier versucht sie stets, das größte Stück vom Kuchen abzubekommen, indem sie alle Errungenschaften der Tochter auf sich selbst und ihren positiven Einfluss zurückführt, um sich im Glanz der Tochter zu sonnen.

Im Hintergrund sorgt sie durch die permanenten Entwertungen, die unerbittliche Disziplin, die sie einfordert und die regelmäßig induzierten Schuldgefühle aber dafür, dass der Tochter ihr "Ruhm" nicht zu Kopf steigt sondern sie genau weiß, wo ihr Platz ist.

Die narzisstische Mutter untergräbt die Identität der Tochter

Durch die permanente Manipulation und Entwertung, gelingt es den meisten Töchtern einer narzisstischen Mutter nicht, eine eigenständige Identität zu entwickeln.

Die Tochter lernt von früh auf, dass sie nichts wert ist und alles tun muss, um den Erwartungen anderer zu entsprechen und für ihre bedingungslose Anpassung an die Vorstellungen anderer vielleicht wenigstens ein bisschen Zuwendung zu bekommen.

Das Selbstwertempfinden von Frauen, die mit einer narzisstischen Mutter aufwachsen mussten, hat häufig schweren Schaden genommen. Sie verstehen vielleicht kognitiv, dass sie genauso viel wert sind, wie andere (explizites Selbstwertempfinden).

Doch durch die permanenten Entwertungen und die regelmäßige emotionale Erpressung können sie es nicht fühlen (implizites Selbstwertempfinden). Die Tochter einer narzisstischen Mutter trägt die Frage "Bin ich gut genug? Bin ich liebenswert?" in jede spätere Beziehung hinein.

Denn sie hat ihre gesamte Kindheit alles versucht, um es der Mutter recht zu machen und ihren Ansprüchen zu genügen und konnte sie doch nicht erfüllen. Falls es dir genauso ergeht: Du konntest nichts dafür. Niemand hätte das gekonnt. Es gehört zum perfiden Spiel einer narzisstischen Mutter, dass sie dir signalisiert, dass du nie gut genug bist. Du hattest keine Chance.

Wie narzisstische Mütter einen Keil zwischen Geschwister treiben

Gibt es mehr als ein Kind, treibt die narzisstische Mutter einen Keil zwischen die Geschwister. Das tut sie aus verschiedenen Gründen. Zum einen lieben Narzissten es, zwischen Menschen zu triangulieren.

Sie säen Zwietracht und Drama zwischen den Menschen in ihrem Umfeld, das sie selbst initiieren. So kontrollieren sie das Verhältnis anderer in ihrem Umfeld zueinander und halten die Fäden in der Hand.

In Extremfällen schaffen sie es, dass die einzelnen Parteien so zerstritten sind, dass sie nicht mehr miteinander sondern nur noch indirekt über die narzisstische Person übereinander reden. Das gilt auch für Geschwister mit einer narzisstischen Mutter.

Zum anderen kann die narzisstische Mutter bei mehr als einem Kind verschiedene Aspekte ihrer Persönlichkeit auf unterschiedliche Kinder projizieren. Dabei gibt es stets ein Kind, das von der Mutter konstant abgewertet wird, während das andere im Grunde nichts falsch machen muss. Ein Licht- und ein Schattenkind.

(Nicht zu verwechseln mit dem Sonnen- und dem Schattenkind, wie in der Arbeit mit dem inneren Kind oft bestimmte Anteile unserer eigenen Persönlichkeit bezeichnet werden.)

Das Lichtkind erhält alle Zuwendung, für das Schattenkind bleibt nur Verachtung, Spott und Hohn übrig. Fast unnötig zu erwähnen, dass die narzisstische Mutter das Lichtkind dazu anhält, in die Abwertungen gegen das Schattenkind mit einzustimmen. Das Ergebnis sind häufig Geschwister, die ein Leben lang in Feindschaft miteinander leben.

Das ist ebenso bedauerlich wie tragisch, denn unter einer liebenden guten Mutter hätten die beiden vielleicht Gefährten fürs Leben werden können.

Wie die narzisstische Mutter ihren Schatten und ihre Persona auf die Geschwister projiziert

Im Sinne des Schattenkonzepts projiziert die narzisstische Mutter ihre Persona auf das Lichtkind. Als Persona hat der große Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung in Anlehnung an die Maske der Schauspieler im antiken Theater jene gesellschaftliche Maske bezeichnet, in die wir all unsere erwünschten und fantasierten positiven Eigenschaften projizieren.

Die Persona spiegelt also, wie wir uns selbst gerne sehen und von anderen gesehen werden wollen. In diesem Fall ist sie ein Abbild des grandios überhöhten Selbstbildes der narzisstischen Mutter, das sie auf ihr Lichtkind projiziert. Deshalb ist dieses - ganz gemäß ihres eigenen grandiosen Selbstbildes - auch unfehlbar und stets bewundernswert.

Auf das Schattenkind hingegen projiziert die narzisstische Mutter ihren eigenen verdrängten Schatten und bekämpft ihn dort stellvertretend. All die eigenen Unsicherheiten, Ängste, Unfähigkeiten, etc. werden an das Schattenkind delegiert. Deshalb kann das Schattenkind nichts richtig machen. Es hat keine Chance, denn die ihm zugedachte Rolle erlaubt es nicht.

Manchmal sind die einzelnen Rollen der Geschwister ein Leben lang vorgeschrieben, in anderen Fällen können sie wechseln. Beispielsweise dann, wenn das ehemalige Lichtkind der narzisstischen Mutter eine solche Kränkung beigebracht hat, dass diese es nun regelrecht zerstören will, um ihr angekratztes grandioses Selbstbild wiederherzustellen.

Häufig projiziert die narzisstische Mutter auch all die negativen Eigenschaften, die sie am Vater des Kindes oder ihrem eigenen narzisstischen Elternteil gehasst hat, auf das Schattenkind. Es wird dann als Symptomträger für etwas bestraft, für das es nicht das Geringste kann.

Es mag sich so lesen, als würde nur das Schattenkind einer narzisstischen Mutter unter den Folgen der vergifteten Kindheit leiden. Doch das ist nicht der Fall. Auch das Lichtkind leidet, oft jedoch ohne ein entsprechendes Leidensbewusstsein zu erlangen.

Den wenigsten Lichtkindern gelingt es, sich aus der festen Umklammerung und permanenten emotionalen Manipulation durch die narzisstische Mutter zu lösen. Sie bleiben zeitlebens an sie gebunden und entwickeln keine eigenständige Identität, die von der Mutter getrennt existiert.

So wachsen Lichtkinder häufig mit einer enormen Anspruchshaltung auf, die ihnen später das soziale Leben enorm erschwert, wenn sie mit einer Umwelt konfrontiert sind, die keinen Anlass dafür sieht, sie in gleicher weise zu überhöhen, wie die narzisstische Mutter es getan hat.

Obwohl sie manchmal im Leben oberflächlich sehr erfolgreich sind, bleiben sie doch innerlich leer, was später zu schweren Abstürzen führen kann und häufig auch in Alkohol- und Drogenproblematiken gipfelt.

Auch haben Lichtkinder ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zu erkranken, wie beispielsweise eine aktuelle Studie des Amsterdamer Assistenzprofessors Eugen Brummelmann deutlich gezeigt hat.

Siehe auch: >>> Narzissmus-Ursachen: Wie er entsteht und wie man ihn verhindern kann

Die Söhne einer narzisstischen Mutter haben es in der Regel leichter

Als Sohn einer narzisstischen Mutter hat man es in der Regel leichter. Vor allem, wenn man mit einer älteren Schwester aufwächst, der die Rolle des Schattenkindes zugedacht wurde. Das hat verschiedene Gründe.

Solange nur ein Kind da ist, bekommt dieses das ganze Spektrum narzisstischer Manipulation und Projektion ab. Ist die Tochter die ältere, so ist ihre Rolle meist festgelegt, bevor der jüngere Bruder auf die Welt kommt. Hinzu kommt, dass die Tochter von der narzisstischen Mutter viel eher als Konkurrenz wahrgenommen wird, als ein Sohn.

Natürlich zieht eine narzisstische Mutter auch aus ihrem Sohn die Zufuhr, indem sie ihn zu ihrem goldenen Jungen macht und sich in seinem Glanze sonnt. Doch konkurriert sie nicht mit ihm um Merkmale wie Attraktivität oder Aufmerksamkeit der Männer. Im Gegenteil.

Je besser ihr Goldjunge bei Frauen ankommt, desto mehr identifiziert sie sich damit und wird zur "stolzen Mutter", deren fantastische Gene ihm diesen durchschlagenden Erfolg überhaupt erst ermöglichen.

Darüber hinaus hat schon Sigmund Freud seinerzeit den so genannten Ödipus-Komplex beschrieben. Das ist eine mehr oder minder stark ausgeprägte Phase in der psychosozialen Entwicklung von Jungen, in der sie die Mutter besonders bewundern und in Konkurrenz zu ihrem Vater treten. Sie spielen dann das Spiel "Ich bin der bessere Mann für die Mama."

Diese Form der narzisstischen Zufuhr gefällt der narzisstischen Mutter naturgemäß gut, weshalb es ihr noch leichter fällt, in ihrem Sohn das Lichtkind zu sehen, das sie bewundert und umgarnt.

Besonders, da in der typischen narzisstischen Kollusion die Väter der Kinder einer narzisstischen Mutter meist eine untergeordnete Position einnehmen. Es sind in der Regel schwache Väter, die von der Mutter ebenfalls abgewertet werden und nicht viel zu melden haben.

Narzisstische Mutter: Kinder können sowohl negativen wie positiven Mutterkomplex entwickeln

Aus den bisherigen Ausführungen wird deutlich, warum die Kinder einer narzisstischen Mutter sowohl einen ursprünglich negativen wie einen ursprünglich positiven Mutterkomplex entwickeln können.

So wird die Tochter einer narzisstischen Mutter sehr wahrscheinlich einen ursprünglich negativen Mutterkomplex der Frau entwickeln und zwar sowohl wenn sie Einzelkind war, als auch wenn sie mit einem Bruder oder einer Schwester aufwuchs, denen die Rolle des Licht-Kindes der narzisstischen Mutter zugedacht war.

War die Tochter einer narzisstischen Mutter selbst das Lichtkind, was meist nur dann der Fall ist, wenn kein Sohn existiert sondern ausschließlich eine weitere Schwester, der die Rolle des Schattenkindes zugeteilt war, wird die Tochter als Lichtkind eher Aspekte eines ursprünglich positiven Mutterkomplex der Frau ausbilden.

Hierbei handelt es sich allerdings nicht um den klassischen positiven Mutterkomplex sondern eher um einen Mischtypen. Für einen "echten" ursprünglich positiven Mutterkomplex fehlt die Wärme, die eine narzisstische Mutter einfach nicht geben kann.

Söhne narzisstischer Mütter entwickeln hauptsächlich dann einen ursprünglich negativen Mutterkomplex des Mannes, wenn sie als Einzelkinder aufwachsen oder aus einer früheren Beziehung mit einem abgewerteten Ex-Partner stammen. Wachsen sie hingegen mit einer Schwester auf, ist es aufgrund der oben genannten Dynamik deutlich wahrscheinlicher, dass sie später einen ursprünglich positiven Mutterkomplex des Mannes ausbilden.

Hier gilt das Gleiche wie bereits beim ursprünglich positiven Mutterkomplex der Frau erwähnt. Dem positiven Mutterkomplex des Mannes mit einer narzisstischen Mutter fehlt die ursprüngliche Wärme. Auch hier handelt es sich eher um einen Mischtypen.

Lass dich aber nicht von dem Wort "positiv" täuschen. Auch für einen ursprünglich positiven Mutterkomplex zahlt man einen hohen Preis, wie du in den verlinkten Artikeln jeweils selbst nachlesen kannst.

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Ich geh dann mal meinen eigenen Weg - Wie die Erwartungen unserer Eltern unser Leben bestimmen und wie wir uns davon befreien

Gauger, Andreas

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Wie beeinflusst meine narzisstische Mutter meine eigenen Beziehungen?

Als Tochter einer narzisstischen Mutter ist man geradezu darauf geprägt, später erneut toxische Beziehungen mit narzisstischen Partnern einzugehen. Das destruktive Verhalten der Mutter implantiert in der Tochter den Gedanken, nicht gut genug zu sein.

Bist du selbst Tochter einer narzisstischen Mutter, dann hast du gelernt, dass in Beziehung sein bedeutet, lieben ohne zurück geliebt zu werden. Du wurdest darauf konditioniert, emotional missbraucht zu werden und dich den Wünschen, Anforderungen und Bedürfnissen eines anderen unterzuordnen.

Um nicht aus der Bindung zu fallen und vom anderen abgewertet oder verlassen zu werden, stehst du unter dem Einfluss verschiedener überzogener Selbstansprüche, wie sie beispielsweise auch in der Transaktionsanalyse (TA) bekannt sind.

Dazu zählt in erster Linie der Anspruch, es anderen möglichst recht zu machen. Häufig auch der Zwang zur Perfektion. Nicht, um andere zu übertrumpfen sondern um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Es können weitere überzogene Selbstansprüche hinzukommen.

Es ist leicht zu erkennen, wie einen die Prägungen durch die frühen Bindungserfahrungen mit einer narzisstischen Mutter später regelrecht zu narzisstischen Partnern und der gewohnten Art des emotionalen Missbrauchs hinziehen. Wenn du mit einer narzisstischen Mutter aufgewachsen bist, dann bist du aufgrund deiner Prägungen wie die perfekte Partnerin, die sich ein Narzisst backen würde.

Aber natürlich wird er dir das nicht sagen und vermutlich auch nicht so empfinden. Im Gegenteil. Du weißt ja, wie das Spiel läuft. Er wird dich bei jeder Gelegenheit abwerten und kritisieren und dir ist diese Art der Behandlung nur allzu vertraut. Eure Muster sind komplementär zueinander. Einer, der grenzenlos nimmt und Eine, die grenzenlos gibt.

Durch das Verhalten deiner narzisstischen Mutter stehst du später unter dem Einfluss so genannter "Lebensfallen", wie sie in der Schematherapie genannt werden. Dabei handelt es sich um kognitive Muster, die deine Wahrnehmung von dir selbst, anderen Menschen und deiner Umwelt verzerren und dich somit noch anfälliger für weiteren emotionalen Missbrauch machen.

Hierzu zählen häufig die Lebensfallen

  • "Abhängigkeit / Dependenz"
  • "Emotionale Entbehrung"
  • "Selbstaufopferung"
  • "Streben nach Zustimmung"
  • "Unzulänglichkeit / Scham"
  • "Verlassenheit / Instabilität"
  • "Verletzbarkeit" und
  • "Versagen"

Hier erfährst du mehr über die verschiedenen Lebensfallen: >>> Wie du aufhörst, Narzissten anzuziehen

Um gesunde Beziehungen auf Augenhöhe mit einem psychisch gesunden (nicht narzisstischen) Partner führen zu können, ist es unerlässlich, die durch deine narzisstische Mutter geprägten Bindungserfahrungen aufzuarbeiten und die dadurch entstandenen Wahrnehmungsverzerrungen (Lebensfallen) zu korrigieren.

Hinzu kommt, dass wir sprichwörtlich mit unserer verletzten Kinderseele auf Partnersuche gehen. Unbewusst suchen wir uns häufig Partner, die unserem problembehafteten Elternteil ähneln und versuchen dort stellvertretend das zu lösen, was wir als Kind bei unseren Eltern nicht lösen konnten.

Dann hast du auch als Tochter einer narzisstischen Mutter sehr gute Chancen, eine wirklich erfüllende Partnerschaft mit einem Menschen zu führen, der dir auf Augenhöhe begegnet und genauso viel in eure Beziehung investiert, wie du selbst.

Stellen wir uns dieser inneren Heilungsreise nicht, laufen wir nicht nur Gefahr, wiederholt in immer neue toxische Beziehungen zu geraten und emotionalen Missbrauch zu erleben. Wir riskieren auch, diese narzisstisch- / co-narzisstischen Bindungsmuster an unsere Kinder weiterzugeben.

Der Narzissmus deiner Mutter ist schließlich auch nicht im Vakuum entstanden. Seine Wurzeln reichen vermutlich lange in die Vergangenheit zurück, weit über das Leben deiner Mutter hinaus. So werden destruktive Bindungsmuster oft von Generation zu Genration weitergereicht.

Mit deinem Wissen und deiner Erkenntnis hast du jedoch heute die Chance, diese unheilvolle Kette ein für allemal zu durchbrechen, sodass nicht nur deine eigenen Kinder sondern auch deine Enkel und alle folgenden Generationen nicht mehr unter den Folgen leiden müssen, wenn du deinem eigenen Heilungsweg folgst.

Wie soll ich mich meiner narzisstischen Mutter gegenüber verhalten?

Es beginnt damit, dass du dir zwei Dinge wirklich bewusst machst:

  1. Es war nie deine Schuld. Nichts davon!
  2. Du wirst nie ein normales liebevolles Verhältnis zu deiner narzisstischen Mutter haben.

Der erste Punkt ist für viele Betroffene, die unter einer narzisstischen Mutter aufwachsen mussten, schwer einfühlbar. Schließlich hat die Mutter keine Gelegenheit ausgelassen, um dem eigenen Kind Schuldgefühle einzureden.

Auch wenn du als Kind einer narzisstischen Mutter mit dem Verstand einsehen magst, dass du tatsächlich nicht an allem Schuld sein kannst, fühlt es sich oft ganz anders an. Das liegt daran, dass die in der Kindheit erlernten Bindungsmuster sich hauptsächlich in anderen Hirnstrukturen abspielen, als unser kognitives "Begreifen".

Die Teile des Gehirns, die für unser Fühlen verantwortlich sind, tun sich ein wenig schwer damit, auf rein logische Argumente zu reagieren. Um sie zu erreichen, muss man anders vorgehen.

Dazu eignen sich beispielsweise integrale Trauma- und Bindungsorientierte Ansätze, wie beispielsweise die Verfahren EMDR und ROMPC, die auch im Live-Coaching mit meinen Klienten zum Einsatz kommen, um tiefe Verletzungen in unseren wichtigsten Beziehungsbedürfnissen aufzuarbeiten.

Ich konnte mit Andreas' Hilfe den Blick auf das Positive in meinem Leben lenken. Da, wo ich vorher einen Mangel verspürt habe, sehe ich jetzt so viel Gutes und Wunderbares.  Ich habe in mir eine enorme Kraft und Liebe entdeckt, zu der ich vorher so keinen Zugang hatte. Für das alles bin ich Andreas unglaublich dankbar und werde es ihm nie vergessen. Das, was er mir geschenkt hat, ist mit Geld nicht zu bezahlen. 

Anna Melcher ‧ Hannover | a.melcher[at]gmx.de

Der zweite Punkt stellt für viele Kinder einer narzisstischen Mutter eine noch bitterere Pille dar, die zu schlucken sich viele weigern. Schließlich war ein Großteil der kindlichen Hoffnungen darauf gerichtet, durch immer besser an die Anforderungen der Mutter angepasstes Verhalten, deren Zustimmung am Ende doch noch gewinnen zu können.

Diese antiquierte Hoffnung endlich fallen zu lassen, kann ebenso beängstigend wie befreiend sein. Es ist der Graben, über den jedes Kind einer narzisstischen Mutter springen muss, um auf der anderen Seite endlich das selbst bestimmte Leben führen zu können, das dort auf dich wartet, wenn du den Sprung gewagt hast.

Wie grenze ich mich am besten ab?

Falls du jetzt mit deinem Wissen um die vermutete Persönlichkeitsstörung deiner narzisstischen Mutter direkt zu ihr gehen und sie von einer Therapie überzeugen möchtest, lass mich dir diesen Zahn bitte direkt ziehen. Dann tut es später nicht so weh.

Du glaubst gar nicht, wie viele gut meinende Kinder einer narzisstischen Mutter diesen Versuch bereits unternommen haben und mit allem, was sie hatten, untergegangen sind. Mach dir noch einmal bewusst, worin einer der Grundmechanismen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung liegt.

Alles Negative wird draußen gehalten und auf andere (dich!) projiziert. Alles Gute wird aufs eigene grandiose Selbstbild übertragen. In der Welt deiner Mutter ist sie grandios und tadellos und andere sind für die Probleme in ihrem Leben verantwortlich.

Sie hat sich diese "Weltsicht" mit einiger Wahrscheinlichkeit in der frühen Kindheit als emotionale Überlebensreaktion auf ungünstige Entwicklungsbedingungen zugelegt und ihr ganzes Leben um sie herum strukturiert. Selbst wenn sie wollte (was sie nicht tut), könnte sie nicht anerkennen, dass sie in Wirklichkeit nicht die Lösung sondern das Problem darstellt.

Alles in ihrer Welt würde zusammenstürzen, wenn sie diese Erkenntnis wirklich an sich heranlassen würde. Es wird nicht passieren. Sie wird es im Gegenteil als massive narzisstische Kränkung auffassen und nach Vergeltung suchen. Sie wird dich bekämpfen, die Wahrheit verdrehen, dich vermeintlich Lügen strafen und auch sonst alle Register ziehen.

Dennoch ist es für deinen eigenen Heilungsprozess wichtig, die Persönlichkeitsstörung deiner narzisstischen Mutter und die vermuteten Lebensumstände, in denen sie sich gebildet hat, zu verstehen.

Es fällt dir dann in der Folge deutlich leichter, mit all den Kränkungen und Verletzungen umzugehen und sie bei ihr zu lassen. Allerdings - und das ist mir wirklich wichtig - sollte die vermutete Persönlichkeitsstörung deiner narzisstischen Mutter niemals als Entschuldigung für das herangezogen werden, was sie dir angetan hat. Es ist eine Erklärung, keine Rechtfertigung.

Persönlichkeitsstörung hin oder her, du hast jedes Recht der Welt, dich so zu fühlen, wie du dich fühlst. Es gehört zum eigenen Heilungsweg, die Selbstempathie zu entwickeln, mit der eigenen Wahrnehmung und den eigenen Gefühlen ins Reine zu kommen. Dies entspricht unserem Bedürfnis nach Bestätigung der eigenen Erfahrung.

In dieser Podcast-Folge erfährst du mehr darüber:

Abgrenzung und Selbstschutz

Da dir bewusst geworden ist, dass du die Beziehung zu deiner narzisstischen Mutter nicht sinnvoll verbessern kannst, ohne dich dabei selbst aufzugeben, kann die logische Schlussfolgerung nur lauten, dass du dich so weit wie möglich aus ihrer Einflusszone entfernst.

Was das im Einzelfall bedeutet, hängt von vielen Faktoren ab. Manchmal ist eine heilsame Distanz angemessen, bei der ihr immer noch ein gesundes Mindestmaß an Kontakt haltet. Dieser Kontakt funktioniert dann am besten, wenn du klare Grenzen setzt und Regeln für den Umgang mit dir aufstellst und du, sollte deine Mutter sich nicht daran halten, die Situation verlässt und den Kontakt bis auf weiteres einschränkst.

In anderen Fällen ist der vollständige Kontaktabbruch nötig, um jemals Boden unter die Füße zu bekommen und ein eigenständiges Leben nach deinen Maßstäben führen zu können.

Dieser Kontaktabbruch geht meist mit Schuldgefühlen einher, mit denen du einen konstruktiven Umgang finden solltest. Hier kann dir eine geeignete Therapie oder ein spezialisiertes Live-Coaching gute Dienste leisten. Mach dir dabei bewusst; egal, wie es sich auch anfühlen oder was sie dir einzureden versuchen mag, du schuldest deiner Mutter nichts, dir selbst aber alles.

Dein Vorteil ist, dass du deine Mutter und ihre üblichen Reaktionen bereits bestens kennst. Wie auch immer sie reagieren wird, es kommt nicht unvorbereitet für dich. Gehe vom Schlimmsten aus und hoffe das Beste ist auch hier eine sinnvolle Haltung für das, was nach dem Bruch mit deiner narzisstischen Mutter von ihr als Reaktion kommt.

Frei werden von der narzisstischen Mutter und eigene Wege gehen

Stelle dich deiner Vergangenheit und arbeite die Beziehung zu deiner narzisstischen Mutter und deren Folgen auf.

Wenn du es nicht tust, riskierst du, ein Leben lang unter dem toxischen Einfluss ihres emotionalen Missbrauchs zu stehen, leichte Beute für narzisstische Partner, Freunde, Cheffinnen und Arbeitskollegen zu bleiben und immer wieder in toxische Beziehungen zu geraten und - vielleicht am schlimmsten - die destruktiven Bindungsmuster deines Elternhauses an deine eigenen Kinder und Enkel weiterzugeben.

Bindungstraumata aufarbeiten

Mit einer narzisstischen Mutter aufzuwachsen bedeutet anhaltenden emotionalen Missbrauch und das vor allem in Zeiten, in denen sich unsere Persönlichkeitsstruktur bildet und die Grundlagen für unser späteres Bindungsverhalten gelegt werden.

Das bedeutet, eine narzisstische Mutter fügt ihren Kindern häufig schwere Bindungstraumata zu. Bindungstraumata kann man schwer alleine auflösen. Zum einen sitzen sie zu tief, zum anderen wurden deine wichtigsten Beziehungsbedürfnisse verletzt. Wie der Name schon andeutet, handelt es sich eben um BEZIEHUNGS-Bedürfnisse. Sie erfordern ein Gegenüber.

Dabei gilt: "Wer in Beziehung krank geworden ist, kann nur in Beziehung auch wieder gesund werden."

therapeutischer Grundsatz

Wer in Beziehung krank geworden ist, kann auch nur in Beziehung wieder gesund werden.

Und zwar in einer so genannten korrektiven Beziehung, wie sie ein erfahrener Therapeut oder Coach in der Zusammenarbeit anbieten kann und in der heilsame Bindungserfahrungen gemacht werden können, die sich durch weitere Interventionen gestützt mit der Zeit gleichwertig neben die ursprünglich verletzenden Beziehungserfahrungen setzen und deren Allgemeingültigkeit relativieren.

Hierzu eignen sich integrative Verfahren wie EDMR und vor allem ROMPC sowie weitere. Wenn du das Gefühl hast, alleine nicht weiterzukommen, suche dir am besten professionelle Unterstützung. Achte dabei darauf, dass dein(e) Coach(in) oder Therapeut(in) umfangreiche Kenntnisse auf den Gebieten Narzissmus, Traumatherapie, Bindungstheorie und weiteren angrenzenden Gebieten sowie ausreichend Erfahrung besitzt.

Die Aufarbeitung verletzter Beziehungsbedürfnisse gehört nicht in die Hand von Anfängern oder schlecht ausgebildeten Therapeuten. In dieser Einführungs-Podcast-Folge und den darauf folgenden erfährst du mehr über unsere wichtigsten Beziehungsbedürfnisse:

Lebensfallen und Wahrnehmungsverzerrungen zurücknehmen

Wie du bereits weiter oben gelesen hast, führt das Aufwachsen unter einer narzisstischen Mutter zu verschiedenen Wahrnehmungsverzerrungen in der Art, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen, die in der Schematherapie auch als "Lebensfallen" bezeichnet werden.

Hier gibt es in Coaching und Therapie sehr effektive Methoden, die dir helfen können, den durch den emotionalen Missbrauch deiner narzisstischen Mutter entstandenen Knick in deiner Wahrnehmung auszubügeln und die Welt mehr so wahrzunehmen, wie sie ist und nicht nur, wie sie dir erscheint.

Dadurch eröffnen sich dir ganz neue Möglichkeiten und deine Lebensqualität steigt enorm. Du bewertest dich und die verschiedenen Situationen und Begegnungen in deinem Leben plötzlich ganz anders und deine Grundstimmung verbessert sich.

Hierzu haben sich besonders Methoden aus dem Bereich der Schematherapie selbst sowie der Verhaltenstherapie bewährt, wie sie gute Therapeuten und Therapeutinnen in ihrem Werkzeugkoffer haben (sollten).

Was du selbst tun kannst, ist, dir zunächst einmal den Unterschied zwischen deiner Wahrnehmung und der Realität bewusst zu machen, wenn du dich mal wieder dabei ertappst, dich selbst abzuwerten oder andere zu idealisieren. Stell dir vor, du hättest eine Rot-Grün-Schwäche und würdest den Führerschein machen.

Spätestens jetzt würdest du lernen, dass bei der Ampel die obere Leute (rot) stehen bleiben und die untere Leuchte (grün) losfahren bedeutet, auch wenn du sie ganz anders wahrnimmst, als die anderen Verkehrsteilnehmer.

Ängsten und inneren Dämonen stellen

Wer unter einer narzisstischen Mutter aufgewachsen ist, für den wird die Angst häufig zum ständigen Begleiter. Die Ängste können dabei verschiedene Formen annehmen.

Dazu zählen beispielsweise:

  • Angst, sich zu blamieren und beschämt zu werden
  • Angst, nicht gut genug zu sein
  • Trennungs- und Verlustängste
  • Angst vor Zurückweisung
  • Bindungsangst
  • Angst vor dem Alleinsein
  • Angststörungen und Panikattacken
  • Soziale Phobien
  • Angst, so zu werden wie die narzisstische Mutter
  • Angst, verrückt zu werden
  • und weitere.

Diese Ängste können dein Leben stark einschränken und zu Vermeidungsverhalten führen, das deinen Aktivitätsradius immer weiter einschränkt. Zudem gehen viele Ängste mit starken vegetativen Begleiterscheinungen wie Atemnot, Herzrasen, Schwitzen, Stressdurchfall und anderen einher.

Im Laufe deiner eigenen Heilungsreise wirst du dich diesen inneren Dämonen stellen müssen und ihnen fest ins Gesicht sehen, damit sie ihren Schrecken und Einfluss verlieren. Auch hierzu kann eine professionelle Begleitung sinnvoll sein. Besonders dann, wenn eine klinisch relevante Angst- oder Panikstörung vorliegt.

Noch häufiger sind jedoch verschiedene Formen von Bindungsangst, die sich ebenfalls mit Bindungstrauma orientierten Ansätzen wie dem ROMPC gut behandeln lassen. In diesem Gastbeitrag von mir auf der Seite myMONK.de erfährst du viel Wissenswertes über diese Zusammenhänge.

Er gehört dort bis heute zu den meistgelesenen Artikeln überhaupt. Daran kannst du erkennen, wie verbreitet dieses Thema ist. Hier gelangst du direkt zum Beitrag über Bindungsangst:

>>> Abhängigkeit und Angst vor Nähe - Wie und warum Beziehungen aus dem Gleichgewicht geraten

Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen steigern

Es ist nahezu überflüssig zu erwähnen, wie stark tragende Säulen der eigenen Persönlichkeit wie das Selbstvertrauen, das Selbstwertempfinden, die Selbstachtung und auch die Selbstliebe unter dem Einfluss einer narzisstischen Mutter beeinträchtigt werden. Jede einzelne Säule ist wichtig für ein erfülltes Leben.

Der Begriff "Selbstwertempfinden" (auch Selbstwertgefühl) meint damit eine subjektive Beurteilung unseres eigenen Wertes im Vergleich zu anderen. Dabei kann sowohl unser gedachter Selbstwert als auch der gefühlte Selbstwert beeinträchtigt worden sein. Unter dem Einfluss einer narzisstischen Mutter haben beide Schaden genommen.

Zusätzlich kann man unterscheiden, ob das eigene Selbstwertempfinden durch ein akute Erfahrung beeinträchtigt (State-Selbstwertempfinden) oder grundsätzlich beeinträchtigt ist (Trait-Selbstwertempfinden).

Ähnliches gilt für das Selbstvertrauen, welches nicht nur unser Zutrauen in unsere bereits erworbenen Fähigkeiten und Eigenschaften meint (ich war schon immer gut in Englisch, also habe ich in diesem Bereich ein hohes Selbstvertrauen). Viel mehr ist unser Vertrauen in unsere Fähigkeit, auch mit bisher unbekannten Situationen zurechtzukommen, betroffen.

Unsere Selbstachtung ergibt sich aus der Übereinstimmung unserer Eigenschaften und unseres Verhaltens mit unseren Werten. Je eher wir uns kongruent mit unserem Wertesystem verhalten, desto höher ist unsere Selbstachtung in diesem Zusammenhang und umgekehrt.

Erwähnenswert ist, dass unser Wertesystem häufig nicht oder nur kaum aus selbst gewählten Werten besteht. Häufig setzt es sich zu einem großen Anteil aus den uns suggerierten Werten anderer und der Gesellschaft zusammen. Dann haben wir eine geringe Selbstachtung, weil wir Werten nicht gerecht werden, die nicht mal unsere eigenen sind.

Und was der emotionale Missbrauch einer narzisstischen Mutter mit der eigenen Selbstliebe ihres Kindes anrichtet, muss wohl nicht explizit erwähnt werden.

Die genannten Bereiche sind mittels moderner Therapie- und Coachingverfahren sehr gut positiv zu beeinflussen und das oft in erstaunlich kurzer Zeit. Wenn du selbst aktiv werden möchtest, findest du im Markt der Selbsthilfeliteratur jede Menge Material hierzu. Einer der wichtigsten Aspekte dabei ist die Fokusverschiebung in der eigenen Wahrnehmung.

Weg von den Defiziten, hin zu dem, was positiv ist. Und sei es auch erstmal noch so klein. Durch die permanenten Entwertungen deiner narzisstischen Mutter hast du früh gelernt, nahezu ausschließlich auf deine Schwächen zu fokussieren. Oft waren es nicht mal echte Schwächen sondern nur etwas, das deiner narzisstischen Mutter gedient hat, um dich unter Vorwänden abzuwerten.

Du hast die Negativ-Fokussierung gelernt. Sie ist nicht einfach so entstanden. Du kannst jedoch Zeit deines Lebens Neues dazu lernen und Altes umlernen. So kann mit der Zeit aus deinem Schwächen-Bewusstsein ein Stärken-Bewusstsein werden

Neuprogrammierung einschränkender Glaubenssätze

Durch die permanenten Entwertungen und den emotionalen Missbrauch durch deine narzisstische Mutter hast du viele negative Botschaften über dich selbst empfangen. Etwas davon bleibt immer hängen. Besonders, wenn wir es so oft und schon so früh zu hören und zu spüren bekommen und erst Recht, wenn es von der Person kommt, die uns eigentlich bedingungslos lieben sollte.

Viele dieser toxischen Samen keimen und wachsen zu einschränkenden Glaubenssätzen über uns selbst, die anderen und die Welt an sich heran. Einige übernehmen wir direkt aus dem Wortlaut unserer narzisstischen Mutter. Andere bilden wir als Reaktion auf das Verhalten anderer.

Diese negativen Beziehungsbotschaften werden mit der Zeit zu dem, was man in der Transaktionsanalyse (TA) auch als "Bann-Botschaften" bezeichnet. Destruktive Botschaften, unter deren einschränkendem Einfluss viele ein Leben lang stehen, wenn nicht aktiv gegengesteuert wird.

Die schlimmste aller Bann-Botschaften ist die Botschaft "Sei nicht!" - im Sinne von "Sei nicht da / Es wäre besser, wenn es dich gar nicht gäbe." Manchmal wird sie direkt ausgesprochen. Häufig schließen wir sie aus dem Verhalten unserer Eltern uns gegenüber. Unter einer narzisstischen Mutter entsteht sie fast mit Gewissheit, sofern du ihr Schattenkind repräsentierst.

Mehr über Bann-Botschaften und die Schlimmste unter ihnen ("Sei nicht!") erfährst du in meinem Gast-Artikel auf der Seite myMonk.de: Wenn Kinder spüren, dass sie nicht erwünscht sind

Selbstempathie stärken

Durch die als Reaktion auf das abwertende und fordernde Verhalten der narzisstischen Mutter entstandenen überzogenen Selbstansprüche, wie immer perfekt zu sein und niemals Fehler zu machen und immer stark zu sein und niemanden zu brauchen oder es allen immer recht machen zu wollen, geraten besonders Töchter narzisstischer Mütter schnell in großen Stress, wenn sie in einer Situation ihren unerfüllbaren Selbstansprüchen nicht genügen.

Neben der emotionalen Entschärfung und Abschwächung der Wirkung, die diese inneren Antreiber auf uns haben, wie sie durch moderne Therapie- und Coaching-Methoden heute sehr gut möglich sind, gilt es vor allem, Selbstempathie zu entwickeln.

Selbstempathie wirkt wie das Gegengift zu überzogenen Selbstansprüchen. Je mehr wir unsere Selbstempathie stärken, desto eher nehmen wir uns so an, wie wir gerade sind. Das bedeutet in der Folge, dass wir nicht mehr unsere gefühlte Existenzberechtigung verlieren, sobald wir mal wieder feststellen, dass wir gerade nicht so funktionieren, wie wir es von uns in der Vergangenheit erwartet hatten.

Hierzu ist es wichtig, sich zunächst den mit der Nichterfüllung der überzogenen Selbstansprüche einhergehenden Ängsten zu stellen und diese entsprechend "entschärft" zu haben, damit wir am Ende nicht nur wissen, dass wir auch dann noch okay sind, wenn wir mal nicht voll da sind, sondern es auch bis in unsere Zellen hinein fühlen können.

Andreas Gauger

Okay damit zu sein, gerade nicht okay damit zu sein, ist der schnellste Weg, um wieder okay zu werden.

Vertrauen in die eigene Wahrnehmung wiederherstellen

Falls du dir die weiter oben bereits erwähnte Podcast-Folge über unser Bedürfnis nach Bestätigung der eigenen Erfahrung bereits angehört hast, ist dir sicher spätestens dann klar geworden, warum du oft deiner eigenen Wahrnehmung misstraust und in vielen Situation verunsichert bist, weil du nicht sicher bestimmen kannst, ob du richtig oder falsch liegst.

Durch die ständige Manipulation und das ständige Lügen deiner narzisstischen Mutter, die darüber hinaus keine Gelegenheit ausgelassen hat um dir zu suggerieren, du seist nicht richtig, verlierst du mit der Zeit das Vertrauen in deine eigene Wahrnehmung. Sofern du überhaupt eine Chance hattest, es angemessen zu entwickeln.

Diese tiefe Verunsicherung verursacht eine Menge Folgekosten in deinem Leben. Sie macht dich beispielsweise hochgradig anfällig für die Manipulation späterer narzisstischer Partner in einer toxischen Beziehung. Darüber hinaus bist du es gewohnt, die Schuld bei dir zu suchen.

Schließlich hat deine narzisstische Mutter dir ja auch ständig zu verstehen gegeben, dass du an allem Schuld bist. Diese perfide Manipulation ist leider auch der perfekte Nährboden für die Entwicklung eigener co-narzisstischer Verhaltensweisen. Doch damit leider nicht genug.

Da du so prädestiniert dafür bist, immer wieder narzisstische Partner anzuziehen, ist es leider sehr wahrscheinlich, dass deine Kinder diese Form der Bindungserfahrungen ebenfalls in sich aufsaugen, wenn sie die Dynamik zwischen dir und deinem narzisstischen Partner mitbekommen.

Ob sie dann später eher narzisstische oder co-narzisstische Tendenzen ausleben, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einer darunter ist die Rollenvorbildfunktion, die ein gleichgeschlechtlicher Elternteil für ein Kind hat und wie man einen gegengeschlechtlichen Partner behandelt. Was das in der Praxis für die späteren Beziehungserfahrungen deiner Kinder bedeuten kann, kannst du dir sicher selbst ausmalen.

All das sind gute Gründe, um im Verlauf deiner persönlichen Heilungsreise das Vertrauen in deine eigene Wahrnehmung wiederzuerlangen oder vielleicht sogar erstmalig zu erwerben. Du hast dann in späteren Konfliktsituationen einen inneren Kompass, der dir hilft, auch schwierige zwischenmenschliche Situationen sicher zu durchqueren, ohne Gefahr zu laufen, an denen Felsen deiner Selbstzweifel Schiffbruch zu erleiden.

Schädigende Bindungen lösen, heilsame Bindungen eingehen

Wer mit einer narzisstischen Mutter aufgewachsen ist, hat gelernt, Liebe zu geben und Abwertung zu bekommen. Diese Erfahrungen übertragen sich zwangsläufig auf die Bindungen, die wir später im Leben eingehen.

Überzogene Selbstansprüche danach, es anderen um jeden Preis recht zu machen und Ängste vor Zurückweisung oder davor, aus der Bindung zu fallen, tun oft ihr Übriges. So tragen wir diese Bindungsmuster in viele Beziehungen hinein, die wir heute in unserem Leben haben.

Nicht nur in Partnerschaften sondern häufig auch in Freundschaften oder unser Verhältnis zu bestimmten Nachbarn oder Arbeitskollegen. Manche dieser Beziehungen werden im Laufe deiner eigenen Heilungsreise nicht mehr wie vorher funktionieren. Die anderen waren es gewohnt, dass du dich aufopferst, während sie im Grunde nichts investieren müssen.

An diesem Punkt werden einige deiner bisherigen Beziehungen mit deiner Veränderung mitwachsen, andere werden auseinander gehen. Was sich wie ein Verlust anfühlen kann, ist auf Dauer gesehen eine immense Befreiung.

Auch wenn es sich für einen Moment einsam anfühlen kann, wenn alte "Freundschaften" auseinander gehen, es entsteht Raum für Neues. Die neuen Beziehungen, die du eingehen wirst, werden von der Qualität deiner Entwicklung durchdrungen sein.

Dein Beziehungsraum füllt sich mit der Zeit mit Menschen, die dich für das schätzen, was du wirklich bist, anstatt lediglich für die Rolle, die zu spielen du gelernt hast. Denn im Laufe deiner Reise zu dir selbst hörst du auf, die falschen Signale an die falschen Personen zu senden. Du wirst authentischer und gibst passenden Menschen die Chance, dich wahrhaft zu erkennen.

Andreas Gauger

Wenn wir uns verstellen, nur damit die Unpassenden nicht gehen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn die Passenden nicht kommen. Wie sollten sie auch, solange wir die falschen Signale an die richtigen Menschen senden?

Finde deine Kraft und nutze deine Stärken

Eines möchte ich zum Abschluss nicht unerwähnt lassen: Deine besonderen Stärken. Wenn du mit einer narzisstischen Mutter aufgewachsen bist, hast du nicht nur Defizite, du musstest auch eine enorme innere Stärke entwickeln, die dir vielleicht gar nicht bewusst ist. Sie hat dir geholfen, weiterzumachen. Du magst ein wenig wanken, aber du stehst immer noch.

Zu den wichtigsten Fähigkeiten, die Menschen zwangsläufig entwickeln, die unter einer narzisstischen Mutter zu leiden hatten, gehört die ausgeprägte Feinfühligkeit für die Stimmungen anderer Menschen. Dadurch, dass du nie wusstest, wie deine Mutter sich im nächsten Moment verhält, konntest du nicht anders, als ein ausgesprochen genaues Gespür dafür zu entwickeln, was in anderen Menschen vorgeht, um dich darauf einzustellen.

Diese Fähigkeit hilft dir nicht nur, in einer wertschätzenden Beziehung auf Augenhöhe besonders empathisch mit anderen zu sein. Du kann vor allem wie ein dir vorausgehendes Licht in der Dunkelheit den Weg deiner eigenen Heilungsreise erleuchten. Dazu musst du sie nur auf dich selbst anwenden und du wirst innerlich wissen, was du als nächstes brauchst, um wieder heil und ganz zu werden. Vielleicht zum ersten Mal in deinem wunderbar wertvollen Leben.

Veröffentlicht: Oktober 9, 2021

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