Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen

Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen

Als Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen wird eine Gruppe von Persönlichkeitsstörungen zusammengefasst, die sich durch dramatische, launische und emotional auffällige Verhaltensweisen auszeichnen. Toxische Menschen weisen viele Merkmale einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung auf.

Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen gehen häufig mit Launenhaftigkeit, zerstörerischer und oft unkontrollierbarer Wut und Impulsivität einher. In Beziehungen neigen Menschen mit einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung dazu, ihre Mitmenschen entweder zu entwerten oder zu idealisieren. Andere sind für sie entweder "nur gut" oder "nur schlecht".

Zu den Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen zählen die narzisstische Persönlichkeitsstörung, die Borderline-Persönlichkeitsstörung, die histrionische Persönlichkeitsstörung und die dissoziale Persönlichkeitsstörung (Psychopathie).

Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen

Wer von einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung betroffen ist, hat Probleme mit der Regulation von Nähe und Distanz in Beziehungen. In einigen Fällen kommt es auch zu selbstschädigendem bzw. fremdschädigendem Verhalten. Die Suizidraten sind bei einigen Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen ausgesprochen hoch.

Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen gehen darüber hinaus mit Störungen des Selbstwertgefühls einher. Hierfür hat jede der einzelnen Störungen des Cluster-B ihre eigenen Bewältigungsstrategien. Gemeinsam ist ihnen, dass niemand mit einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung gut mit Kritik oder vorenthaltener Wertschätzung umgehen kann.

Die Betroffenen brauchen es, sich in irgendeiner Form grandios zu fühlen. Kratzt ein Erlebnis oder ein anderer Mensch an dieser Grandiosität, gerät ihre innere Welt ins Wanken und sie reagieren mit kompensatorischer Wut. Diese wird oft ausagiert und gegen sich selbst oder andere gerichtet.


Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen: Narzissmus & Co

Zu den Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen rechnet man die:

Kennzeichnend für Menschen mit einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung ist ihre mangelnde Fähigkeit zur Empathie. Besonders krankhaften Narzissten und Psychopathen fehlt jegliches aufrichtiges Mitgefühl. Sie erleben andere Menschen eher als Spielfiguren und sind emotional blind für das Leiden, das sie ihnen durch ihr Verhalten zufügen.

Dabei können sie durchaus empathisch wirken. Sie besitzen ein erschreckend präzises Gespür für die Ängste, Sorgen, Nöte, Bedürfnisse, Wünsche und Emotionen ihrer Mitmenschen und entlarven deren Schwachstellen mit traumwandlerischer Sicherheit. Oft sind sie gute Zuhörer und haben gelernt.

Sie geben dir das Gefühl, sich wirklich für dich zu interessieren, während sie im Hintergrund Informationen über sammeln. Diese können sie später verwenden, um deine Knöpfe zu drücken und dich in die gewünschte Richtung zu bewegen.

Es existiert eine ganze Reihe von Red Flags, die darauf hinweisen, dass du es bei deinem Gegenüber möglicherweise mit einem Narzissten, Psychopathen oder einem Betroffenen einer anderen Cluster-B-Persönlichkeitsstörung zu tun hast. Wenn du sie kennst, kannst du vielleicht verhindern, in eine toxische Beziehung zu ihm oder ihr hineinzugeraten.

Menschen mit Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen verhalten sich in zwischenmenschlichen Beziehungen oft ausbeuterisch und können großen Schaden anrichten. Natürlich gilt das nicht für alle gleichermaßen. Wie gefährlich jemand wirklich ist, hängt stark von der Ausprägung seiner Persönlichkeitsstörung und dem Vorhandensein etwaiger psychischer Begleiterkrankungen ab.


Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen kommen selten allein

Häufig besteht bei Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen eine hohe Komorbidität mit anderen Merkmalen aus demselben Cluster, aber auch mit anderen psychischen Störungen.

So weisen Borderliner auch narzisstische Züge auf und Narzissten können sich unter bestimmten Bedingungen wie Borderliner verhalten. Psychopathen zeigen auch viele narzisstische Züge, usw.

Obwohl man sich um klare Abgrenzung bemüht, gibt es viele Überschneidungen. In der in Deutschland noch nicht vollständig angekommenen ICD11 rückt man daher erstmalig vom Konzept der verschiedenen Persönlichkeitsstörungen ab. Stattdessen wird ein Achsenmodell mit unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen und Ausprägungsgraden eingeführt.

Damit geht der Versuch einher, Persönlichkeitsstörungen wie beispielsweise die Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen präziser zu beschreiben und die Diagnose weniger dogmatisch und stigmatisierend zu gestalten. Das ist wünschenswert. Inwiefern es sich in der Praxis bewährt, muss sich erst noch zeigen.

Man kann übrigens die verschiedenen Persönlichkeitsstörungen noch weiter unterteilen. Alleine bei der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung lassen sich viele unterschiedliche Narzissmus-Typen voneinander trennen.

Viele Persönlichkeitsstörungen verhalten sich zueinander wie Negativ zu Positiv beim Foto. Was der eine zu viel hat, fehlt dem anderen und umgekehrt. So passen viele Merkmale von Cluster-C- und Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen auffällig gut zueinander. Deshalb gehen sie auch häufig toxische Beziehungen miteinander ein.

Allgemeine Persönlichkeitsstörungen

Um Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen diagnostizieren zu können, müssen zunächst die Kriterien für eine allgemeine Persönlichkeitsstörung erfüllt sein. Sind diese Voraussetzungen gegeben, kann weiter unterschieden werden und beispielsweise eine Cluster-B-Persönlichkeitsstörung wie krankhafter Narzissmus festgestellt werden.

Ob es sich bei bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen um einen Persönlichkeitsstil oder bereits um eine Persönlichkeitsstörung handelt, hängt in erster Linie davon ab, ob die Betroffenen selbst und / oder ihr Umfeld unter diesen Eigenschaften leiden, oder die normale Lebensbewältigung durch diese beeinträchtigt ist.


Bitte keine Selbst- oder Fremddiagnosen

Eine kurze Bitte an dich: Die Informationen auf dieser Seite sind nicht dazu gedacht, dich selbst oder andere zu "diagnostizieren". Das bleibt speziell ausgebildeten Fachkräften wie klinischen Psychologen und Psychiatern vorbehalten und hätte auch wenig Nutzen für den Alltag. Die hier angebotenen Informationen können dir als Hinweise dienen und helfen, dich im Zweifelsfall angemessen zu verhalten und Schaden abzuwenden. Kommst du aufgrund dessen, was du hier oder anderswo gelesen und gelernt hast zu dem Schluss, dass jemand in deinem Umfeld beispielsweise von einer der Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen oder einer anderen psychischen Erkrankung betroffen sein könnte, dann sieh es bitte nicht als Diagnose sondern als "Arbeitshypothese" an. Vielen Dank!

In Deutschland sind auf Untersuchungen basierenden Schätzungen zufolge ca. 10 Prozent der Bevölkerung von einer Persönlichkeitsstörung betroffen. Dabei ist nicht berücksichtigt, ob es sich dabei um eine Cluster-B-Persönlichkeitsstörung oder eine andere Form handelt.

Laut DSM-V müssen für das Vorliegen einer allgemeinen Persönlichkeitsstörung folgende Bedingungen erfüllt sein:

Allgemeine Persönlichkeitsstörung*1 nach DSM-V

A. Ein überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten, das merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht. Dieses Muster manifestiert sich in mindestens zwei der folgenden Bereiche:

  1. 1
    Kognition (d.h. die Art, sich selbst, andere Menschen und Ereignisse wahrzunehmen und zu interpretieren).
  2. 2
    Affektivität (d.h. die Variationsbreite, Intensität, Labilität und Angemessenheit emotionaler Reaktionen).
  3. 3
    Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen.
  4. 4
    Impulskontrolle.

B. Das überdauernde Muster ist unflexibel und tiefgreifend in einem weiten Bereich persönlicher und sozialer Situationen.

C. Das überdauernde Muster führt in klinisch bedeutsamer Weise zu Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.

D. Das Muster ist stabil und lang andauernd, und sein Beginn ist mindestens bis in die Adoleszenz oder ins frühe Erwachsenenalter zurückzuverfolgen.

E. Das überdauernde Muster lässt sich nicht besser als Manifestation oder Folge einer anderen psychischen Störung erklären.

F. Das überdauernde Muster ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz (z.B. Substanz mit Missbrauchspotenzial, Medikament) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors (z.B. Hirnverletzung).

Cluster-A- und Cluster-C-Persönlichkeitsstörungen

Neben den Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen werden noch zwei weitere Cluster unterschieden. Dabei handelt es sich um die:

Cluster-A-Persönlichkeitsstörungen: Hierzu zählen die paranoide Persönlichkeitsstörung, die schizoide Persönlichkeitsstörung und die schizotypische Persönlichkeitsstörung. Die Cluster-A-Persönlichkeitsstörungen fallen durch sonderbares und exzentrisches Verhalten auf.

Cluster-C-Persönlichkeitsstörungen: Hier findet man die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung, die asthenische Persönlichkeitsstörung und die anankastische Persönlichkeitsstörung. Die Cluster-C-Persönlichkeitsstörungen gehen mit ängstlichem, abhängigem und furchtsamem Erleben einher.


Literatur:

*1 Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM-5, Deutsche Ausgabe herausgegeben von Peter Falkai und Hans-Ulrich Wittchen, S. 885f., Hogrefe GmbH & Co. KG, 2. korrigierte Auflage 2018

Veröffentlicht: Mai 2, 2021

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