Das Beziehungsbedürfnis nach Initiierung durch andere gehört zu den 8 Beziehungsbedürfnissen nach Erskineund Trautmann.
Menschen haben ein Bedürfnis danach, dass andere auch mal die Initiative ergreifen. Wir brauchen es, dass andere von Zeit zu Zeit auf uns zukommen und uns eine Freude machen oder uns etwas Gutes tun. Dies wirkt dann besonders stark auf uns, wenn es eigentlich keinen Anlass dazu gegeben hätte.
Dabei ist es wichtig, dass der andere dabei nicht seinen eigenen Vorteil, sondern nur unsere Freude, unser Glück im Sinn hat.
Hier geht es nicht um Incentives oder Schmeicheleien, die uns dazu bringen sollen, irgendwann für den anderen etwas bestimmtes zu tun. So etwas hat keine Wirkung oder wenn dann meist eher eine negative. Wir fühlen uns manipuliert.
Der Strauß Blumen zum Valentinstag ist nett, aber nichts besonderes. Fast jede Frau bekommt von ihrem Mann zum Valentinstag Blumen oder andere Geschenke (so sollte es zumindest sein). Aber das war dann auch zu erwarten und kommt nicht überraschend.
Die Überraschung ist nämlich oft ein wichtiger Punkt bei der Erfüllung dieses Bedürfnisses. Denn wenn jemand etwas für uns tut und zwar nur zu unserem Vorteil, ohne den Hintergedanken damit für sich etwas herauszuholen bei uns, kommt dies fast immer überraschend und unerwartet.
Die Wirkung steigert sich noch, wenn uns der andere nicht nur selbstlos mit etwas überrascht, das nur unserer Freude dient und nicht nötig gewesen wäre, sondern wenn erkennbar ist, dass es ihn Überwindung kostet.
Zum Beispiel, wenn die Frau ihrem Mann ohne Anlass und von sich aus zwei Eintrittskarten für ein Fußballspiel seiner Lieblingsmannschaft schenkt und ihn zu dem Spiel begleitet, weil sie weiß, wie sehr er sich das wünscht und das obwohl sie selbst mit Fußball eigentlich nichts am Hut hat.
Es gibt bei dem Bedürfnis nach Initiierung durch andere also mehrere Wirkelemente. Die einzelnen Elemente müssen nicht unbedingt alle gleichzeitig erfüllt sein, doch je mehr davon in einer Geste zusammen kommen, desto stärker wirkt sie. Die einzelnen Elemente sind:
Jemand tut etwas für uns…
- von sich aus und ohne, dass wir darum bitten mussten
- ohne, dass es notwendig wäre
- ohne einen eigenen Vorteil daraus zu ziehen
- ohne, dass wir damit rechnen konnten – er überrascht uns damit
- obwohl es ihn selbst Überwindung kostet
- ohne Anlass (die Blumen nicht zum Valentinstag, sondern an einem normalen Donnerstag nach der Arbeit)
- wovon er weiß, dass wir uns sehr drüber freuen
Funktion als kompensatorisches Beziehungsbedürfnis
Tritt das Bedürfnis nach Initiierung als kompensatorisches Beziehungsbedürfnis auf, kann dies aus zwei Gründen geschehen.
Entweder, weil dieses Bedürfnis selbst nachhaltig verletzt wurde, dann überkompensieren wir im gleichen Bedürfnis. Oder, weil Das Bedürfnis nach Initiierung als Kompensation für ein anderes verletztes Beziehungsbedürfnis herhalten muss.
In beiden Fällen kann es sich entweder in aktiver (Kampfmodus) oder passiver (Fluchtmodus) Form im Verhalten einer Person zeigen.
Aktiv: Die Betroffenen vermeiden Eigeninitiative und erwarten von anderen, dass diese den ersten Schritt auf sie zu machen. Sie kultivieren und pflegen ihre eigene Ohnmächtigkeit und erlernte Hilflosigkeit.
Passiv: Die Betroffenen haben nicht erlebt, dass andere initiativ auf sie zukommen, deshalb schalten sie in den Selbstversorger-Modus. Sie versuchen, andere erst gar nicht zu brauchen und geben ihnen von vornherein meist gar keine Chance, etwas für sie zu tun, selbst wenn sie dies wollen. Sie werden lieber selbst initiativ und gehen auf andere zu, als darauf zu warten und zu hoffen, dass andere dies tun.
*Die hier dargestellten Zusammenhänge basieren auf den Arbeiten der beiden Transaktionsanalytiker Richard Erskine und Rebecca Trautmann, sowie den Ergänzungen des ROMPC®-Begründers Thomas Weil in seinem Buch „Selbstwirksamkeit und Performance“:
Thomas Weil, Martina Erfurt-Weil, “Selbstwirksamkeit und Performance – ROMPC®-Kompendium Theorie- und Trainingshandbuch”, MEW Medienedition Weil e.K., Ausgabe 2010
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